Es geht wieder los: Am Mittwoch hat das Seriencamp begonnen. Nach der erfolgreichen NRW-Premiere im vergangenen Jahr dient in den kommenden Tagen erneut Köln als Treffpunkt für Serien-Fans und Serien-Macher. Während das Festival bis Samstag einen Einblick in eine ebenso große wie vielfältige Serien-Welt liefert und nationale wie internationale Produktionen zeigt, darunter "Concordia", "Kleo" und "This Is Not Sweden", geht's parallel dazu drei Tage lang auf der Conference um das große Ganze.

Tatsächlich haben sich die Vorzeichen für die Branche zuletzt spürbar verändert. Längst sitzt das Geld für neue Produktionen bei Sendern und Streamern nicht mehr so locker wie noch vor einiger Zeit. Vor diesem Hintergrund ist es verständlich, dass sich gleich der Beginn der Conference um nichts weniger als die Zukunft der Serien und die Frage nach Koproduktionen dreht. Doch nicht immer bieten sich internationale Finanzierungsmodelle an, wie Jan Wünschmann, Executive Vice President Co-Production & Business Affairs von Beta Film, deutlich machte. "Es wird stärker nach lokalen Inhalten gesucht. Das macht es allerdings schwer, Partner zu gewinnen", erklärte er. "Der Schwarm" etwa, an dessen Umsetzung Beta beteiligt war, hatte es da vor einigen Jahren auch deshalb leichter, weil in der Story, die der Serie zugrunde liegt, schon von Beginn an internationale Elemente vorkamen.

Seriencamp: Future of Series © DWDL
Robert Franke, Vice President Drama bei ZDF Studios, verwies zudem auf die zunehmende Fragmentierung des Publikums, die zusätzliche Herausforderungen nach sich ziehe. Und dann ist da auch noch die Frage nach dem richtigen Umgang mit Künstlicher Intelligenz. "Künstliche Intelligenz wird uns in Zukunft stark helfen", zeigte sich Nina Peters, Managing Director der Produktionsfirma ndF: Hamburg, überzeugt. 

Das Seriencamp stellte dann sogleich unter Beweis, dass Peters mit ihrer Hoffnung recht haben könnte - aller Risiken, die KI mit sich bringt, zum Trotz. Über fast zwei Stunden hinweg bot die Seriencamp Conference einen spannenden Blick auf das, was schon heute möglich ist. Nikola Kohl, Geschäftsführerin der Münchner Produktionsfirma south&browse, machte deutlich, wie sehr verschiedenen KI-Tools ihr Team unterstützen, wenn es etwa um die Postproduktion geht. So könnten mithilfe von Künstlicher Intelligenz heute problemlos störende Hintergrundgeräusche entfernt werden, wodurch sich inbesondere die Qualität non-fiktionaler Produktionen erhöhe.

Zudem experimentiert south&browse längst auch mit synthetischen Stimmen bei Voice-Overs, was Kolleginnen und Kollegen aus Redaktion bislang oft zusätzlich machen mussten. Das Publikum merke hier meist gar keinen Unterschied, so gut sind die Stimmen inzwischen entwickelt. "Klar ist aber auch, dass sich die Frage stellt, wie es weitergeht", erklärte Kohl - und brachte damit die Sorge vieler zum Ausdruck, was der verstärkte Einsatz von KI auf Dauer eigentlich für viele Arbeitsplätze bedeutet. "Der Geist ist aus der Flasche", sagte sie.

Will heißen: Eingefangen werden kann der Geist wohl nicht mehr. Das machte auch Tobias M. Huber, Director of Operations, Business Development bei Storybook Studios, in seinem Vortrag deutlich. "Der Wandel ist real und dramatisch", erklärte er, appellierte aber gleichzeitig an die Branche, nicht besorgt zu sein, sondern Künstliche Intelligenz als Chance zu betrachten. "Eure Fähigkeiten und Erfahrungen werden gebraucht", so Huber.

Ohnehin schwang am ersten Tag der Seriencamp Conference in Köln erstaunlich viel Optimismus auf der Bühne mit. Sei es, was den Umgang mit KI angeht, aber auch die Umsetzung neuer hochkarätiger Serien-Projekte. "Am Ende gilt: Wenn ein Inhalt stark genug ist, dann findet er auch seinen Weg", sagte Jan Wünschmann von Beta Film. Das ist dann auch eine gute Nachricht für das Seriencamp selbst: An Serien-Nachschub für die kommenden Jahr sollte es also nicht mangeln. Trotz aller Krisenherde.