Es waren ungewöhnlich scharfe Worte, die der langjährige "Hart aber fair"-Moderator Frank Plasberg Anfang Dezember im Interview mit DWDL.de an seinen Nachfolger Louis Klamroth richtete. "Seit meiner letzten Sendung haben wir vielleicht ein- oder zweimal gesprochen, bevor wir dann gemerkt haben: Er will den Bruch", erklärte Plasberg, der den ARD-Polittalk mit seiner Firma Ansager & Schnipselmann auch im vergangenen Jahr nach seinem Rückzug aus dem Scheinwerferlicht noch produzierte.

Dass Plasberg und sein Geschäftspartner Jürgen Schulte den Auftrag verloren und ab sofort Klamroth selbst mit seiner Firma Florida Factual die Sendung produzieren wird, sorgte hinter den Kulissen für Unmut. Klamroth selbst äußerte sich zu den Vorwürfen zunächst nicht - bis jetzt. In einem Interview mit der "Zeit" sagte er über Plasberg: "Ich kann verstehen, dass er eine eigene Erzählung für sich braucht, wie es zu dieser Trennung gekommen ist. Ich habe die Ereignisse gänzlich anders in Erinnerung."

Klamroth: "Wir haben mit Frank Plasberg und seinem Team über Wochen diskutiert. Zeitweise gab es die Überlegung, eine gemeinsame Unternehmung zu gründen. Aber am Ende wurde klar, dass es nicht zusammengeht. Das ist übrigens nicht außergewöhnlich im Fernsehen: Ein Sender vergibt den Auftrag für die Produktion einer Sendung, es gibt verschiedene Interessenten, und in diesem Fall hat der WDR den Auftrag ab 2024 an uns vergeben. Unser Angebot an den Sender war, die Sendung zeitgemäß weiterzuentwickeln und noch attraktiver für ein jüngeres Publikum zu machen." Den Vorwurf, die Übernahme von Anfang so geplant zu haben, wies der Moderator zugleich zurück. Das habe sich "im Laufe des Jahres ergeben, weil der WDR es so entschieden hat".

Gegenüber der "Zeit" äußerte sich Louis Klamroth auch zu Plasbergs Aussage, Klamroth sei "von Anfang so gut wie nie hier in der Firma" gewesen. "Ich halte nichts davon, öffentlich darüber zu streiten, wer wie oft in welchem Büro war", so der Moderator, der rückblickend über sein erstes Jahres bei "Hart aber fair" sagt, es sei "ein durchwachsenes" und "kein einfaches" gewesen. 

Bereut habe er die Entscheidung, die Sendung zu übernehmen, indes nicht. "Es hat in diesem ersten Jahr immer wieder wahnsinnigen Spaß gemacht", sagte Klamroth in der "Zeit". "Ich habe nur bislang nicht die Freiheit gespürt, so zu moderieren, wie es mir entspricht. Ich konnte die Sendung kaum selbst gestalten. Ich dachte, ich könnte das Format schneller verändern, aber dafür braucht es noch etwas mehr." Er verstehe jedoch, "dass es womöglich zu viel auf einmal gewesen wäre, den Moderator auszutauschen und die Sendung zu schnell zu verändern".

Die inhaltliche Veränderung soll nun ab der kommenden Woche erfolgen, wenn Florida Factual die Produktion von "Hart aber fair" übernehmen wird. Bereits am Vormittag hatte der WDR angekündigt, dass es ein neues Studio geben soll, das "Townhall-Charakter" habe und vor allem die neuen "Bürgergäste" in Szene setzen soll (DWDL.de berichtete). Darüber hinaus wird es zusätzlich am Dienstag eine von Louis Klamroth kommentierte und durch redaktionelle Inhalte ergänzte Version der Sendung in der ARD-Mediathek zu sehen geben.

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