Channel 4 – Alex Mahon © Channel 4
Es vergeht eigentlich keine Woche in Großbritannien, in der nicht über die Zukunft von Channel 4 gestritten wird. Die aktuelle britische Regierung will den staatlichen Sender privatisieren, was angeblich bis zu zwei Milliarden Pfund einbringen könnte. Während die politische Debatte, ob ein solcher Verkauf sinnvoll wäre oder nicht, weiter läuft, hat sich nun auch Channel 4-Chief Executive Alex Mahon mit einem eigenen Vorschlag zu Wort gemeldet. Mahon hatte schon vor einigen Monaten eine Vision entworfen, die eine Alternative zur Privatisierung sein sollte - sie blieb aber erfolglos. Dabei betonte Mahon zunächst, bei einer Reihe kritischer Punkte in der Tat mit der aktuellen Regierung übereinzustimmen. Kernpunkt der Regierungsargumente ist, dass Channel 4 in der jetzigen Aufstellung nicht gegen moderne Medienunternehmen, etwa Streamingriesen, bestehen könne. "Die britische Rundfunkindustrie steht vor immensen Herausforderungen; es ist von entscheidender Bedeutung, alles zu tun, was wir alle tun können, um sicherzustellen, dass die Zuschauer weiterhin großartige britische Inhalte genießen können, die die unglaubliche Vielfalt dieses Landes repräsentieren, widerspiegeln und feiern; und dass wir einen erfolgreichen unabhängigen Produktionssektor fördern", erklärte Mahon. Nicht wahr sei hingegen, dass es aktuell Anzeichen dafür gebe, dass Channel 4 in Zukunft finanziell nicht erfolgreich sein könne. "In den letzten zwei Jahren haben sich die Einschaltquoten und die Einnahmen von Channel 4 verändert und unsere Nettovermögens- und Liquiditätsposition erheblich gestärkt, was es uns ermöglicht, unsere Strategie zu beschleunigen und in unsere Zukunft zu investieren", so Mahon. An der Entscheidung der Regierung dürfte dennoch nicht zu rütteln sein. Zudem scheinen sich die von den Gegenseiten vorgebrachten Argumente zunehmend im Kreis zu drehen.

Steve McQueen © Imago / PA Images
Auch bei den kürzlich verliehenen BAFTA-Awards gab es immer wieder Statements, die die Rolle von Channel 4 unterstrichen. Produzent Stephen Lambert nannte die Regierungspläne gar "zerstörerisch". Sollte alles umgesetzt werden, werde ein großer Teil, was britisches Fernsehen ausmache, wegfallen, glaubt er. Auch Oscar-Preisträger Steve McQueen stellte sich hinter Channel 4: "Was auch immer wir tun können, die BBC und Channel 4 sind Dinge, an denen wir festhalten und für die wir Zentimeter für Zentimeter kämpfen müssen." Ausgezeichnet wurden übrigens Jodie Comer als weibliche Hauptdarstellerin in "Help" (C4), Sean Bean als Hauptdarsteller für "Time" (BBC Studios), die Dramaserie "In My Skin" (BBC Three), "The Lateish Show With Mo Gilligan" als Comedy-Unterhaltungsprogramm (C4), "Big Zuu's Big Eats" (Dave) und die langlebige ITV-Soap "Coronation Street". Jamie Demetriou wurde für seine Performance in der Comedy "Slath Lets Flats" geehrt und gesellt sich in diesem Bereich zu Sophie Willan ("Alma's Not Normal/BBC Two), "Uprising" (BBC One) bekam eine Auszeichnung im Factual-Bereich. Eine weitere Channel 4-Auszeichung ging im Bereich Reality & Constructed Factual an die Produktion "Gogglebox".

Ncuti Gatwa © Imago / Future Image
Wenn im Herbst – anlässlich des 100. Geburtstags der BBC – ein weiteres "Doctor Who"-Special läuft, wird Jodie Whittaker sich als "Doctor Who" verabschieden. 2023 soll es mit neuen Episoden der Serie weitergehen. Das kommende Jahr wird dabei aus zwei Gründen ein besonderes für den Serienklassiker. Einerseits wird "Doctor Who" 2023 60 Jahre alt, andererseits wird die inzwischen 14. Inkarnation des Zeitreisenden erstmals zu sehen sein. Die Macher haben sich entschieden, den Doctor erstmals mit einer Person of Color zu besetzen. Ncuti Gatwa ist der neue Timelord, wie kürzlich verraten wurde. Der Darsteller ist unter anderem bekannt durch seine Rolle als Eric in "Sex Education" von Netflix. "Ich fühle mich sehr geehrt, sehr aufgeregt und ein bisschen ängstlich", zitierte die BBC den 29-Jährigen.

Ofcom © Ofcom
Jessica Zucker wechselt vom Facebook-Mutterkonzern Meta zur britischen Medienbehörde Ofcom. Sie soll sich dort um die Online-Sicherheitspolitik kümmern. Bei Meta leitete zuletzt das Team für Fehlinformationen in Europa, dem Nahen Osten und Afrika. Mit dem Gesetzesentwurf zur Online-Sicherheit, der sich derzeit auf dem Weg durch das britische Parlament befindet, bereitet sich Ofcom auf die Umsetzung neuer Regelungen vor, um ein sichereres Online-Leben für alle zu schaffen. Zucker soll in ihrer neuen Rolle im Juni starten.

Tom Barry © Sky
Von der britischen Produktionsfirma Raw wird Tom Barry zu Sky kommen. Er soll sich an neuer Wirkungsstätte vor allem um die Produktion von Dokumentarfilmen für Sky Nature, Sky Documentaries und Sky Crime kümmern. Barry fängt im Juni bei Sky an. Bei Sky wird er Poppy Dixon unterstellt sein – und kennt ihr Wirken beim Pay-TV-Sender offenbar schon gut: "Ich habe die Projekte, die Poppy und ihr Team in so kurzer Zeit in Auftrag gegeben haben, neidisch aus der Ferne beobachtet und bin begeistert, dass ich die Möglichkeit habe, in einem so dynamischen Team mitzuarbeiten."

BBC © BBC
Die BBC hat eine Neuauflage der Show "Who Do You Think You Are?" bestätigt. Am 26. Mai soll sie zurückkehren – weitere Episoden der neuen Staffel sollen zudem ab dem 9. Juni laufen. In der ersten Folge geht die Moderatorin, Komikerin und Boxerin Sue Perkins der ergreifenden Geschichte ihres verwaisten Großvaters und eines Urgroßvaters nach, der während des Ersten Weltkriegs als "feindlicher Ausländer" interniert wurde. In der zweiten Folge erfährt der Quizshow-Moderator und Krimiautor Richard Osman, dass einer seiner Vorfahren in einen berüchtigten Mordprozess verwickelt wurde. "Es ist großartig zu sehen, wie einige unserer beliebtesten Berühmtheiten ihre Familiengeschichte durch diese bemerkenswerten Reisen und ihre fesselnden Geschichten nachzeichnen", erklärte Carl Callam, BBC Commissioning Editor für Dokumentarisches.

Premier League © Premier League
Zudem hat die BBC für ihr Radioprogramm BBC Radio 5 Live zahlreiche Live-Rechte zur Übertragung von Spielen der Fußball-Premiere-League bis 2025 verlängert. Das Radioprogramm kann von den Spielen am Samstagnachmittag und Samstagvorabend ebenso berichten wie von beiden Anstoßzeiten am Sonntag. Ein kleines Rechtepaket, das unter anderem Spiele am Freitag und Montag sowie die frühen Samstagsspiele umfasst, geht an den Anbieter Talksport.

Piers Morgan © Screenshot ITV
Er hatte zunächst einen erfolgreichen Start gefeiert, doch inzwischen dürfte Piers Morgan nicht mehr allzu guter Laune sein beim Blick auf die TV-Ratings. In der zweiten Woche brach Morgans Sendung beim neuen Rupert-Murdoch-Kanal TalkTV stark ein; von über 310.000 Zusehenden auf unter 70.000. An anderer Stelle konnte der Sender – zumindest statistisch – sogar gar niemanden zum Einschalten bewegen. Die Primetime-Sendung "The News Desk" verzeichnete zurückliegende Woche teils null Zusehende. In den sozialen Medien hat Morgan inzwischen reagiert und sich dabei bei der Deutung von TV-Quoten flexibel gezeigt. Jetzt, wo sie sinken, wies er seine Fans darauf hin, dass lineares Fernsehen ohnehin immer "irrelevanter" werde, wenn man das Zuschauerpotential einer Sendung als Ganzes betrachte. Das treffe insbesondere auf Jüngere zu, die nicht mehr fernsehen würden.

Good Morning Britain © ITV
Wegen Piers Morgen soll übrigens der amtierende Briten-Premier Boris Johnson in der Vergangenheit stets einen Auftritt in ITV's Morgensendung "Good Morning Britain" abgelehnt haben. Nach Morgans Weggang ergab sich eine Möglichkeit für Susanna Reid den Premier zu interviewen. Das brachte "GMB" starke Reichweiten ein. Einen Durchschnittswert veröffentlichte der Privatsender nicht, nannte aber den Peak-Wert, also die höchste gemessene Reichweite, die bei 1,3 Millionen Zusehenden gelegen haben soll. Solche Spitzenwerte habe "GMB" zuletzt im April 2021 erreicht.

ITV © ITV
An anderer Stelle hat sich "Good Morning Britain" derweil einen Fehler geleistet. Die Morgensendung wollte in dieser Woche über den ukrainischen Beitrag beim "Eurovision Song Contest" berichten. Das von Russland angegriffene Land schickt die Künstler des Kalush Orchestra nach Turin, doch nicht dieses war in einem "GMB"-Beitrag zu sehen, sondern ein Clip des letztjährigen Beitrags. In den sozialen Medien hagelte es in Folge einen kleinen Shitstorm.