The Biggest Loser© NBC
Jeder Fernsehsender träumt davon, mit seinen Formaten in die Schlagzeilen zu kommen und am nächsten Tag das Gesprächsthema Nummer eins zu sein. Im Falle der NBC Show "The Biggest Loser" gelang dies in der letzten Woche sogar ganz ohne großen PR-Aufwand, und hätte es sich nicht um die Finalfolge gehandelt, würde die Show ganz sicher in dieser Woche einen Quotenaufschwung erleben. In den USA feierte das Abnehmformat seine mittlerweile 15. Staffel und traditionsgemäß wurden in der letzten Folge die Erfolge der Kandidaten zelebriert, um am Ende herauszufinden wer den größten Gewichtsverlust geschafft hat. Allerdings führte ein neuer Abnehm-Rekord gleichzeitig zu kontroversen Diskussionen, das NBC-Format geriet ordentlich unter Beschuss.

Rachel Frederickson© NBC
Als die Kandidatin und spätere Gewinnerin Rachel Frederickson während der Finalshow ein letztes Mal auf die Waage stieg, staunten die Zuschauer und auch die 24-jährige Kandidatin selbst nicht schlecht, als sich herausstellte, dass sie von anfangs 118 kg innerhalb von knapp acht Monaten auf 48 kg abspecken konnte. Die ehemalige Schwimmerin setzte sich genau wie ihre Kontrahenten zum Ziel, so viel und so schnell wie möglich abzunehmen. Doch als sie am Abend der Liveshow auf der Bühne erschien und sich auf die Waage stellte, kam es nicht wie erwartet zu unterstützenden Glückwünschen seitens der Zuschauer. Stattdessen machte sich in den sozialen Netzwerken wie Twitter und Facebook eine bestürzte Empörungswelle breit, da Rachel nach Meinung vieler Fans der Show viel zu dünn und hager aussah und erste Gerüchte bezüglich einer Essstörung aufkamen. Selbst die Trainer Bob Harper und Jillian Michaels konnten während der Liveshow ihr Bestürzen nicht zurückhalten, da die Kamera ihre besorgten und entsetzten Blicke einfing. Die Tage danach wurde in sämtlichen Talkshows und Celebritymagazinen wie bspw. "Katie Couric", "The View" oder "Extra" nur noch über das umstrittene "The Biggest Loser" Finale gesprochen und die Gewinnerin selbst versuchte in einem Interview während der "Today"-Show die Skeptiker zu beruhigen. Angeblich versuche sie ihr jetzt erreichtes Gewicht zu halten und die gelernten Tipps und Tricks aus der Show auch in Zukunft anzuwenden. Allerdings wich sie der Frage immer wieder geschickt aus, ob ihr aktueller Zustand wirklich gesund sei: "Ich esse fünf Mal am Tag insgesamt 1.600 Kalorien. Während der Show wurden wir auf ein Kalorienbudget gesetzt, nach dem ich mich immer noch richte… Ich bin extrem stolz auf die Art und Weise wie ich in der Show Gewicht verloren habe und das alles auf natürlichem Weg." 

Dolvett Quince© NBC
Doch laut des U.S. Department of Health and Human Services ist ein Gewicht von 48 kg für eine 1,65 m große Frau alarmierend und fällt unter die Kategorie "untergewichtig". Rachels Trainer Dolvett Quince versuchte mit einem Statement auf Facebook Schadensbegrenzung zu betreiben und mit allgemeinen Floskeln den Vorwürfen aus dem Weg zu gehen: "'The Biggest Loser' ist eine Reise, die ihre Hochs und Tiefs hat. Rachels Gesundheit wird immer mein Hauptanliegen sein und ihre Reise zu guter Gesundheit ist noch nicht zu Ende." 

Bob Harper mit Jilian Michaels© NBC
Die beiden gegnerischen Trainer in der Show, Bob Harper und Jilian Michaels, distanzierten sich sicherheitshalber von Rachels Abnehm-Rekord, um nicht selbst ins Kreuzfeuer zu geraten: "Wir fühlen uns nicht wohl dabei, einen Kommentar zu Rachels Entwicklung abzugeben, da wir nicht ihre Trainer waren… Jegliche Fragen bezüglich der Kandidaten von 'The Biggest Loser' sollten direkt an die Produzenten gestellt werden." Offensichtlich scheinen die beiden auch nicht ganz mit den Methoden einverstanden zu sein, die zu dem sensationellen Gewichtsverlust von Rachel führten. Unzählige Experten meldeten sich auf Grund dieses Vorfalls zu Wort und Jennifer Thomas von der Harvard Medical School brachte die unzähligen Tweets und Facebook Posts von bestürzten Zuschauern direkt auf den Punkt: "Wenn jemand in deinem Freundeskreis sechs Stunden pro Tag trainieren würde und auf strikter Diät wäre, würdest du dir auch sofort Sorgen machen, dass es sich evtl. um eine Essstörung handelt." 

Shine America© Shine America
Nach all den Vorwürfen und kontroversen Nachrichten sah sich auch die Produktionsfirma Shine America gezwungen ein Statement abzugeben, welches diplomatischer nicht hätte ausfallen können: "Wir unterstützen Rachel und alle anderen 'The Biggest Loser' Kandidaten, die mit uns ihre Entwicklungen über 15 Staffeln geteilt haben. Unser Ziel ist es weiterhin, den Kandidaten zu helfen, gesunden Gewichtsverlust zu erreichen, einen gesünderen Lifestyle zu leben und die Zuschauer zu inspirieren, das Gleiche zu tun." Unterm Strich geht es bei "The Biggest Loser" nicht nur darum, einen gesunden Lebensrhythmus zu finden, sondern auf dem effektivsten und manchmal eben auch eventuell ungesundem Weg am meisten Gewicht zu verlieren, um das Preisgeld von 250.000 Dollar mit nach Hause nehmen zu können. Ein fraglicher Ansporn, der sicherlich diskutabel ist, aber letztendlich jedem Kandidaten bewusst sein muss.