ORF-Generaldirektor Roland Weißmann ist im öffentlich-rechtlichen Rundfunk Österreichs nicht die Person, die das meiste Geld erhält. Weißmann kam im vergangenen Jahr auf Bruttobezüge in Höhe von 425.500 Euro und schaffte es damit auf Platz drei der Bestverdienenden im Konzern. Das geht aus einem Transparenzbericht hervor, den der ORF nach einer Gesetzesnovelle erstmals an das Bundeskanzleramt übermitteln musste und aus dem nun mehrere Medien übereinstimmend berichten. 

Vor Weißmann landete auf Platz zwei Pius Strobl, Hauptabteilungsleiter und Projektleiter des 300 Millionen Euro teuren Bau- und Sanierungsprojekts auf dem Wiener Küniglberg. Hinzu kamen noch monatliche Nebeneinkünfte in Höhe von 2.500 Euro. Spitzenverdiener im ORF war 2023 jedoch Ö3-Moderator Robert Kratky, der auf ein Bruttogehalt in Höhe von 443.894 Euro kam - und zusätzlich noch 8.500 Euro monatliche Nebeneinkünfte hatte. 

Der ORF musste die Daten seiner Spitzenverdiener bis Ende März an das Kanzleramt übernehmen. Das hat man fristgerecht getan, später ging es allerdings nicht: Die Übermittlung erfolgt erst am Ostersonntag. Durch eine Reform des ORF-Gesetzes ist die Führung des Konzerns dazu verpflichtet, die Personen öffentlich zu machen, die mehr als 170.000 Euro pro Jahr verdienen. Aus den Daten geht hervor, dass das 2023 insgesamt 62 Menschen waren.

Der ORF-Zentralbetriebsrat versuchte vor dem Obersten Gerichtshof die Veröffentlichung der Daten zu verhindern, hatte damit aber keinen Erfolg. So ist nun klar, dass zu den Top 10 der Bestverdienern wenig überraschend auch die Direktoren Stefanie Groiss-Horowitz (Programm), Ingrid Thurnher (Radio) und Harald Kräuter (Technik) zählen. Sie alle verdienen 270.270 Euro pro Jahr. Auf etwas mehr kommen Eva Schindlauer, Kaufmännische Direktorin, und ORF-3-Geschäftsführer Peter Schöber. Bestbezahlte Landesdirektorin ist Waltraud Langer aus Salzburg mit 250.095 Euro jährlich. 

19 Prozent mit mehr als 100.000 Euro

Fernab des Managements taucht auch "ZiB 2"-Moderator Armin Wolf, der zusätzlich stellvertretender Chefredakteur ist, in der Liste auf. Er verdiente im vergangenen Jahr 252.780 Euro, wobei die monatlichen Nebeneinkünfte in Höhe von rund 3.800 Euro hier noch nicht eingerechnet sind. Weitere bekannte Namen auf der Liste sind unter anderem: Regisseur Kurt Pongratz (219.534 Euro brutto), "Bürgeranwalt" Peter Resetarits (210.043 Euro brutto), die ehemalige ORF-1-Chefin und heutige Hauptabteilungsleiterin Magazine, Elisabeth Totzauer (199.063 Euro brutto) und "ZiB"-Inlandschef Hans Bürger (194.981 Euro brutto). In allen Fällen sind etwaige Nebeneinkünfte noch nicht mit einbezogen. 

Auch Moderator Andi Knoll hat es mit einem Bruttoeinkommen in Höhe von 190.242 Euro auf die Liste geschafft. Er ist es zudem, der im vergangenen Jahr die höchsten Nebeneinkünfte der Bestverdienenden aufwies. So machte er nebenbei monatlich noch 9.600 Euro. Mit Christian Wehrschütz, Thomas Langpaul und Ernst Gelegs haben es auch drei Korrespondenten in die Liste der Bestverdienenden des ORF geschafft. 

Neben der namentlichen Nennung der Spitzenverdiener musste der ORF auch seine grundsätzliche Gehaltsstruktur offenlegen. Demnach erreichten 19 Prozent der 3.425 Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter ein Bruttogehalt von mehr als 100.000 Euro pro Jahr. Davon sind übrigens weniger als ein Drittel Frauen. 

Die 15 bestbezahlten ORF-Persönlichkeiten

Name Bruttogehalt monatliche Nebeneinkünfte
Robert Kratky (Moderator) 443.894 € 8.500 €
Pius Strobl (Projektleiter Medienstandort) 425.677 € 2.500 €
Roland Weißmann (Generaldirektor) 425.500 € -
Peter Schöber (Geschäftsführer ORF 3) 283.292 € -
Eva Schindlauer (Kaufm. Direktorin) 279.972 € -
Harald Kräuter (Techn. Direktor) 270.270 € -
Stefanie Groiss-Horowitz (Programmdirektorin) 270.270 € -
Ingrid Thurnher (Radiodirektorin) 270.270 € -
Kathrin Zierhut-Kunz (Geschäftsführerin ORF 3) 260.276 € -
Michael Wagenhofer (Geschäftsführer ORS) 256.572 € -
Armin Wolf (stv. Chefredakteur) 252.780 € 3.837 €
Waltraud Langer (Landesdirektorin Salzburg) 250.095 € -
Michael Hajek (Hauptabteilungsleiter Design) 247.643 € -
Hubert Püllbeck (Stabstellenleiter Medienstandort) 240.955 € -
Martin Biedermann (Hauptabteilungsleiter Kommunikation) 238.461 € -

ORF-Generaldirektor Roland Weißmann erklärte, man bekenne sich zu den neuen und verschärften Transparenzvorgaben. Die namentliche Nennung von Menschen mit Gehältern von mehr als 170.000 Euro sieht aber auch er kritisch. Weißmann verweist darauf, dass keine andere öffentliche Institution zu einem solchen Schritt verpflichtet sei. Neben einer nun aufkommenden Neiddebatte fürchtet Weißmann auch vermehrt persönliche Angriffe auf ORF-Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter. 

Um dieser Gefahr möglichst vorab einen Riegel vorzuschieben, hat Weißmann angekündigt, gegen sämtliche rufschädigende Äußerungen oder Drohungen gegen einzelne Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter rechtlich vorgehen zu wollen. "Teilweise sind die Gehälter auf der Liste durch alte Kollektivverträge aus den 70er- und 80er-Jahren und sehr lange Betriebszugehörigkeit begründet. Derartige Verträge werden schon seit Jahrzehnten nicht mehr abgeschlossen und sind somit im Auslaufen", betonte der ORF-Chef.

FPÖ: "Geradezu obszön"

Die Reaktionen auf die Liste ließen natürlich nicht lange auf sich warten. Die in den Umfragen führende FPÖ hatte den ORF zuletzt schon mehrfach als Wahlkampfthema missbraucht, Generalsekretär Christian Hafenecker bezeichnete die veröffentlichen Gagen nun als "geradezu obszön". Es sei "den Menschen" nicht zu erklären, dass manche ORF-Mitarbeitenden Jahresgehälter bekämen, "womit andere ein Jahrzehnt lang auskommen müssen."

Kritik gab es aber auch von der regierenden ÖVP. Deren Generalsekretär Christian Stocker erklärte: "Die exorbitanten Gagen im ORF müssen ein Ende haben. Es liegt an der Führung des ORF aufzuklären, wer diese Traumgagen genehmigt hat und wie sie zustande gekommen sind." Die "Gehaltsauswüchse" müssten ein Ende haben. Medienministerin Susanne Raab, ebenfalls ÖVP, bezeichnete es als "gut und richtig, dass es durch das neue Gesetz beim ORF nach vielen Jahrzehnten jetzt endlich höchstmögliche Transparenz geben wird, auch was die Spitzengehälter betrifft."