In den vergangenen zwei Wochen war es merklich ruhig: Nach der in vielerlei Hinsicht prägenden Hauptversammlung von ProSiebenSat.1 machte es den Eindruck, als müssten sich Vorstand und Aufsichtsrat erst einmal neu sortieren, nachdem sie Ende April mächtig durchgeschüttelt worden waren. Die Großaktionäre MFE und PPF brachten fast alle ihre Anträge auf dem Aktionärstreffen gegen den Widerstand des Unternehmens durch - vor allem gegen die Pläne der Italiener wehrte sich ProSiebenSat.1 nach Kräften (Hier gibt’s die Zusammenfassung zum Nachlesen). 

Im Vorfeld der Hauptversammlung hatte ProSiebenSat.1 außerplanmäßig die Geschäftszahlen für das erste Quartal 2024 veröffentlicht - und wollte damit wohl auch signalisieren, die Lage im Griff zu haben. Diese Zahlen hat der Konzern nun noch einmal bestätigt. Demnach stieg der Konzernumsatz in den ersten drei Monaten des Jahres um 6 Prozent auf 867 Millionen Euro. Das adjusted EBITDA, also der Gewinn vor Zinsen, Steuern und Abschreibungen, lag bei 72 Millionen Euro (+35 Prozent). Der bereinigte Konzernüberschuss stieg von -15 Millionen Euro im Vorjahr auf jetzt 8 Millionen Euro. 

Das Wachstum ist auch auf die Erholung der Werbemärkte zurückzuführen, demnach stiegen die Werbeeinnahmen in der DACH-Region um 5 Prozent. Die AVoD-Umsätze von Joyn kletterten sogar um 50 Prozent, bei den digitalen und smarten Werbeumsätzen stand ein Plus von 9 Prozent. Darüber hinaus seien Verivox und flaconi, die man bekanntlich verkaufen will, "dynamisch" gewachsen und auch das Kostensenkungsprogramm habe zum Ergebnis beigetragen, heißt es aus Unterföhring. 

Im Zuge der Veröffentlichung der endgültigen Zahlen hat ProSiebenSat.1 seinen Jahresausblick für alle Kennzahlen nun noch einmal bestätigt. So geht man von einem Konzernumsatz in Höhe von 3,95 Milliarden Euro aus (+/- 150 Mio Euro), im Vorjahr kam man noch auf 3,85 Milliarden Euro. Gleichzeitig rechnet die Gruppe bei einer Varianz von +/- 50 Millionen Euro unverändert mit einem adjusted EBITDA in Höhe von 575 Mio Euro (Vorjahr: 578 Mio Euro).

Martin Mildner, Finanzvorstand der ProSiebenSat.1 Media SE, sagt: "Unser starker Jahresauftakt zeigt, dass wir auf dem richtigen Weg sind. Im Jahr 2023 haben wir operativ und strategisch die Weichen neu gestellt. Im ersten Quartal sehen wir nun erstmals deutliche Effekte aus unseren Effizienzmaßnahmen. Gleichzeitig erholt sich insbesondere das für uns wichtige Werbegeschäft weiter. Auch wenn das Markt- und Konjunkturumfeld herausfordernd bleibt, blicken wir mit Zuversicht auf das Jahr 2024. Wir bestätigen daher unseren Gesamtjahresausblick. Dabei fokussieren wir uns weiter klar auf die strategisch relevanten Geschäftsfelder rund um unser Entertainment-Portfolio und setzen unser konsequentes Management von Kosten und Cashflows fort."

Darüber hinaus hat ProSiebenSat.1 nun auch Veränderungen im Aufsichtsrat des Konzerns angekündigt. Das Gremium, das am Montag zum ersten Mal in neuer Besetzung zusammentrat, wählte Cai-Nicolas Ziegler zum stellvertretenden Vorsitzenden und Simone Scettri zum Vorsitzenden des Audit and Finance Committee (AFC). Ziegler saß schon vor der Hauptversammlung im Aufsichtsrat, Scettri wurde auf den Vorschlag von MFE in das Gremium gewählt - gegen ihn brachte der Vorstand im Vorfeld viele Argumentationen, drang damit aber nicht bei der Mehrheit der Aktionärinnen und Aktionäre durch. Die Wahl zum AFC-Vorsitzenden ist nun erneut eine Machtdemonstration von MFE, diesen Posten hatte zuvor Rolf Nonnenmacher inne - den hatte der Großaktionär auf der Hauptversammlung abgesägt und durch Scettri ersetzt. Katrin Burkhardt ist zur stellvertretenden Vorsitzenden des AFC gewählt worden.