Auch wenn RTL das konkrete Startdatum noch nicht verraten hat, doch sicher ist schon jetzt: In gut zwei Monaten wird in weiten Teil des Landes wieder das Dschungel-Fieber ausbrechen. Für den Kölner Privatsender verspricht "Ich bin ein Star – Holt mich hier raus!" wieder ein großer Erfolg zu werden – was lange übrigens keine Selbstverständlichkeit war. Unter wirtschaftlichen Gesichtspunkten erwies sich die Show nämlich nicht gerade als Erfolg.

Vielfach als "Ekel-TV" verschrien, hatten gerade in den ersten Jahren kaum Firmen Lust darauf, ihre Produkte im Umfeld der berühmt-berüchtigten Dschungelprüfungen zu bewerben. Mit Kakerlaken, Kot und Känguruhoden wollten nur die wenigsten etwas zu tun haben. Und doch überraschte die geringe Werbeauslastung, schließlich stimmten die Quoten von "Ich bin ein Star - Holt mich hier raus!" von Anfang an. Doch nach und nach lernten die Kritiker die Show zu lieben – und mit ihnen kamen allmählich auch die Werbekunden.

Inzwischen gehört "IBES" zu den gefragtesten Werbe-Umfeldern im deutschen Fernsehen – und macht auch deshalb in der Branche von sich reden, weil hier alljährlich gleich mehrere individuelle Werbeplatzierungen zu sehen sind. Wenn die ausgehungerten Dschungelcamper nach einer Woche plötzlich Markenchips aus der Schatztruhe fischen, dann ist der Werbeeffekt erwartungsgemäß immens, schließen kann das Publikum den mehr Botschaften hier nicht so einfach entgehen wie in einer klassischen Werbepause.

Lars-Eric Mann © RTL Lars-Eric Mann
Und doch sind Placements wie diese im deutschen Fernsehen vergleichsweise selten. Auch, weil viele potenzielle Werbekunden den vermeintlichen Aufwand scheuen. "Individuelle Werbemaßnahmen sind aufwendiger als klassische Werbeformen", räumt Lars-Eric Mann, Chief Marketing Officer beim RTL-Vermarkter Ad Alliance, im Gespräch mit DWDL.de ein. "Aber Wirkung schlägt Aufwand." Mann halt zusammen mit seinem Team in den vergangenen Jahren bereits zahlreiche Product Placements umgesetzt und weiß um den Nutzen für die Kunden. "Hohes Involvement in die Inhalte plus passgenaue Markenintegration, emotional und kontextuell – das ist die Formel für maximale Wirkung."

Damit die gelingt, hat die Ad Alliance ein eigenes "Concept Studio" eingerichtet, das Kreation, Umsetzung und physisches Product Placement im Programm "aus einer Hand" liefere. Auch eine nachträgliche, KI-gestützte Integration virtueller Placements sind längst Teil des Geschäfts – auch beim ProSiebenSat.1-Vermarkter Seven.One Media, für den Technologie bei Placements "eine zunehmend große Rolle spielen", wie Geschäftsführer Lennart Harendza gegenüber DWDL.de betont.

Werbeerinnerung deutlich höher

Lennart Harendza © ProSiebenSat.1/Dennis König Photographie Lennart Harendza
Den Eindruck, dass individuelle Placements immer mit großem Aufwand für die Kunden verbunden sein müssen, versucht Harendza entsprechend zu zerstreuen. "Auch wenn Product Placements einen gewissen zeitlichen Vorlauf benötigen, kann die Umsetzung je nach Idee auch mit wenig Aufwand auf Kundenseite umgesetzt werden", sagt er. Zuletzt hätten etwa die Bewohnerinnen und Bewohner des "Promi Big Brother"-Hauses als Belohnung ein Burger-Menü von McDonald’s, nachdem sie sich den "Spicy Questions" des "großen Bruders" gestellt haben. In Erinnerung bleibt ganz sicher auch der "Penny-Markt", in dem sich die Kandidaten der Realityshow in der Vergangenheit versorgen konnten.

Und an die "Pick-Up"-Integration im RTL-Dschungel erinnern sich auch heute noch viele Fans der Show. Für den Bahlsen war das rückblickend nicht die schlechteste Investition. Erst recht, wenn man sich vor Augen führt, dass der Hersteller seinen Keks-Riegel in Wirklichkeit schon seit einigen Jahren gar nicht mehr im "IBES"-Umfeld bewirbt. Tatsächlich zeigen Zahlen der Ad Alliance, dass die Werbeerinnerung bei Product Placements mehr als doppelt so hoch sind wie bei klassischen Spots.

"Im Zusammenspiel mit anderen Maßnahmen sind Placements unschlagbar", fasst CMO Lars-Eric Mann zusammen. "Gerade in Zeiten von Ad Fatigue schaffen Product Placements nachhaltige Aufmerksamkeit, steigern Markenbekanntheit und aktivieren zum Kauf." Und doch bedarf es augenscheinlich bei vielen Kunden noch einiger Überzeugungsarbeit.