Foto: Friedrich von ZitzewitzAm Anfang war Horst Schlämmer. Mit seinem Videoblog sorgt der Grevenbroicher Lokaljournalist für Aufmerksamkeit und wirbt ganz nebenbei für die Marke Volkswagen, die Initiator und Geldgeber dieser viralen Internetkampagne ist. "Horst Schlämmer ist eine Figur, die Menschen in jedem sozialen Milieu und in jeder Altersklasse gut finden", sagt Friedrich von Zitzewitz (Bild), Executive Creative Director der Agentur Tribal DDB, die das "Schlämmerblog" gemeinsam mit ihren Kollegen der DDB Berlin realisiert.

Inhalte, über die die Menschen sprechen, sollten die Werber für den Autobauer kreieren. Schnell stand Horst Schlämmer – die omnipräsente Medienfigur – im Raum. "Als wir unsere Idee mit Horst Schlämmer das erste Mal präsentiert haben, stand die Geschichte in der Form noch nicht fest", erklärt von Zitzewitz im Gespräch mit dem Medienmagazin DWDL.de. Man sei schlicht davon überzeugt gewesen, dass Schlämmer – ein Mann aus dem Volk und für das Volk – der richtige sei für VW. Schlämmers Lebenslauf konnten von Zitzewitz und seine Kollegen dann entnehmen, dass die Fernsehfigur weder Frau noch Fahrerlaubnis hat. Da das eine mit dem anderen Zusammenhängen könnte, war klar, was passiert: Horst Schlämmer macht Führerschein. Da hat man alles zusammen und kann auch wunderbar Autos einbauen.

Die Kampagne sollte eine fortlaufende Geschichte erzählen und das funktioniere am besten im Internet erklärt von Zitzewitz. Dort hat man den nötigen Raum abseits von Sendezeiten und wenn alles gut läuft, verbreiten sich die Inhalte rasend schnell durch das Netz. Mit Blick auf die Zukunft werde es für Werbetreibenden zudem wichtig, sich mit dem Medium Internet als Verbreitungskanal vertraut zu machen. "Wenn in absehbarer Zeit zu großen Teilen interaktiv und serverbasiert ferngesehen wird, muss man sich auch Gedanken machen um die Zukunft der Unterbrecherwerbung", erklärt von Zitzewitz.
 
 

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Branded Entertainment nennen die Werber die neue Form der Verknüpfung von unterhaltsamen Inhalten mit der Identität einer Marke. Das Konzept ist nicht neu. Das Genre der Soap Operas wurde mit diesem Ansatz begründet. Auch klassische Game-Shows wie das "Glücksrad" wurden von Unternehmen als attraktives Werbeumfeld im Fernsehen platziert.

Die Werber haben nicht die Befürchtung, durch das Outing des Geldgebers ihre Zielgruppe zu verprellen. Die Blogosphäre ist schnell zu begeistern, reagiert aber auf Versuche, sie hinters Licht zu führen äußerst aggressiv. "Wir können kaum in diese Falle tappen, weil Horst Schlämmer von vornherein schon eine Kunstfigur war", ist von Zitzewitz überzeugt. Zudem sei bei ihm - im Gegensatz zu Figuren, die eigens für die Web-Werbung ersonnen werden-, jedem klar, dass hinter Horst Schlämmer immer irgendein kommerzielles Interesse stehe. Und sei es nur der Quotentrieb der Fernsehsender.
Lesen Sie auf der nächsten Seite, was die Macher über die Planbarkeit der Kampagne und die Inflationierung der Figur sagen.