Gary Lineker © BBC Gary Lineker
In den vergangenen Tagen hat sich in Großbritannien alles rund um Gary Lineker und dessen kurze Auszeit bei der BBC gedreht. Auch nachdem die umstrittene Suspendierung rückgängig gemacht wurde, gingen die Diskussionen weiter. Im Kreuzfeuer der Kritik steht nun die BBC-Führung, die sich in der ganzen Sache ziemlich kopflos zeigte. Die Chefin der Medienbehörde Ofcom, Melanie Dawes, sagte, Schuld an der ganzen Sache seien die Social-Media-Richtlinien der BBC, die sie als mehrdeutig bezeichnete. Zuvor hatte das US-Portal "Deadline" berichtet, dass der BBC bereits vor drei Jahren empfohlen wurde, die Regelungen für freiberufliche Mitarbeitende, wie Lineker einer ist, noch einmal gesondert zu prüfen. Diese unterscheiden sich nämlich von denen, wie sie festangestellte Redakteurinnen und Redakteure befolgen müssen. Dawes sagte, es sollte strenge Regeln für Nachrichtenmoderatoren geben. Darüber hinaus gehe es aber auch um die Meinungsfreiheit, so die Ofcom-Chefin. 

Richard Sharp © Screenshot BBC Richard Sharp
BBC-Generaldirektor Tim Davie erklärte bereits, er werde wegen der Sache nicht zurücktreten. Und auch von der Ofcom-Chefin bekommt er Rückendeckung. Anders sieht es aber bei BBC-Chairman Richard Sharp aus. Der hatte mit der aktuellen Debatte zwar nichts zu tun, steht aber wie kein anderer für die Einflussnahme der Politik beim Sender. Er soll den ehemaligen Premierminister Boris Johnson finanziell beraten und ihm zu einem Darlehen in Höhe von 800.000 Pfund verholfen haben. Wenig später wurde Sharp von Johnson zum Chef des öffentlich-rechtlichen Senders ernannt. Auch Sharp lehnte einen Rücktritt bislang ab, der Druck auf ihn ist nach dem Lineker-Trubel aber erneut gestiegen. Der Labour-Vorsitzende Keir Starmer sagte, Sharp werde zunehmen untragbar. Der aktuelle Premierminister Rishi Sunak lehnte derweil ab zu sagen, ob er noch Vertrauen in den BBC-Vorsitzenden habe. Stattdessen verwies eine Sprecherin darauf, dass man auf eine Rückmeldung des Office for Commissioner for Public Appointments warte. Dort wird aktuell geprüft, wie sich Sharp bei seiner Bewerbung um den BBC-Vorsitz verhalten hat. 

© BBC David Attenborough
Was im Zuge des ganzen Trubels rund um Gary Lineker fast ein bisschen untergegangen ist: Die BBC hat in der letzten Woche eine Dokumentation von Sir David Attenborough aus dem Programm gekippt und nur im iPlayer zur Verfügung gestellt, weil man offenbar Angst vor Reaktionen aus dem konservativen, politischen Spektrum und von rechten Medien hatte. Wie der "Guardian" berichtet, ist die Entscheidung bei einigen Programmmachern in der BBC überhaupt nicht gut angekommen. Einige Personen im Sender fürchten, dass die BBC jetzt regelmäßig vor Lobbygruppen einknicken könnte. Die BBC bestreitet das und erklärte, die Folge sei, anders als die anderen fünf Folgen der Reihe, ohnehin nie für eine Ausstrahlung im TV vorgesehen gewesen. In der besagten Folge geht es um Umweltzerstörungen und deren Ursprung.

BBC © BBC
Wie verbreitet die Versuche der politischen Einflussnahme bei der BBC mittlerweile sind, zeigt auch eine "Guardian"-Recherche, die am Dienstag öffentlich wurde. So berichtet die Zeitung, dass die BBC zu Beginn der Corona-Pandemie unter Druck der Regierung geraten sei, das Wort "Lockdown" nicht zu nutzen. Dabei bezieht sich der "Guardian" auf bislang unbekannte E-Mails und Whatsapp-Nachrichten. Demnach haben leitende Redakteure ihre Angestellten und Korrespondenten darüber informiert, dass es der Wunsch der Regierung ist, das Wort zu vermeiden. Einzelne Redakteure versuchten dagegen zu argumentieren, kamen aber offenbar nicht durch. Und so sprach man bei der BBC zu Beginn des Lockdowns von "Einschränkung", während andere Medien den Lockdown auch so nannten. Im Oktober 2021 forderte zudem ein leitender Redakteur die Journalisten dazu auf, nach einer Beschwerde der Regierung kritischer gegenüber der oppositionellen Labour-Partei zu sein. Dass die Nachrichten jetzt geleakt werden, ist wohl kein Zufall. Unzufriedene BBC-Mitarbeitende dürften in dem aktuellen Trubel ihre Chance erkannt haben aufzuzeigen, was im Unternehmen alles falsch läuft. 

CITV © ITV
ITV hat unterdessen angekündigt, seinen linearen Kindersender CITV nach 17 Jahren einzustellen. Im Frühherbst wird der Sendebetrieb eingestellt. Aber auch künftig will der Privatsender ein Angebot haben, das sich an Kinder richtet, dazu hat man nun einen neuen Bereich auf der hauseigenen Streamingplattform ITVX angekündigt. Dieser soll noch im Juli dieses Jahres an den Start gehen, Zielgruppe seien die 6- bis 12-Jährigen, so der Sender. Grund für den Schritt ist die Tatsache, dass die klassische TV-Nutzung bei Kindern zuletzt stark zurückgegangen ist, alleine seit 2019 nach Senderangaben um 62 Prozent. Der Kids-Content auf ITVX soll kostenlos sein. Schließen die Eltern ein Premium-Abo ab, entfällt auch die Werbung. 

BBC Singers © BBC
Die BBC hat massive Kürzungen bei ihren Orchestern und Chören angekündigt. So sollen die berühmten BBC Singers komplett abgeschafft werden, sie waren der einzige, professionelle Vollzeit-Chor des Unternehmens. Darüber hinaus will man die Kosten für Gehälter bei der BBC Symphony, den Concert Orchestras und den Manchester’s Philharmonic um 20 Prozent drücken, was vor allem durch ein freiwilliges Austrittsprogramm gestemmt werden soll. Von den betroffenen Musikerinnen und Musikern, aber auch externen Experten auf diesem Gebiet gab es für die Entscheidung der BBC viel Kritik. Mehr als 700 Komponistinnen und Komponisten haben in einem Brief an BBC-Chef Tim Davie ihrem Unmut Luft gemacht. Simon Webb, Chef der Orchester und Chöre, erklärte, damit sei die Finanzierung nachhaltig aufgestellt und die Zukunft gesichert. Einen Teil des eingesparten Geldes wolle man in die Musikausbildung stecken, so Webb. 

Nickelodeon © Nickelodeon
Paramount hat James Waller zum Senior Director of Content and Programming Strategy Kids & Family bei Nickelodeon in Großbritannien und Irland ernannt. Als solcher wird der TV-Manager künftig die Strategie und Ausrichtung von Nickelodeon verantworten, er berichtet an Louise Bucknole, General Manager und VP für den Bereich Kids & Family in Großbritannien und Irland bei Paramount Global. Waller hat zuvor die australische Produktionsfirma Cheeky Little Media und Entwicklungs- und Vertriebsfragen beraten, davor arbeitete er auch als Programmdirektor bei Disney in Großbritannien und den USA.