NBC und die Produzenten des neuen Prestige-Projekts "Fashion Star" nutzten das Forum der NATPE für die Präsentation des neuen Formats, das nach dem Willen der Macher in den USA möglichst schnell die ganze Welt erobern soll. Doch bevor man international Lizenzen verkauft, für die durchaus stolze Summen verlangt werden, sollte sich das Format ab dem 13. März erst einmal bei NBC beweisen. In dem neuen Reality-Format müssen 14 Nachwuchsdesigner Kollektionen für Frauen und zum ersten Mal im amerikanischen Fernsehen auch für Männer schneidern. Das klingt sehr nach "Project Runway", Heidi Klums TV-Show in den USA. Doch die Produzenten - Electus, 5×5 Media, Magical Elves and EJD Productions - wollen in der Vermarktungskette mit "Fashion Star" noch einen Schritt weitergehen. Die entwickelten Kreationen der Designer werden in Studio-Shows Einkäufern von H&M, Macy’s und Saks Fifth Avenue präsentiert.

In einem Wettstreit erhält die meist bietende Handelskette das jeweilige Kleidungsstück des Kandidaten und die Zuschauer haben die Möglichkeit, es dann direkt im Anschluss der Sendung online und am nächsten Tag auch im Laden zu kaufen. Der lange Produktionsvorlauf macht es möglich. Ben Silverman von der Produktionsfirma Electus, die im Produzentenkreis gleichzeitig für den internationalen Verkauf zuständig ist, erklärt den zeitlichen Produktionsrahmen: "Wir mussten im Juli/August letzten Jahres mit den Aufzeichnungen starten, da die Handelsketten für die Kleidungsstücke einen Produktionsvorlauf von sechs bis sieben Monaten haben."

Und das ganze Projekt "Fashion Star" hat noch eine viel längere Historie, wie James Deutsch von EJD Productions ergänzt: "Es dauerte ganze zwei Jahre, bis wir genau diese drei Handelsketten mit im Boot hatten." Diese Handelskooperation sei eine Innovation in der Verknüpfung von Fernsehformaten mit dem Einzelhandel. Wesentlich einfacher hingegen war es, NBC für die Idee zu gewinnen. Paul Telegdy, verantwortlich für Alternative and Late Night Programming bei NBC, erzählte den NATPE-Besuchern, wie er beim Pitch überzeugt wurde: "Ben Silverman kam mit einer ganzen Mannschaft in mein Büro und hatte auch gleich noch Supermodel Elle Macpherson als geplante Moderatorin im Schlepptau. Da lässt man sich schnell überzeugen" - sagt er und lacht.

Doch nicht nur die Verknüpfung mit dem Handel sei wichtig für "Fashion Star". Auch Social Media soll eine wichtige Rolle spielen, weil laut Ben Silverman die Zunft der Fernsehmacher endlich erkannt habe, dass Social Media keine Konkurrenz für das Fernsehgeschäft ist - sondern hilft und eine bei Twitter und Facebook heiß diskutierte Sendung meist auch gute Quoten holt. Es reiche heutzutage nicht mehr, eine Show zu machen, die nur bei Ausstrahlung im Gespräch ist. Deshalb helfe Social Media dabei die Marke 24 Stunden am Tag, 7 Tage die Woche im Bewusstsein der Zielgruppe zu halten. "Mit Jessica Simpson, Nicole Richie und John Varvatos konnten wir berühmte Stil-Ikonen verpflichten, die die Show PR-technisch vorantreiben werden. Es sind Personen, über die man spricht", ist sich NBC-Mann Telegdy sicher. Executive Producer James Deutch (EJD Productions) ist mindestens so selbstbewusst, wenn er die ehemals auf dem NBC-Sender Bravo beheimatete Konkurrenz-Sendung "Project Runway" verbal angreift: "Anders als bei 'Project Runway' kreieren wir wirkliche Karrieren."

Ben Silverman hofft, dass "Fashion Star" selbst auch Karriere macht und zwar international. Bei der NATPE wurde bekannt, dass der NBC Universal International-Sender DIVA Asia die US-Sendung zeitnah ausstrahlen wird. Doch Silverman will das große Rad und die Lizenz für das Format verkaufen. Er sieht schon zeitnah lokale Adaptionen in wichtigen Fernsehmärkten. Dabei hat er besonders Deutschland im Visier. Da spreche man bereits mit Handelspartnern: "Wir sind bereits C&A angegangen. Das wäre ein toller Partner". Und solange Silverman mit seiner Firma Electus noch auf der Suche nach einem Sender ist, darf man sich in der Zwischenzeit still und heimlich ein bisschen über die Begeisterung Hollywoods über C&A amüsieren.