Einschaltquoten © DWDL.de
Die Regierung hat Streamingdienste wie Netflix und Prime Video dazu aufgefordert, Zuschauerzahlen für bestimmte Formate bekanntzumachen. Konkret geht es um Sendungen, die durch die Public-Service-Broadcaster BBC, ITV, Channel 4 und Channel 5 in Auftrag gegeben wurden. Man wolle so eine möglichst vollständige Analyse der Reichweiten der entsprechenden Programme möglich machen, heißt es. In einem ersten Entwurf des Parlaments hieß es, die Streamer sollen die Zahlen sowohl an die Rundfunkanstalten, als auch an die Medienbehörde Ofcom liefern. Inzwischen ist nur noch die Rede von einer Lieferung an die Ofcom - mit den traditionellen Sendern stehen die Plattformen ja auch in Konkurrenz. Von der Politik heißt es, man hoffe, die Sache könne auf freiwilliger Basis laufen. Falls nicht, könnte es eine gesetzliche Regelung geben. Die Streamingdienste argumentierten bislang, die Zuschauerzahlen seien wirtschaftlich sensibel. Das Digital, Culture, Media and Sport Committee sieht das anders.

Channel 4 © Channel 4
In eine mögliche Privatisierung von Channel 4 kommt nun tatsächlich Bewegung. Medienminister Oliver Dowden hat bestätigt, rasche Gespräche in der Sache aufnehmen zu wollen. Bereits in den wenigen Wochen sollen laut verschiedener Medienberichte der offizielle Prozess dafür starten, verkauft werden könnte der Sender dann im kommenden Jahr. Noch ist Channel 4 im Eigentum der Regierung. Anders als die BBC finanziert sich der Sender aber überwiegend über Werbeeinnahmen. Dowden erklärte, eine Privatisierung würde sicherstellen, dass der Sender einen Platz im "Herzen der britischen Rundfunklandschaft" behalten könne. Channel 4 selbst hatte sich zuletzt auffällig in der Sache zurückgehalten, nun aber vor einer Privatisierung gewarnt. Durch solche Planungen könne man gezwungen werden, Investitionen in regionale Produktionen zu kürzen, heißt es vom Sender. CEO Alex Mahon sagte, ein Eigentümerwechsel könnte die Strategie der Lokalisierung der Regierung beschädigen. Channel 4 ist gerade dabei, Standorte in verschiedenen Regionen zu eröffnen. Das war eine Vorgabe der Regierung, weil es hieß, der Sender sei zu London-zentriert. Einem neuen Eigentümer würde es vor allem um Gewinn gehen - dann werde man weniger Geld für Programme und Investitionen außerhalb Londons haben. Ähnlich wie bei der BBC sind es vor allem konservative Politiker, die immer wieder Stimmung machen gegen Channel 4. 

Netflix © Netflix
Medienminister Oliver Dowden hat auch noch in einer anderen Sache aufhorchen lassen. So bestätigte er Planungen der Regierung, Streamingdienste wie Netflix und Prime Video der britischen Medienbehörde Ofcom zu unterstellen. Die US-Plattformen müssten dann sicherstellen, dass sie den Ofcom-Regularien entsprechen. Das könnte dazu führen, dass Inhalte der Plattformen den strengen Vorgaben in Sachen Genauigkeit und Unparteilichkeit entsprechen müssten - spannend könnte diese Frage wohl bei einigen bekannten Dokumentarfilmen werden. Aber auch fiktionale Inhalte könnten betroffen sein. Dowden selbst forderte vor einiger Zeit Warnhinweise vor jeder "The Crown"-Folge, dass es sich dabei um Fiktion handele (DWDL.de berichtete).  

ITV © ITV
"Undercover Boss" feiert demnächst wohl ein Comeback bei ITV. Sieben Jahre lang war das Format in Großbritannien nicht zu sehen, wie "Deadline" nun aber berichtet, arbeitet ITV jetzt an einer Neuauflage. Und die Planungen sind offenbar schon sehr konkret, so soll Studio Lambert bereits produzieren. Weder der Sender noch die Produktionsfirma wollten sich zu dem Bericht äußern. So bleibt vorerst auch unklar, wann genau das Format auf die Bildschirme zurückkehren wird. Ursprünglich lief "Undercover Boss" zwischen 2009 und 2014 bei Channel 4, sechs Staffeln sind damals entstanden. 

Fußball-EM 2020 © UEFA
Die Quoten des England-Spiels gegen Tschechien liegen noch nicht vor, dafür verzeichnete aber ITV mit dem Match der Three Lions gegen Schottland fantastische Werte. In der Spitze sahen 20 Millionen Menschen zu, an diesem Zeitpunkt lag der Marktanteil bei fantastischen 79 Prozent. Im Schnitt kam die Partie in der vergangenen Woche auf 18,4 Millionen Zuschauer und 74 Prozent. Online verzeichnete man zudem 4,8 Millionen Streams beim Match - damit stellte die Partie einen Streaming-Rekord für ITV auf. 

Union Jack © Ree Saunders/flickr (CC BY-SA 2.0)
Geht es nach der EU, könnte es vielleicht künftig weniger britische TV-Inhalte auf VoD-Plattformen geben. Die Richtlinie zu audiovisuellen Mediendiensten sieht bekanntlich vor, dass mindestens 30 Prozent auf Plattformen (dazu zählen auch Netflix, Disney+ und Prime Video) aus europäischen Inhalten bestehen müssen. Das wird so ziemlich überall eingehalten und übererfüllt - auch dank vieler britischer Produktionen, die gerade in den vergangenen Jahren boomten. Die EU hat darin nun laut "Guardian" aber eine "Unverhältnismäßigkeit" erkannt und könnte gegensteuern. "Die hohe Verfügbarkeit britischer Inhalte in Video-on-Demand-Diensten sowie die durch die Qualifizierung als europäische Werke gewährten Privilegien können zu einer unverhältnismäßigen Präsenz britischer Inhalte innerhalb der europäischen Video-on-Demand-Quote führen und eine größere Vielfalt europäischer Werke behindern", heißt es in einem Dokument, das Anfang des Monats bei Diplomaten eingereicht worden sei, so der "Guardian". Nun geht es darum, ob die EU Filme und Serien auch nach dem Brexit als "europäische Werke" klassifiziert. Die Europäische Kommission wurde nun damit beauftragt, eine Folgenabschätzung über das Risiko für die "kulturelle Vielfalt" der EU durch britische Programme in Auftrag zu geben. Das könnte ein erster Schritt in Richtung Maßnahmen zur Einschränkung der Privilegien für britische Inhalte sein. Entsprechende Maßnahmen würden wohl nicht nur Zuschauer in ganz Europa treffen, sondern auch die britische TV- und Filmbranche.