Die erste eigenproduzierte Dramaserie von E! präsentierte sich jenseits jeglicher Realität. "The Royals" mit Elizabeth Hurley in der Hauptrolle als sexy und machtbesessene Königin gleicht eher einem Comedyformat.
Seit dem 15. März wird in den USA eine britische Königsfamilie gezeigt, wie man sie noch nie zuvor gesehen hat. Der NBC Sender E! wagte sich zum ersten Mal an eine eigenproduzierte Dramaserie heran, die wie die Faust aufs Auge bezüglich des Senderprofils passt. Der Sender ist seit Jahrzehnten für seine boulevardesken Prominachrichten und Skandal-Reality-Shows bekannt, allen voran mit dem Kardashian-Clan. Anfang 2013 gab der Sender bekannt, dass die Dramaserie rund um die Machenschaften und Skandale einer fiktiven Königsfamilie in England in Produktion gehen wird. Der größte Coup hinsichtlich des Casts gelang dem Sender mit der Verpflichtung von Elizabeth Hurley, die keine andere als die machtbesessene und intrigante Königin Helena in "The Royals" spielt. Die Pilotfolge war auf ungewöhnliche 75 Minuten angelegt, doch E! wollte offensichtlich alle Hauptcharaktere mit ihren speziellen Ecken und Kanten vorstellen, um den Zuschauern einen Vorgeschmack zu liefern, was sie in den nächsten Monaten noch erwarten wird.
Die Idee von "The Royals" ist schnell erklärt: Die britische Monarchie wird von König Simon und Königin Helena regiert, die zu Beginn der Pilotfolge ihren erstgeborenen Sohn und Anwärter auf die Thronfolge verlieren, da er fernab von England in einem militärischen Einsatzgebiet im Ausland tödlich verunglückt, was in der Folge aber nur inhaltlich und nicht bildlich gezeigt wird. Im Laufe der Folge stellt sich heraus, dass der verstorbene Sohn der vernünftigste und gewissenhafteste der drei Königskinder war, denn Prinz Liam und seine Zwillingsschwester Eleanor haben es faustdick hinter den Ohren. Liam ist dafür bekannt, ein Frauenaufreißer zu sein und landet in der ersten Folge zufällig mit der Tochter des Sicherheitschefs der königlichen Familie, Ophelia, im Bett, woraus sich in der ersten Staffel eine Romanze entwickeln soll. Doch trotz aller Sexskandale erscheint Liam im Vergleich zu seiner Schwester als frommes Lamm.
Eleanor kommt so gut wie keinen Tag ohne Drogen und Alkohol aus und beschert der Königsfamilie ständig peinliche Schlagzeilen. Sie ist die Rebellin der Familie und spielt in jeder nur möglichen Situation mit dem Feuer. Doch als sie mit ihrem neuen Bodyguard wieder einmal eines ihrer teuflischen Machtspiele inszeniert und ihn nach einer Clubnacht zum Sex benutzt, wird sie zum ersten Mal vorgeführt. Der anfangs schüchtern wirkende Bodyguard stellt sich ebenfalls als intrigant heraus und erpresst die Prinzessin mit prekären und enthüllenden Fotos und Videos von ihr. Die Eltern haben somit sichtlich Mühe, die Reputation der Königsfamilie aufrecht zu erhalten und die Skandale ihrer Kinder zu verhindern. Besonders Königin Helena lässt keine Gelegenheit aus zu zeigen, dass sie die Zügel in der Hand und das alleinige Sagen im Königshaus hat. Ihr ehrenwerter Ehemann und König Simon ist hingegen darum bemüht, die Familie zusammenzuhalten. Während eines Familienabendessens in der Anwesenheit seines machtbesessenen Bruders Prinz Cyrus und dessen beiden dümmlichen Töchtern lässt Simon eine Bombe platzen: "Ich werde das Parlament fragen, die Monarchie abzuschaffen." Spätestens zu dem Zeitpunkt sollte auch dem letzten Zuschauer bewusst geworden sein, dass "The Royals" zu wirklich keinem Zeitpunkt als legitime Dramaserie ernst genommen werden kann.
Die Dialoge sind teilweise so übertrieben dramatisch, dass sich selbst die Kardashians eine Scheibe davon abschneiden könnten. Die Produzenten haben sich scheinbar dagegen entschieden, auch nur ansatzweise die Protokolle einer Königsfamilie zu beachten. Bspw. wäre es im wahren Leben unmöglich, dass eine Horde Paparazzi direkt vor der Schlosstür warten dürfte. Ein weiteres entlarvendes Beispiel ist der Tag der Beerdigung des verstorbenen Sohns, an dem Liam in der Schlosseinfahrt ein Fernsehinterview mit den Händen in den Hosentaschen gibt. Dadurch entstand während des Schauens der Pilotfolge immer mehr der Eindruck, dass es sich hierbei eher um eine schlecht gemachte Comedyserie handelt. Eines muss E! allerdings zu Gute gehalten werden.
Der Social Media Auftritt ist clever inszeniert, da unter der Marke D-Throned per Twitter, Facebook, Instagram und Tumblr suggeriert wird, dass die Königsfamilie wirklich existiert und zusätzliche Bilder und Videos von Liam, Eleanor und Co. dazu beitragen, die Marke "The Royals" und die Protagonisten zu positionieren. Dank des immer noch quotenstarken Lead-Ins, "Keeping Up With The Kardashians", konnte die neue E!-Serie mit 1,4 Mio. Zuschauern einen soliden Start hinlegen. Sicherlich half auch die Off-Air-Marketingkampagne, da allein in New York unzählige Billboard-Plakate zu sehen sind und in vereinzelten Subwaystationen sogar die Drehkreuze mit "The Royals"-Werbung versehen sind. In "The Royals" fehlt es definitiv nicht an Intrigen, Machenschaften, Sex und Drogen. Und Fans können sich freuen: E! gab vor der Ausstrahlung der ersten Folge bekannt, dass eine zweite Staffel bereits in Auftrag gegeben wurde. Bleibt zu hoffen, dass die wahre britische Königin Elisabeth II niemals die Serie zu Gesicht bekommt.
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© M. Müller
