Nadine Dorries © imago / Zuma Wire
Der Streit rund um die geplante Privatisierung des noch staatlichen Senders Channel 4 hat über das vergangene Wochenende weiter Fahrt aufgenommen. Zurückliegende Woche hatte die britische Kulturministerin Nadine Dorries bekräftigt, dass die britische Regierung an ihren Plänen festhalten werde – und das, obwohl dagegen wesentlicher Widerstand innerhalb der Medienbranche aufgekommen ist. Am Wochenende nun nutzte Dorries die Mail on Sunday, um ihre Sichtweise erneut darzulegen. Darin argumentierte sie einmal mehr, dass Channel 4 als staatlicher Sender nicht in der Lage sei, mit anderen Wettbewerbern mitzuhalten. "Es ist an der Zeit, vor dem Hintergrund einer digitalen Zukunft in eine erwachsene Zukunft zu blicken", formulierte sie blumig. "Wir glauben, dass wir Channel 4 an einen Käufer verkaufen können, der aufstrebende Talente, unabhängige und unparteiische Nachrichten finanziert und in jeden Winkel des Vereinigten Königreichs investiert. Es wäre für jede Regierung sogar unverantwortlich, sich zurückzulehnen und zuzulassen, dass der Status quo fortbesteht." Schon seit Tagen gibt es Spekulationen, Discovery, ITV oder Sky könnten sich für den Sender interessieren. Ein Kauf würde vermutlich etwas mehr als eine Milliarde Pfund kosten. Sachlich blieb Dorries in dem Zeitungstext übrigens nicht immer. Die Gegner des Vorhabens nannte sie einen "linken Lynchmob", der nicht akzeptieren möchte, was nun mal das Beste für das britische Fernsehen sei.

Channel 4 – Alex Mahon © Channel 4
Zu den Gegnern des Plans zählt auch Alex Mahon, Chef Executive Officer von Channel 4: Sie nutzte die Sunday Times, um nochmals ganz entschieden gegen einen Verkauf zu argumentieren. Schon jetzt sei ihr Sender führend in Großbritannien, was die Umstellung von traditioneller auf Online-Werbung angehe. Und sie sprach sich nochmals für einen der Regierung bereits länger vorgelegten Plan aus: "Im Wesentlichen haben wir vorgeschlagen, dass wir mehr von unserem Geld verwenden, um mehr für Großbritannien zu tun. Unser Plan, Channel 4 in öffentlicher Hand zu belassen, würde 100.000 Ausbildungsplätze für junge Menschen außerhalb Londons schaffen, die sonst nie die Chance hätten, das Leben in den Medien zu erleben. Das würde sofort beginnen, für das nächste Jahrzehnt fortgesetzt werden und einen Wert von 2 Milliarden Pfund schaffen." A pro pos Geld. Auch die finanzielle Lage des Senders spreche dafür, dass man nicht viel ändern müsse. "In den zurückliegenden zwei Jahren haben unsere Einnahmen ein Rekordniveau erreicht, und im Gegensatz zu anderen Sendern haben wir keine Schulden - und wir haben 270 Millionen Pfund in bar auf der Bank", schrieb Mahon.

Channel 4 © Channel 4
Schlagzeilen machte Channel 4 zuletzt aber auch in Sachen Programm: "I Am", die preisgekrönte Anthologieserie, hat sich die Dienste von Schauspielerin Kate Winslet gesichert. Die Oscar-Preisträgerin wird zusammen mit ihrer Tochter Mia Threapleton mitmischen. Wie bei den beiden vorangegangenen Staffeln werden jeweils drei neue Episoden nach ihrer Hauptfigur benannt, weitere Details zu Besetzung und Handlung sollen folgen. Die Szenen sind dann teilweise wieder improvisiert. Hinter dem Format steht Dominic Savage ("The Secrets", "The Escape").

HBO Max © WarnerMedia
Ähnlich wie in Deutschland und Italien werden HBO-Programme in Großbritannien bis Ende 2025 Teil des Sky-Angebots sein. Für die Zeit danach bereitet man bei WarnerMedia offenbar die Einführung von HBO Max als eigenes Angebot vor. Johannes Larcher, der für die internationalen Angelegenheiten des Dienstes zuständig ist, erklärte zumindest, dass man mit Planungen für dessen Launch begonnen habe. "Das Ende des Jahres 2025 ist noch weit entfernt, aber wir wissen, wie unsere Inhaltsstrategie aussehen wird. Wir wissen, wie der Service und das Produkt aussehen werden. Viele dieser Überlegungen sind bereits angestellt worden", sagte Larcher, der auch betonte, sich zu wünschen, schon früher starten zu können. Ob es ab 2026 eine wie auch immer aussehende Partnerschaft zwischen HBO und Sky geben werde, blieb offen. Larcher nannte Sky aber respektvoll "einen großartigen Partner". Auch bei Sky stellt man sich auf einen Wegfall von HBO-Inhalten ein; und hat die Produktion eigener Originals hochgefahren.

ITV © ITV
ITV wird demnächst eine zweite Staffel von "Cooking with the Stars" ausstrahlen. Moderieren werden Emma Willis und Tom Allen, geplant sind sechs Folgen. Die acht Prominenten, die sich die Schürzen umbinden und in die Küche gehen werden, sind der Profitänzer und Fernsehstar Anton Du Beke, die Olympionikin Dame Kelly Holmes, Josie Gibson von "This Morning", Anne Hegerty ("The Chase"), Maura Higgins von "Love Island", der britische Arzt, Autor und Moderator Dr. Ranj Singh, der Komiker Joe Wilkinson und DJ Woody Cook. 

Doctor Who Jodie Whittaker © BBC
An Ostern wird die BBC ein weiteres "Doctor Who"-Special im Fernsehen zeigen. Parallel zu diesem startet auf BBC Sounds ein neuer Podcast; "Doctor Who Redacted". Dieser handelt von Cleo, Abby und Shawna - drei gescheiterten Studienabbrecherinnen aus verschiedenen Städten Großbritanniens, die über ihren Podcast für paranormale Verschwörungen, "The Blue Box Files", in Verbindung bleiben. Das Trio spekuliert über Abbys Lieblingsverschwörungstheorie - mit dem Ziel, die Wahrheit hinter der mysteriösen "Blue Box" herauszufinden, die immer wieder in der Geschichte auftaucht. Was wäre, wenn diese zufällige öffentliche Telefonzelle der Polizei in Wirklichkeit ein außerirdisches Schiff wäre? Geplant sind zehn Ausgaben.

The 1% Club © ITV
In der Erfolgsspur blieb am Wochenende ITVs Gameshow "The 1% Club", die auf fast 25 Prozent Marktanteil kam – knapp dreieinhalb Millionen Menschen schauten im Schnitt zu. Die Sendung profitierte nicht zuletzt von einem ziemlich starken Lead-In, nämlich "Ant & Dec's Saturday Night Takeaway". Das Format knackte sogar die 30-Prozent-Marke. Im Schnitt schalteten 4,2 Millionen Menschen ein. Somit landete man recht klar vor dem von BBC1 ausgestrahlten "Casualty": Die Medical-Serie strauchelt derzeit, noch 1,9 Millionen Menschen schauten durchschnittlich zu. Die Fortführung der Produktion wurde zuletzt infrage gestellt, nicht zuletzt, weil sich die BBC auch von der Medical-Weekly "Holby City" trennte.