DLF © IMAGO / Future Image
Das Funkhaus Köln beherbergt seit Ende der 70er Jahre Studios und Redaktionen von Deutschlandradio, in dem Gebäude werden die zwei bundesweiten Hörfunkprogramme Deutschlandfunk und Deutschlandfunk Nova produziert. Und nun steht eine umfassende Sanierung und Erneuerung des Gebäudes an. Aktuell rechnet man mit Kosten in Höhe von 188,6 Millionen Euro, diese Summe hat Deutschlandradio gegenüber der Kommission zur Ermittlung des Finanzbedarfs der Rundfunkanstalten (KEF) kommuniziert. 

Weil schon zuvor klar war, dass die Komplettsanierung kein kleines Projekt werden würde, prüfte man beim Deutschlandradio auch Alternativen. So hat man zusätzlich einen kompletten Neubau innerhalb von Köln gutachterlich prüfen lassen - schließlich aber wegen der hohen Kosten verworfen. Nun soll es also eine umfassende Sanierung und Erneuerung der bestehenden Sendezentrale sein. 142,6 Millionen Euro hat man bei der KEF als Großinvestition angekündigt. Die restlichen 46 Millionen Euro sind für Instandhaltungen vorgesehen - das will man aus dem laufenden Instandhaltungsaufwand der jeweiligen Beitragsperiode heraus finanzieren. 

Zum Vergleich: Im Jahr 2022 entfielen rund 250 Millionen Euro aus dem Rundfunkbeitrag auf Deutschlandradio. Das zeigt schon ziemlich gut: Die Sanierung des Funkhauses ist für das Unternehmen ein finanzielles XXL-Projekt. Dementsprechend wird es auch viel Zeit in Anspruch nehmen. Die Sanierung erfolgt bis 2034. Die Großinvestitionen hat Deutschlandradio in den jeweiligen Beitragsperioden angemeldet. "Die Sanierung ist über einen langen Zeitraum angesetzt, weil zum einen im laufenden Betrieb saniert werden soll, und somit die betrieblichen Belange berücksichtigt werden müssen", heißt es vom einem Deutschlandradio-Sprecher gegenüber DWDL.de. Und weiter: "Zum anderen wird in kleineren Abschnitten saniert, um den laufenden Betrieb nur minimal zu stören. Dadurch verlängert sich zwar die Bauzeit, jedoch wird somit auch die Liquidität geschont und es bestehen Möglichkeiten ‘nachzusteuern’ und auf geänderte Rahmenbedingungen einzugehen."

Funkhaus Deutschlandradio und Deutsche Welle © IMAGO / Manngold Lange stand neben dem Deutschlandradio-Funkhaus in Köln auch das Hochhaus der Deutschen Welle. Das wurde bis 2021 aber zurückgebaut.

Ob es am Ende des Projekts tatsächlich bei den kommunizierten Kosten bleibt, muss man abwarten. In den vergangenen Jahren sind Bau- und Materialpreise überall gestiegen, davon bleibt auch Deutschlandradio nicht verschont, angemeldet hatte man das Projekt bei der KEF einst im Jahr 2019. Aufgrund "geänderter Rahmenbedingungen" habe man einen "fortgeschriebenen Stand" in der neuen KEF-Anmeldung übermittelt. Konkret heißt das: Bei Deutschlandradio rechnet man mit Mehrkosten. In welcher Höhe, ist unklar. Dennoch will man den von der KEF festgestellten Finanzbedarf nicht überschreiten, teilt das Unternehmen mit. Bereits 2017 hatte man zur Teilfinanzierung des Projekts das Gelände am Sendestandort Britz verkauft - und damit 7,2 Millionen Euro erlöst. Kredite will man zur Finanzierung nicht aufnehmen. 

Schon wieder eine Brandschutzsanierung? 

Noch haben die Arbeiten am Gebäude aber überhaupt nicht begonnen. Aktuell befindet man sich in der Projektinitiierung, während dieser Phase werden grundlegende Entscheidungen für den gesamten Projektverlauf getroffen. Damit will man bis Ende dieses Jahres fertig sein, erst danach erfolgt der Planungsprozess und dann schließlich die Sanierung. Umgesetzt werden sollen die Maßnahmen dann schließlich in fünf Paketen. Diese beinhalten die gebäudetechnische, die bauliche, die energetische und die brandschutztechnische Sanierung sowie die Schadstoffsanierung.

Im Rahmen der Sanierung ist für die Baufreiheit in den Bauabschnitten kein Standortwechsel und keine Anmietung von Flächen vorgesehen.
Deutschlandradio-Sprecher


Vor allem der Punkt Brandschutz ist in diesem Fall ein interessanter Aspekt, denn bei der letzten Sanierung bis 2013 ging es ganz explizit um eben diesen Punkt. Gegenüber DWDL.de heißt es von Deutschlandradio, zwischen 2000 und 2013 habe eine "umfassende Brandschutzsanierung" stattgefunden. "Neben der eigentlichen, vollflächigen Brandschutzsanierung des Gebäudes wurden weitere Teilprojekte parallel zur Brandschutzsanierung umgesetzt. Der Fokus bei der zurückliegenden Sanierung lag auf dem Brandschutz auf Grundlage eines Brandschutzkonzepts für den Sonderbau." Die damals durchgeführten Maßnahmen würden nun bei der jetzt anstehenden Sanierung den Umfang der Maßnahmen reduzieren. 

Und dennoch steht die Frage im Raum: Wieso muss man jetzt schon wieder ran an den Brandschutz, wo dieser doch bis 2013 umfassend saniert wurde und bei den damaligen Arbeiten explizit im Fokus stand? Auch heute ist die "brandschutztechnische Sanierung" schließlich wieder einer von fünf wesentlichen Punkten des Sanierungsprojekts. Beim Deutschlandradio verweist man auf die Tatsache, dass beim Beginn der ersten Baumaßnahmen, voraussichtlich im kommenden Jahr, die vormalige Brandschutzsanierung je nach Abschnitt bis zu 24 Jahre zurückliege. "In dieser Zeit haben sich nicht nur die Erkenntnisse, beispielsweise die Schadstoffkartierung, sondern auch die Anforderungen und Möglichkeiten deutlich verändert."

Für Belegschaft soll sich nicht viel ändern

Deutschlandradio verweist außerdem darauf, dass das Projekt heute nicht mit dem von damals vergleichbar ist. Damals seien etwa Bauwerk, Fassade und vereinzelte Anlagen und Einrichtungen "nicht vollumfänglich saniert" worden. Zahlreiche Einheiten des Gebäudes seien mittlerweile über 40 Jahre alt und würden nicht mehr dem heutigen technischen und energetischen Standard entsprechen. 

Die gute Nachricht für die Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter: Sie können aller Voraussicht nach während der Sanierungszeit in Köln bleiben, um die Programme von Deutschlandfunk und Deutschlandfunk Nova weiter zu produzieren. "Im Rahmen der Sanierung ist für die Baufreiheit in den Bauabschnitten kein Standortwechsel und keine Anmietung von Flächen vorgesehen", heißt es von einem Sprecher gegenüber DWDL.de. Die Rede ist von einer Verdichtung von Arbeitsplätzen in Bestandsflächen. "Wir lernen hierbei aus den Erkenntnissen der Corona-Pandemie und nutzen Desk-Sharing und New-Work, um eine entsprechende Verdichtung [...] zu erzielen." Bleibt zu hoffen, dass die Anforderungen im Jahr 2034 noch die gleichen sind wie heute - oder Deutschlandradio im Zweifel schnell auf Veränderungen reagieren kann. 

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