BBC Moment © Screenshot
Das Staatsbegräbnis von Queen Elizabeth II. hat am Montag erwartungsgemäß sehr viele Menschen in Großbritannien vor die Bildschirme gelockt. Alle Zahlen sind aktuell noch vorläufiger Natur – sie enthalten nicht diejenigen, die in Pubs, Kinos oder über Angebote für den BBC iPlayer geschaut haben. So kam die kirchliche Beisetzung aus Westminster Abbey am Montag ab elf Uhr britischer Zeit in der Spitze auf 29,2 Millionen Zuschauerinnen und Zuschauer – im Schnitt sollen es um die 26 Millionen gewesen sein. BBC 1 kam während dieser Stunde im Schnitt auf 18 Millionen Zusehende, in der Spitze lagen die Werte bei 19,5 Millionen. Weitere 1,7 und 0,8 Millionen Menschen verfolgten die Übertragung bei BBC2 und BBC News. Auch das Programm von ITV war zu dieser Zeit gefragt: Viereinhalb Millionen Briten schalteten es im Schnitt ein. Allein auf diesen vier Sendern lag der ermittelte Marktanteil addiert bei über 90 Prozent. Sky News holte weitere drei Prozent und 700.000 Zusehende.

 

Kay Burley Queen Funeral © Screenshot Sky News
Denn zu beachten ist, dass etliche weitere Sender ebenfalls übertrugen – so auch Sky Sports Main Event, also ein Kanal, auf dem auf der Insel eigentlich große Fußballspiele zu sehen sind. Über diesen Weg seien rund 170.000 Zuschauerinnen und Zuschauer erreicht worden. Die BBC sprach inzwischen davon, dass ihre Übertragung am Montag 32,5 Millionen Menschen, die mindestens drei Minuten am Stück zuschauten, erreicht hätte. Nun sind das viele Zahlen unterschiedlicher Sortierung – festhalten lässt sich, dass das Staatsbegräbnis eines der meistgesehenen Events der vergangenen Jahrzehnte war. Als Ex-Premier Boris Johnson im Mai 2020 über den Corona-Lockdown sprach, schauten 27,7 Millionen Menschen zu. Die Olympia-Eröffnungsfeier aus London (2012) kam auf 24,5 Millionen. Allzeit-Rekorde wurden indes nicht geknackt. Das Finale der Fußball-EM 2020 (ausgetragen 2021) sahen 31 Millionen Menschen, 32 Millionen waren 1997 bei der Zeremonie für die verstorbene Lady Di dabei. Monetarisieren ließen sich die hohen Reichweiten derweil nicht, da die Übertragungen nicht von Werbespots unterbrochen wurden.

Channel 5 © Channel 5
Channel 5 entschied sich am Montag übrigens, nicht die Beerdigung zu zeigen. Stattdessen setzte der Sender auf Kinderfilme. "The Emoji Movie" erreichte etwa 150.000 Zuschauerinnen und Zuschauer. Darüber hinaus flimmerte auch noch "Stuart Little" über die Bildschirme. Channel 4 setzte am Montag auch auf verschiedene Dokumentationen rund um das Königshaus und zeigte zudem die Krönungszeremonie von Elizabeth II. aus dem Jahr 1953.

Michelle Donelan © Imago / Zuma Wire
Aus Respekt vor dem Tod der Monarchin und der Staatstrauer fiel die Zahl der von den Sendern veröffentlichen Programmankündigungen zuletzt gen null. Dafür aber geht das Ringen um eine eventuelle Privatisierung von Channel 4 in eine neue Runde. Boris Johnson, ein Verfechter dieses Plans, ist bekanntlich inzwischen nicht mehr Premier. Unter seiner Nachfolgerin Liz Truss werden die Karten vermutlich neu gemischt. Die bisherige Ministerin Nadine Dorries, ebenfalls klar für eine Privatisierung, hatte abgelehnt, unter Truss weiter zu arbeiten. Nun hat Michelle Donelan die Aufgabe als Ministerin für Medien, Digitales, Kultur und Sport übernommen. Und ganz klar scheint offenbar nicht zu sein, dass sie an den Privatisierungsplänen festhalten will. Im BBC-Radio erklärte sie, Kosten und Vorteile einer Privatisierung nochmals genau zu prüfen. Die britische Fernsehbranche hat bereits mehrfach die Sorge geäußert, dass ein solcher Schritt nicht nur der Vielfalt, sondern insbesondere vielen mittelständischen Produktionsfirmen, die von Channel 4 beauftragt werden, extrem schaden würde.

BBC in Schottland © DWDL/BBC
Auch bei der Frage rund um die BBC-Gebühren ist wohl nicht das letzte Wort gesprochen. Dies müsse man "im Ganzen" betrachten, erklärte Donelan nun vor einigen Tagen. Ob sie abgeschafft oder beibehalten werden sollen, darauf wollte sich Donelan jüngst nicht festlegen. Sie ließ jedoch durchblicken, dass sie den Gebühren skeptisch gegenübersteht. Gleichzeitig aber müsse eben sichergestellt werden, dass die BBC auf lange Sicht auch nachhaltig arbeite. "Ich bin jemand, der zuhört, ich bin jemand, der seine Entscheidungen auf der Grundlage von Fakten trifft, und genau das werde ich in den kommenden Wochen tun". Die Geschäftsmodelle von Amazon und Netflix würden aber, so Donelan, durchaus die Frage aufwerfen, ob das BBC-Modell wirklich tragfähig sei.

RT © RT
Derweil hat der Oberste Gerichtshof bestätigt, dass er eine Berufung von Russia Today nicht zulassen wird. Die Medienaufsichtsbehörde Ofcom hatte 2019 eine Strafe in Höhe von 200.000 Pfund gegen den Sender ausgesprochen. Der Grund: Die nötige Unparteilichkeit sei gleich in mehreren Fällen nicht gewahrt worden. Dagegen wehrte sich RT – erfolglos, wie nun klar ist.