Da sind Konflikte mit der Politik vorprogrammiert: Die Intendantinnen und Intendanten der ARD haben auf ihrer jüngsten Sitzung in Köln weitere Reformen beschlossen, einige Details zu bekannten Vorhaben verraten und darüber hinaus angekündigt, dass man durch Reformen eingespartes Geld an anderer Stelle ausgeben wird. Letzteres will die Medienpolitik in Teilen aber nicht. Dort gibt es die ganz konkrete Erwartungshaltung, dass Reformvorhaben beziffert werden und sich das dann auch in der künftigen Höhe des Rundfunkbeitrags niederschlägt. Etliche Länder wollen, dass der Beitrag nicht steigt und fordern insbesondere die ARD-Anstalten zu Einsparungen auf. 

Wie die ARD nun aber mitgeteilt hat, will man die Mittel, die durch Kooperationen und gemeinsame Sendungen in den Dritten freigesetzt werden, einsetzen, um "attraktive digitale und regionale Streaming-Formate für die ARD-Mediathek für ein jüngeres Publikum zu produzieren". Damit leisten sie aus der Sicht vieler Politikerinnen und Politiker wohl keinen entscheidenden Beitrag zu zur Stabilisierung des Rundfunkbeitrags. 

Von der ARD heißt es nun, man habe die Grundlage für "weitreichende Kooperationen in den Dritten Programmen" gelegt. Vor allem in solchen Programmbereichen, in denen Regionalität eine weniger wichtige Rolle spielt, wolle man künftig "deutlich stärker zusammenarbeiten, ohne die Profile der Dritten zu schwächen". Neu ist das allerdings nicht: Die Einrichtung von verschiedenen Kompetenzcentern, in denen das Know-How für verschiedene Bereiche gebündelt werden soll, ist bereits beschlossen. In diesen Kompetenzcentern sollen dann Sendungen entstehen, die alle Dritten Programme zeigen können. 

Gemeinsame Nachmittagsstrecke geplant

Konkret stellen die Intendantinnen und Intendanten nun gemeinsame Reise- und Kulinarikformate für die Dritten in Aussicht. Bestehende Kooperationen bei Verbraucher- und Gesundheitssendungen sowie bei Dokus sollen vertieft werden. Neu angekündigt nun ebenfalls: Im kommenden Jahr wollen mehrere Sender eine gemeinsame Nachmittagsstrecke sowie eine begrenzte Zahl gemeinsamer Talkshows austesten. 

Und auch im Hörfunk sollen durch gemeinsame Programmstrecken Ressourcen freigemacht werden, aber auch diese will man nutzen, um künftig etwa die ARD-Audiothek zu stärken. Konkret sollen ab Ende April 2024 die Info-Wellen des ARD-Hörfunks verstärkt zusammenarbeiten, der Senderverbund spricht von einer "neuen Ära". Mehr Effizienz will man unter anderem durch gemeinsame Programmanteile erreichen. Künftig gibt es ab 20 Uhr beispielsweise ein gemeinsames Abendprogramm der Infowellen mit wechselnden thematischen Schwerpunkten. Dabei werden die Sendungen zum größten Teil vom NDR produziert, an wechselnden Abenden aber auch vom RBB oder dem BR, der zudem am Samstag ein aktuelles Gemeinschaftsprogramm bereitstellt. Die verschiedenen ARD-Anstalten können sich zu bestimmten Zeiten aus diesem übergreifenden Programm für regionale Sendungen oder eigene Formate aus- und wieder einklinken. Die schon vor Jahren eingeführte ARD-Infonacht kommt weiterhin vom NDR. 

Kooperationen auch bei Kultur- und Popwellen

Bei den Kulturwellen soll es zwischen 20 und 24 Uhr ebenfalls mehr Kooperationen und gemeinsame Programmstrecken geben, das führte in der Vergangenheit bereits zu viel Kritik von den Macherinnen und Machern, aber auch generell von Kulturschaffenden. Ab dem zweiten Quartal 2024 wird es außerdem einen wöchentlichen gemeinsamen Opernabend geben, drei Monate später zusätzlich zwei gemeinsame Konzertabende. Darüber hinaus soll es nach ARD-Angaben auch "enge Kooperationen" zwischen den Kulturwellen an zwei weiteren Abenden geben.

Und auch bei den Pop-Wellen stehen Veränderungen ins Haus: Die Intendantinnen und Intendanten haben vereinbart, dass SWR3 in Baden-Baden von Montag bis Freitag eine gemeinsame Abendstrecke von 21 bis 24 Uhr produziert. Sechs Pop-Wellen der ARD haben bereits angekündigt, dieses Abendprogramm zu übernehmen. Wie bei den Infowellen sind auch hier flexible Aus- und Wiedereinstiegspunkte für regionale Informationen oder andere Programmangebote vorgesehen. Auf Wunsch können einzelne Sender das gemeinsame Programm auch schon ab 19 Uhr übernehmen. An Wochenenden und Feiertagen soll es ebenfalls gemeinsame Sendestrecken geben, die von SWR3 produziert werden. Auch die ARD-Popnacht kommt weiterhin von SWR3. Aktuell arbeitet man an der konkreten Umsetzung, Start der umfassenden Kooperation ist voraussichtlich der Januar 2025. Hörspiele welcher Art auch immer sollen künftig vor allem digital über die Audiothek verbreitet werden. Bereits bekannt war, dass es eine gemeinsame Hörspiel-Redaktion geben wird.