In einem vom WDR produzierten "Tagesschau"-Bericht über eine Preis-Aktion von Penny ist am Montag eine Kundin des Discounters zu Wort gekommen - die auch als WDR-Mitarbeiterin tätig ist. Dem Publikum wurde dieses nicht unwichtige Detail allerdings verschwiegen. 

In dem Bericht ging es um die seit Montag laufende Penny-Aktion, wonach eine Woche lang bei neun Produkten der angeblich "wahre Preis" verlangt wird, also jener Betrag, der die derzeit unsichtbaren Umweltfolgekosten berücksichtigt, die entlang der Lieferketten zwar zwangsläufig anfallen, sich aber bislang in aller Regel nicht oder nur anteilig am Verkaufspreis der Produkte widerspiegeln. Die Preise der von der Aktion betroffenen Penny-Produkte erhöhen sich dadurch vorübergehend um bis zu 94 Prozent. 

In besagtem "Tagesschau"-Beitrag, der in der Hauptausgabe um 20:00 Uhr lief, wurde nun die Kundschaft eines Kölner Penny-Marktes befragt. Während sich eine Kundin von den Preissteigerung nicht begeistert zeigte, nahm eine andere Frau die Gegenposition ein. Das Problem: Sie ist für den WDR als Produktionsassistentin tätig. In dem Beitrag erklärte sie, sie finde die Preisaufschläge gut, da sie zum Nachregen anregten. Normalerweise denke man nicht darüber nach, "dass Fleisch so und so viel Aufschlag hat", so die WDR-Mitarbeiterin weiter.

Nachdem die unglückliche Doppelrolle der WDR-Journalistin auf dem "Twitter"-Nachfolger "X" für Unruhe sorgte und inzwischen auch "Bild" über den Vorgang berichtete, wurde der betreffende Teil des "Tagesschau"-Beitrags gelöscht. "Die gezeigte O-Ton-Sequenz im von uns produzierten Beitrag hätte so nicht gesendet werden dürfen", räumte der WDR gegenüber "Bild" ein. "Kolleginnen oder Kollegen zu interviewen entspricht nicht den journalistischen Standards." 

Am Mittwochvormittag versuchte der WDR den Vorgang noch einmal aufzuarbeiten. Demnach habe die Mitarbeiterin nach ihrem Frühdienst im WDR im Supermarkt eingekauft und sei dort vom Reporter zu der Discounter-Aktion befragt worden. "Er kannte sie nicht. Es kam zu einem Missverständnis: Die Kollegin sagte, sie komme gerade vom WDR Radio. Der Reporter verstand in dieser Situation, sie habe von diesem Thema im WDR Radio gehört", heißt es in dem WDR-Statement. Und weiter: "Wir gehen transparent mit Fehlern um. Der Beitrag wurde - direkt als der Fehler erkannt wurde - korrigiert und mit einem entsprechenden Hinweis versehen."

Schon am Tag zuvor hatte der WDR erklärt, die Redaktion bedauere den Fehler. Man habe mit den beteiligten Personen gesprochen und wolle den Sachverhalt nacharbeiten.  

Hinweis: Der Artikel wurde um 11:42 Uhr um das neuerliche WDR-Statement ergänzt. Vor diesem Hintergrund haben wir auch die Überschrift angepasst.

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