Britische Unterhauswahl 2015© DWDL
Das Ergebnis der Unterhauswahl in der vergangenen Woche war dann doch eindeutiger als erwartet: Premierminister David Cameron darf mit seiner Conservative Party weiter regieren und das in Zukunft sogar ohne einen Koalitionspartner. Auf die ohnehin schon gebeutelte BBC kommen nun wohl härtere Zeiten zu. Neuer Minister für Kultur, und damit auch für den Medienbereich zuständig, wird nämlich John Whittingdale, ein ausgesprochener Gegner des bisherigen Gebührenmodells. Die jährliche Licence Fee, die Briten für die öffentlich-rechtliche BBC zu zahlen haben, bezeichnete er in der Vergangenheit als schlimmer als die Kopfsteuer. Auf kurze Sicht erwarte er zwar keine Änderungen, doch werden die Gespräche zur Erneuerung der derzeit eingefrorenen Licence Fee im Laufe des Jahres mit ihm sicher nicht einfacher. Whittingdale spielte beispielsweise bereits mit dem Gedanken, das Gebührenmodell in der Struktur zwar beizubehalten, aber ein Element der Freiwilligkeit einzubauen, was die BBC in eine große finanzielle Krise stürzen könnte. Generaldirektor Tony Hall soll die Beschäftigten der BBC in einem Schreiben bereits dazu aufgerufen haben, harmonisch mit Whittingdale zusammenzuarbeiten und an einer Zukunft der BBC zu arbeiten - wohlgemerkt sei die BBC aber auch nicht immun gegen Veränderungen.

ITV© ITV
Etwas ernster als gewohnt ist die Lage derzeit auch beim Privatsender ITV. Die Gewerkschaften BECTU und NUJ haben nämlich zum Streik aufgerufen, der am morgigen Donnerstag durchgeführt werden soll. ITV hatte den Beschäftigungen eine Lohnsteigerung von zwei Prozent angeboten, die Gewerkschaften bezeichnen dieses Angebot jedoch als beleidigend und fordern eine Erhöhung um vier Prozent für dieses Jahr, um die Gehälter wieder in Einklang mit den gestiegenen Lebenskosten zu bringen. NUJ und BECTU verweisen auf die Rekordgewinne, welche der Privatsender ITV verzeichnet und rufen daher nun zur Niederlegung der Arbeit auf. Ursprünglich sollte dieser Arbeitsstreik bereits in der vergangenen Woche zur Unterhauswahl stattfinden, wurde kurzfristig aber verlegt und findet nun zeitgleich zur Jahreshauptversammlung von ITV statt. Beim Privatsender wird betont, dass das Angebot über der Inflationsrate liege. Auch im Fernsehprogramm soll sich der 24-stündige Streik laut ITV mittels eines Notfallplans nicht bemerkbar machen.

Sherlock© BBC
Dass es noch einige Zeit bis zur vierten Staffel der Erfolgserie "Sherlock" dauern wird, ist bereits lange gewiss - auch aus diesem Grund wird es in diesem Jahr ja zumindest das viktorianische Special geben. Nun ist der Zeitplan aber immerhin etwas konkreter: Im Frühjahr 2016 sollen die Dreharbeiten zur neuen Staffel beginnen. Während die Fans also noch lange warten müssen, zeigte sich am Wochenende wieder, wie riesig die Fangemeinde doch ist. "Sherlock" konnte bei den BAFTA Awards nämlich den Zuschauerpreis einheimsen und sich damit u.a. gegen "Game of Thrones", "Strictly Come Dancing" und "The Great British Bake Off" durchsetzen. Benedict Cumberbatch, als bester Hauptdarsteller nominiert, ging jedoch leer aus. Hier ging Jason Watkins als strahlender Sieger für seine Rolle in "The Last Honour of Christopher Jefferies", das auch zur besten Mini-Serie gekrönt wurde, hervor. Bei den Hauptdarstellerinnen durfte sich Georgina Campbell über einen BAFTA freuen, während Gemma Jones als beste Nebendarstellerin für ihre Rolle in "Marvellous", ganz nebenbei auch bestes Single Drama, ausgezeichnet wurde. Bei den Kerlen gewann hier Stephen Rea für "The Honourable Woman". Beste Drama-Serie ist in diesem Jahr "Happy Valley" von BBC One. Freuen darf man sich aber auch bei HBO: "True Detective" gewann den internationalen BAFTA Award. Alle Preisträger und Nominierten können Sie auf den Seiten der BAFTAs nachlesen.

Trollied© BSkyB
Jason Watkins, gerade erst mit einem BAFTA Award ausgezeichnet, wird auch weiter für Sky1 vor der Kamera stehen. Im Umfeld der Verleihung bestätigte er gegenüber "DigitalSpy", dass es eine fünfte Staffel der kleinen, aber feinen Supermarkt-Comedy "Trollied", in der Watkins den überforderten Filialleiter Gavin Strong spielt, geben wird. Weniger froh wird der Cast der Serie "Banished" sein. Wie Darsteller Russell Tovey über einen Tweet bestätigte, wird BBC Two die Serie rund um die Besiedlung Australiens nicht fortsetzen und damit nach nur einer Staffel bereits den Stecker ziehen. Eine reichlich kuriose Entscheidung hat man derweil bei Comedy Central getroffen. "The Daily Show" wird fortan nicht mehr in Großbritannien gesendet - eine Sendung, die auf eine große Fangemeinde setzen kann und ohnehin nur beim Mini-Ableger Comedy Central Extra lief. Dort wolle man sich auf andere Genres von Comedy fokussieren, für Talkshows sei aber kein Platz mehr, heißt es beim Sender, der damit noch nicht einmal Jon Stewarts Abschied im Sommer abwarten konnte. Bei BBC Three brodelt es indes offensichtlich hinter den Kulissen. Nachdem Rick Edwards und Tina Daheley bereits offen über das Aus der jungen Polit-Talkshow "Free Speech" sprachen, rudert der Sender nun zurück. Die Ausgabe zur Unterhauswahl sei keineswegs die letzte gewesen, man arbeite noch immer mit der Produktionsfirma Mentorn Media zusammen, um nach Wegen zu schauen, junge Leute in politische Debatten zu involvieren. Eine klare Aussage zu einer Zukunft von "Free Speech" ist aber auch das freilich nicht.

BBC Sport© BBC
Die BBC wird umfassend von der Weltmeisterschaft im Frauenfußball berichten und dabei alle Spiele live übertragen, wie die Anstalt bekannt gab. Demnach werde man alle 52 Spiele aus Kanada auf BBC Two, BBC Three, den BBC Red Button oder online senden. Frontfrau der Übertragungen wird Jacqui Oatley, die im Studio als Experten Rachel Yankey und Rachel Brown-Finnis begrüßen darf. Kommentiert werden die Spiele von Jonathan Pearce und Sue Smith. BBC One widmet sich derweil dem Thema Essen. So hat der Hauptkanal der BBC eine zweite Staffel der Doku-Soap "Eat Well for Less?" bestellt und sich auch für ein neues Format entschieden. "The Box" soll fünf Wochen lang in der Daytime laufen und erinnert ein wenig an "Ready, Steady, Cook" ("Das Kochduell"): Stargäste bringen eine Box mit den Köchen unbekannten Produkten mit und die drei Köche müssen daraus Gerichte kochen. Außerdem hat BBC One auch ein neues Live-Event angekündigt. In "Big Blue Live" soll an drei Tagen live aus Kalifornien gesendet werden und die Zuschauer u.a. an Blauwale, Delfine und Buckelwale heranführen.

UK-Quoten-Update

ITV© ITV
Das einst als Mini-Serie ausgelegte "Safe House" überzeugte beim Privatsender ITV bis zum Schluss: Die vorerst letzte Folge der Serie mit Christopher Eccleston in der Hauptrolle verfolgten am Montag 4,46 Millionen Zuschauer. ITV erreichte damit einen sehr guten Marktanteil von 20,4 Prozent, hat allerdings noch nicht durchblicken lassen, ob aus "Safe House" wie vom Team hinter dem Format gewünscht nun auch wirklich eine dauerhafte Serie wird. Auf einem ähnlichen Niveau bewegte sich am Sonntag aber auch "Home Fires", das verglichen zum Auftakt in der vergangenen Woche nur sehr leicht nachgeben musste und diesmal 4,64 Millionen Zuschauer unterhielt. Damit waren sehr gute 20,7 Prozent zu holen. Ordentlich schlug sich auch die zweistündige Gala der BAFTA Television Awards am selben Abend auf BBC One. Die von Graham Norton präsentierte Show verfolgten dort gute 5,26 Millionen Zuschauer, was einem sehr ordentlichen Marktanteil von 24,2 Prozent entspricht. "Countryfile" erreichte im Vorfeld der Preisverleihung auf BBC One sogar 6,05 Millionen Zuschauer. BBC One erzielte mit der Reihe direkt vor den BAFTAs einen stolzen Marktanteil von 32,1 Prozent.

Britains Got Talent© ITV
Auch in dieser Woche gelang der Castingshow "Britain's Got Talent" der Sprung in die Zweistelligkeit erneut nicht: 9,61 Millionen Zuschauer schalteten am Samstag ein und machten die Castingshow damit trotz des kleinen Mankos wieder zur erfolgreichsten Sendung der Woche. Stolze 45,1 Prozent erreicht ITV mit Simon Cowell und Co.; zuvor lief es für ITV mit der Wettkampfshow "Ninja Warrior UK" angesichts von 4,16 Millionen Zuschauern und 23,9 Prozent bereits prächtig. Das Nachsehen hat samstags derzeit die öffentlich-rechtliche Konkurrenz von BBC One, die überhaupt nicht gegen die Übermacht von ITV ankommt: Die Serie "Atlantis" enttäuschte mit 2,63 Millionen Zuschauern und gerade einmal vierzehn Prozent, die Spielshow "In It to Win It" versagte gar mit nur 1,81 Millionen Zuschauern und miesen 8,7 Prozent. Entsprechend schlug sich BBC Two auf sehr niedrigem Niveau fast schon wacker. "BBC Young Dancer 2015" sahen 920.000 Zuschauer bzw. 4,8 Prozent und "Lachsfischen im Yemen" (Ja, Sie dürfen jetzt kurz an "Pastewka" denken und sich eine Fortsetzung wünschen) sahen anschließend noch 871.000 Zuschauer, was 4,7 Prozent entspricht. Am Montag lief es für Channel 4 gut. Die umstrittene "Benefits Street" startete mit 2,51 Millionen Zuschauer in die zweite Staffel. Das waren zwar weniger als im Vorjahr, mit einem Marktanteil von guten 11,5 Prozent wird man bei Channel 4 aber leben können.

Britische Unterhauswahl 2015© DWDL
Die meisten Briten informierten sich am Donnerstag in der BBC über den Ausgang der Wahl. Die Wahlberichterstattung, die in den ersten Minuten bereits deutlich erfrischender und moderner war als man es von Wahlabenden der ARD und des ZDF gewohnt ist, interessierte dort am späten Abend und der frühen Nacht im Schnitt 4,35 Millionen Zuschauer, womit 38,5 Prozent erreicht wurden. Nur 897.000 Zuschauer verfolgten die vierstündige Wahlberichterstattung von ITV, womit der Privatsender nicht mehr als 7,9 Prozent erreichte. Mehr Erfolg hatte Channel 4 mit seiner "Alternative Election Night", die gerade in der ersten Stunde, als die Wahllokale noch geöffnet waren und somit nicht über die Wahlen und Politik gesprochen werden durfte, besonders amüsant war. Jeremy Paxman, David Mitchell und Co. unterhielten und informierten durchschnittlich 1,11 Millionen Zuschauer, womit für Channel 4 tolle 8,5 Prozent erreicht wurden.