"Obwohl die Zeichen auf Sturm stehen, bewegt sich in den Sendern wenig, wirkt das, was man dem Publikum präsentiert, uniform und ambitionslos" - schon die einleitenden Worte zum Manifest, das der Bundesverband Regie und der Deutsche Drehbuch-Verband zur Zukunft des fiktionalen Fernsehens veröffentlichten, lässt kein gutes Haar an den Öffentlich-Rechtlichen. Dass die Medienpolitik dann auch noch den Zukunftsrat ohne Beteiligung der Kreativen besetzt hat, sorgt für zusätzlichen Unmut, den Verantwortlichen wird ein "Wagenburg-Verhalten" vorgeworfen.
Konkret formulieren die Verbände mehrere Forderungen, mit denen man "moderne und effektive Rahmenbedingungen" für fiktionale Produktionen erreichen wolle. So nehme man eine "Uniformität und Genreverarmung" wahr, der es gelte, entgegenzuwirken. "Die Redaktionen dürfen nicht länger von Marketing-Richtlinien, was angeblich erfolgreiches öffentlich-rechtliches Programm ausmacht, gegängelt werden." Redaktionen müssten gestärkt werden, damit diese "eigenständig und selbstbewusst Programmentscheidungen treffen können".
Dabei blendet das Manifest allerdings aus, dass für die Mediatheken in jüngerer Vergangenheit tatsächlich nischigeres Programm auch in Genres produziert wurden, die man so von den öffentlich-rechtlichen nicht (mehr) kannte - was viele allerdings gar nicht mitbekommen haben dürften. Dieses Problem wird im Manifest benannt: "Wir brauchen Sichtbarkeit des Mediathekenprogramms. Denn unterfinanzierte Innovationen für Sendeplätze zu produzieren, die kaum zu finden sind und nur halbherzig beworben werden, ist medienpolitisch fragwürdig und Verschwendung von Gebührengeldern", schreiben die Autorinnen und Autoren.
Kritik übt das Manifest auch an der Bündelung eines großen Teils des Produktionsbudgets in der ARD-Degeto. "Statt 100 Filme pro Jahr von einer einzigen ausgelagerten Redaktion verantworten zu lassen, fordern wir, die Programmplätze und Budgets zurück in die Landesrundfunkanstalten zu geben." Die Zentralisierung widerspreche "dem Geist der Rundfunkstaatsverträge und dem föderalen Grundsatz der bundesdeutschen Medienordnung". Zugleich forderte man die Redaktionen auf, mutigere Programmentscheidungen zu treffen und kein Fernsehen zu machen, das nur den kleinsten gemeinsamen Nenner bediene und daher niemanden interessiere. "Wer brisantes und relevantes Fernsehen will, darf keine Angst vor Debatten haben, sondern muss sie herausfordern." In einem weiteren Punkt findet sich die Forderung nach einem "quotenfreien Abend", der "den Kreativen, dem anspruchsvollen Fernsehen" gehöre und keinerlei Quotendruck unterliege.
Weitere Punkte beziehen sich auf die Zusammenarbeit zwischen Sendern und Kreativen. Hier fordere man eine "respektvolle Zusammenarbeit, "mehr Vertrauen in die Kraft der kreativen Teams" und weniger "Kontrollwahn" bei den Sendern. Dabei gehe es nicht nur ums Geld, sonderna uch die Art und Weise der Zusammenarbeit. "Statt das Potential und die Ideen der Kreativen zu fördern, werden sie in enge, bevormundende Korsette gepresst. In keiner anderen Branche bezahlt man hochqualifizierte Fachkräfte, um ihnen gleichzeitig jegliche Kompetenz abzusprechen und sie zu Erfüllungsgehilfen zu degradieren." Für eine bessere Zusammenarbeit würde auch schon die Einrichtung standardisierter, systematischer Entscheidungswege mit klaren Vorgaben sorgen - etwa nach Vorbild der Filmförderung. Wenn sich so überlange Projektentwicklungen vermeiden ließe, führe das zu mehr Sicherheit für Produktionsfirmen und freie Kreative.
Ums Geld geht's aber natürlich auch: Man fordere eine "angemessene Vergütung für alle Arbeitsstufen", also beispielsweise auch für Recherche oder Konzeption, was derzeit häufig gar nicht vergütet werde. In dem Zusammenhang rechnet man vor, dass es in den letzten zehn Jahren zwar Gehaltserhöhungen fürs eigene Personal gegeben habe, zugleich aber eine halbe Milliarde am Programm gespart wurde - was ca. 18.000 Freischaffende arbeitslos gemacht habe.
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