Während in Unterföhring nach der heutigen Betriebsversammlung verständlicherweise noch viele Fragen zu klären sind, die in den kommenden Tagen in den Abteilungen des Unternehmens konkretisiert werden sollen, bestätigt die ProSiebenSat.1 Media SE den kommunizierten Stellenabbau im Unternehmen mit erwartungsgemäß blumigen Worten. Die Pressemitteilung titelt „ProSiebenSat.1 richtet Organisation auf Wachstumsstrategie des Konzerns aus.“

In der Neuausrichtung der ProSiebenSat.1 Group gehe man „den nächsten Schritt“: Nachdem der Konzern die Streaming-Plattform Joyn zum 31. Oktober 2022 vollständig übernommen hatte und sie in den Mittelpunkt seiner Entertainment-Aktivitäten stellt, erfolge jetzt eine Neuaufstellung der Organisation, insbesondere im Entertainment-Segment. Eine effizientere Struktur sei das Ziel, inklusive  wettbewerbsfähiger Kostenbasis sowie „klar auf die digitale Transformation ausgerichtete Prozesse“. Nötig sei dies, um „weiterhin konsequent in die Zukunft der Gruppe investieren zu können, insbesondere in Inhalte und digitale Angebote.“

Freiwilligenprogramm soll betriebsbedingte Kündigungen reduzieren

Vor diesem Hintergrund sei ein Stellenabbau in der Gruppe notwendig, von dem 400 Vollzeitstellen im deutschen Geschäft und dort im Segment Entertainment sowie auf Holding-Ebene betroffen sind. Insgesamt beschäftigt die ProSiebenSat.1 Media SE in diesen Bereichen nach eigenen Angaben rund 4.000 Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter, was einem Abbau jedes zehnten Arbeitsplatzes entspräche. Das soll über ein Freiwilligen-Programm sozialverträglich erfolgen, um betriebsbedingte Kündigungen weitestgehend zu vermeiden. Hierauf habe sich das Unternehmen in Gesprächen mit den Arbeitnehmervertretern geeinigt.

Bert Habets © Seven.One / Benedikt Müller
„In einer sich konstant verändernden Medienindustrie ist es nur konsequent, dass wir unsere Strategie neu ausgerichtet haben und dafür auch unsere eigene Aufstellung immer wieder hinterfragen. Zudem müssen wir das vierte Jahr in Folge in einem extrem herausfordernden wirtschaftlichen Umfeld agieren. Es ist daher unumgänglich, dass wir unsere Sach- und Personalkosten deutlich senken“, erklärt der ProSiebenSat.1-Vorstandsvorsitzende Bert Habets. „Der Stellenabbau ist eine schwierige, jedoch unternehmerisch notwendige Entscheidung, damit ProSiebenSat.1 seine Ertragskraft steigert und wieder nachhaltig und gesund wachsen kann.“

Deshalb sei 2023 das Jahr der Neuausrichtung des Konzerns, so Habets weiter. „Wir haben einen klaren Plan mit Fokus auf unser Entertainment-Angebot und vor allem auf Joyn. So wollen wir als Konzern die Nummer Eins im deutschsprachigen Entertainmentmarkt werden. Und wir haben nun eine agile Aufstellung sowie wieder Spielraum für Investitionen geschaffen. Das war als Grundlage zur Umsetzung unserer Wachstumsstrategie unbedingt erforderlich.“ Erste Effekte der reduzierten Sach- und Personalkosten erhofft man sich im 4. Quartal dieses Jahres. 

Noch 2023 belaufen sich die Effekte voraussichtlich auf einen niedrigen zweistelligen Millionenbetrag. Dies hat ProSiebenSat.1 bereits im Finanzausblick für das Gesamtjahr 2023 berücksichtigt. Der vollständige Kosteneffekt für 2024 werde sich nach Unternehmensangaben auf einen mittleren zweistelligen Millionen-Euro-Betrag belaufen. 

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