Schon seit Monaten warten die deutschen Fernsehsender auf ein Anziehen des Werbemarktes und ProSiebenSat.1-CEO Bert Habets mag manchem aus der Seele gesprochen haben, als er vor wenigen Tagen bekundete, gedanklich schon in 2024 zu sein. Vor den Münchner Medientagen hat nun auch der Privatsenderverband VAUNET seine Herbstprognose veröffentlicht und einen drängenden Appell an die Politik gerichtet.

 

Claus Grewenig © Markus Altmann Claus Grewenig
VAUNET-Vorstandsvorsitzender Claus Grewenig, zugleich auch Chief Coporate Affairs Officer bei RTL Deutschland, sagte: "Die Vielfalt privatwirtschaftlicher Medien ist keine Selbstverständlichkeit, sondern maßgeblich abhängig von den Refinanzierungsmöglichkeiten. Unsere Branche verträgt keine zusätzlichen Belastungen mehr, wie sie aktuell mit bundespolitischen Initiativen zu Werbeverboten für Lebensmittel oder Investitionsverpflichtungen in der Filmförderung vorbereitet werden." Hier müssten aus der Ampel und den Bundesländern nun "klare Stoppsignale" kommen.

VAUNET erwartet aktuell, dass die Audio- und audiovisuellen Werbeumsätze in diesem Jahr im Vergleich zum Vorjahr um 1,1 Prozent sinken werden. Sie sollen nach aktuellen Zahlen bei 6,07 Milliarden Euro liegen. Während Audio-Werbung wohl zulegen wird (um 2,1 Prozent auf 830 Millionen Euro), soll der Rückgang in Sachen Bewegtbildwerbung bei 1,6 Prozent liegen. Die Zahl kommt aber auch nur deshalb zustande, weil Instream-Werbung um etwa zwölf Prozent wächst. Klassische Fernsehwerbung verzeichne einen Rückgang von rund sechs Prozent auf 3,78 Milliarden Euro.

Laut VAUNET-Prognose werden die Umsätze mit Bezahlinhalten im laufenden Jahr 2023 voraussichtlich um 8,0 Prozent ansteigen. Für den Bereich Pay-TV wird mit einer stabilen Entwicklung auf Vorjahresniveau in Höhe von 2,2 Milliarden Euro gerechnet (2022: 2,2 Mrd. Euro). Für den Bereich Teleshopping wird mit einem stabilen Umsatzvolumen gerechnet, das wie im Vorjahr bei 2,3 Milliarden Euro liegt. Die Gesamtumsätze der Audio- und audiovisuellen Medien sollen nach derzeitigen Berechungen im laufenden Gesamtjahr 2023 in Deutschland voraussichtlich um 3,1 Prozent auf insgesamt 15,5 Milliarden Euro wachsen (Vorjahr: 15,1 Mrd. Euro). Hauptverantwortlich für das Wachstum seien insbesondere die Erlöse aus Abonnements und Werbung im Streaming-Segment. 

 

"Unsere Zahlen dokumentieren eine hohe volkswirtschaftliche Relevanz der Audio- und audiovisuellen Medien. Gleichzeitig sehen wir aber die Abhängigkeit gerade der werbefinanzierten Medien von der gesamtwirtschaftlichen Entwicklung. Dies schwächt die Position im Wettbewerb gegenüber den beitragsfinanzierten Öffentlich-Rechtlichen und den globalen Tech-Konzernen weiter," sagt Frank Giersberg, VAUNET-Geschäftsführer.

Mehr zum Thema