Thomas Rabe biegt nun auf die Zielgerade ein: Wie der Vorstandsvorsitzende von Bertelsmann in einem Interview mit der "Frankfurter Allgemeinen Sonntagszeitung" sagte, werde er seinen Ende 2026 auslaufenden Vertrag nicht verlängern. Zu diesem Zeitpunkt wird Rabe dann knapp 30 Jahre lang in Vorstandspositionen gearbeitet haben, davon 21 Jahre lang im Vorstand von Bertelsmann und 15 Jahre als Vorsitzender dessen. Ende 2026 aufzuhören sei dann "der richtige Zeitpunkt" für neue Impulse, nannte es der Medienmanager, der zuletzt auch knapp eineinhalb Jahre die Geschicke von RTL Deutschland leitete. Diesen Posten hatte Rabe schon kürzlich an Stephan Schmitter abgegeben. Und dann gilt es auch noch die oberste Position der RTL Group neu zu besetzen, auch dort leitet Rabe bekanntlich die Geschicke. Somit ergeben sich also in unterschiedlichen Bereichen Fragen.

Die Nachfolge von Rabe ist freilich noch nicht geklärt. Dafür bleiben, wie Rabe es in dem Interview betonte, noch drei Jahre Zeit. "Die Auswahl ist Aufgabe des Aufsichtsrats, aber es ist meine Aufgabe, sicherzustellen, dass wir unser Personal entwickeln und dass für jede Position interne Kandidaten bereitstehen." Rund 80 Prozent der Top-Führungspositionen würden im Konzern intern besetzt, berichtet er. "Misserfolge bei der Auswahl sind dann viel seltener als bei externer Besetzung."

Rabe will dem Aufsichtsrat mehrere Optionen anbieten – und nach getroffener Entscheidung den bestmöglichen Übergang sicherstellen. Er selbst strebt danach keine Spitzenposition an anderer Stelle an. Rabe sagt: "Ich möchte dann frei sein." Die ein oder andere "unternehmerische Aufgabe" sei dennoch vorstellbar, "aber eher als Unterstützer und Berater", sagt der heute 58-Jährige. Mehr Zeit soll sein für die Verbesserung von Sprachfertigkeiten und auch Rabes alte Bassgitarre soll entstaubt werden. "Womöglich spiele ich irgendwann auch wieder in einer Band."



Neben der Klärung der Nachfolge hat Rabe für die knapp drei Jahre im Amt noch einiges vor, auch in Bezug auf das TV-Geschäft, unter anderem mit RTL+. Ungefähr neun bis zehn Millionen Kundinnen und Kunden brauche der Dienst, "damit das Geschäft erfolgreich wird", erklärte Rabe. In Deutschland habe RTL+ aktuell um die fünf Millionen. "Wir sind mit unserem Angebot (…) etwa gleichauf mit Disney+ auf Platz drei nach Netflix und Amazon Prime Video", sagte Rabe und verwies zudem auf die jüngst eingegangene Content-Partnerschaft mit Sky. "Da werden sich viele weitere Chancen ergeben. RTL+ ist der natürliche Partner für andere Streamer." Ähnliche Töne waren zuletzt übrigens auch immer wieder aus Unterföhring zu hören – natürlich nicht in Bezug auf RTL, sondern auf Joyn.