Fünf Jahre ist es her, dass der Rundfunk Berlin-Brandenburg (RBB) sein Kulturangebot unter der einheitlichen Marke RBB Kultur neu sortierte - im Zuge dessen wurde auch das Kulturradio in RBB Kultur umbenannt. Unter der neuen Führung hat die bisherige Dachmarken-Strategie nun offenbar keinen Bestand mehr: Überraschend stellte der RBB am Mittwoch eine erneute Umbenennung seiner Hörfunkwelle in Aussicht. Schon ab dem 2. April wird der Sender auf den Namen Radio 3 hören.

Damit besinnt sich die Kulturwelle ein Stück weit auf ihre Wurzeln, denn hervorgegangen ist das einstige Kulturradio vor mehr als 20 Jahren aus Radio Kultur vom SFB und Radio 3, das zeitweise von den damaligen Anstalten SFB und ORB zusammen mit dem NDR betrieben wurde.

Martina Zöllner © RBB/Gundula Krause Martina Zöllner
Nun also die Rückkehr von Radio 3. Die Rede ist zugleich von einer "programmlichen Neuausrichtung", die dem Austausch über kulturelle Themen und kulturpolitische Debatten im Vergleich zum aktuellen Angebot breiteren Raum geben soll. "Zusammen bilden Berlin und Brandenburg eine der vielfältigsten Kulturlandschaften, die wir in Deutschland haben. Diesen Reichtum soll die Kulturwelle des RBB zum Ausdruck bringen", sagte RBB-Programmdirektorin Martina Zöllner. "Wir wollen die Kultur in allen ihren Erscheinungsformen journalistisch aufbereiten und, im Sinne eines Feuilletons für Berlin und Brandenburg, eine relevante Stimme im Diskurs sein. Radio 3 steht für kulturelle Kompetenz und ein Mehr an qualitativem Wort. Damit hoffen wir, in Zukunft wieder mehr Menschen für das Programm zu begeistern. Der Name 'Radio 3' ist historische Referenz und Neuanfang gleichermaßen."

Die erste hörbare Veränderung ist die Sendung "Der Morgen", die zwischen 6 und 10 Uhr mit einem größeren Wortanteil und einer neuen Musikfarbe daherkommen soll. Moderiert wird sie im Wechsel von Jörg Thadeusz, Anja Herzog, Katja Weber und Frank Meyer. Geplant ist, aktuelle Kulturereignisse und -debatten in den Mittelpunkt zu stellen und mit Studiogästen aus Wissenschaft, Bildung, Kultur, Politik und Gesellschaft auf die Themen des Tages zu blicken. "Mit Radio 3 setzen wir bewusst auf Inhalt, Komplexität und Qualität in Wort und Musik. Klare Akzentuierung ist wichtiger als 'Durchhörbarkeit'", erklärte Dorothee Hackenberg, Programmchefin von Radioeins und dem neuen Radio 3. "In unserer neuen Morgensendung wird es weiterhin Rezensionen, Kritiken und Berichte über unsere Kulturregion geben, zugleich planen wir deutlich mehr vertiefende Gespräche über kulturelle und gesellschaftliche Entwicklungen."

Dorothee Hackenberg © RBB/Gundula Krause Dorothee Hackenberg
Mit Blick auf die Musik verspricht der RBB, dass Klassik der Markenkern bleiben wird. Zwar werde Klassik überall vorkommen, jedoch in bestimmten Programmstrecken Schwerpunkte haben. In Primetime und Drivetime soll "anspruchsvolle, hochwertige Musik verschiedener Genres von Jazz über Soul bis hin zu Singer-Songwritern die Aktualität" unterstreichen, so der RBB. Von 10 bis 16 Uhr sowie ab 19 Uhr soll klassische Musik zudem "die uneingeschränkte musikalische Hauptrolle" spielen. "Klassik spielt bei Radio 3 weiter eine Hauptrolle, fachkundig ausgesucht und moderiert, künftig in klar definierten Sendestrecken", so Dorothee Hackenberg. "Unverzichtbar im Programm bleiben Features, Lesungen, Hörspiele, Podcasts und vor allem viele Konzertereignisse - regional und überregional, und gerne auch live."

Der Name und die neue Morgensendung sollen indes die einzigen Veränderungen bleiben: So will die Redaktion die Weiterentwicklung einzelner Formate und Sendestrecken in den kommenden Monaten fortsetzen, wie es heißt. Dabei möchte der RBB erklärtermaßen auch den Austausch mit dem Publikum suchen.