Das Aus der "Harald Schmidt Show" kam überraschend, denn trotz schlechter Quoten galt es als nahezu unvorstellbar, dass Sat.1 einen der wenigen Imageträger des Senders ziehen lassen würde. Von einem großen Erfolg war Schmidt zuletzt übrigens tatsächlich weit entfernt: Nur etwas mehr als sieben Prozent betrug der durchschnittliche Marktanteil in der Zielgruppe seit dem Sat.1-Comeback im September vergangenen Jahres - das ist selbst für die Ansprüche von Sat.1 freilich viel zu wenig. Gerade mal acht Ausgaben gelang ein zweistelliger Marktanteil. Und wenn das der Fall war, dann meist auch nur dank der Champions League im Vorprogramm.

Besonders bitter: Harald Schmidt unterbot seit seiner Rückkehr sogar die miserablen Quoten, die einst "Anke Late Night" erzielte. Selbst die schwächste Ausgabe der nach nicht mal einem halben Jahr abgesetzten Spätshow mit Anke Engelke lief einst besser als die schwächste Ausgabe von Schmidt nach dessen Comeback. Weniger als 520.000 Zuschauer waren es bei Engelke nie - Schmidt unterbot diesen Wert zu Beginn des Jahres sogar um 100.000 Zuschauer. Mit gerade mal 3,3 Prozent Marktanteil in der Zielgruppe sendete Schmidt zwischenzeitlich vor nahezu leeren Rängen.

Auch die Bekanntgabe der Absetzung der "Harald Schmidt Show" sorgte nicht für einen spürbaren Aufschwung. Zwar verzeichnete Schmidt am Mittwoch mit zehn Prozent den besten Marktanteil seit etwa einem Monat, doch das war einzig und alleine auf den Fußball im Vorfeld zurückzuführen. Nur einen Tag später lag der Marktanteil bei gewohnt mageren 7,1 Prozent. Zum Vergleich: Als das Aus von "Anke Late Night" bekannt wurde, wollten einst 1,29 Millionen Zuschauer sehen, wie Engelke die Meldungen über das Scheitern ihrer Show verarbeitet. Der Marktanteil in der jungen Zielgruppe stieg an diesem Abend auf sehr starke 15,7 Prozent bei den 14- bis 49-Jährigen - und auch in den Tagen bis zur letzten Wochen war damals ein Aufschwung feststellbar.

Für Sat.1 war das vergangene Jahr durch das neuerliche Aus der "Harald Schmidt Show" unterdessen einmal mehr ein verlorenes. Der einzig verbliebene Late-Night-Talker des Senders ist somit Claus Strunz, der derzeit montags mit seinem Polittalk "Eins gegen Eins" mit Problemen zu kämpfen hat - auch, weil das Vorprogramm mit "Planetopia" und der "Spiegel TV-Reportage" kaum Zuschauer anliefert. Geht nun also womöglich der von Strunz erst kürzlich geäußerte Wunsch nach einem besseren Sendeplatz in Erfüllung? Er selbst brachte den bislang von Schmidt belegten späten Dienstagabend ins Spiel. Und in der Tat: Mit einem stärkeren Vorprogramm wäre womöglich deutlich mehr drin als jene 4,3 Prozent, die "Eins gegen Eins" am vergangenen Montag holte.

Was steht an?

Im Ersten wird am kommenden Donnerstag die nächste Stufe der "Heiter bis tödlich"-Schiene am Vorabend gestartet: Mit "Alles Klara" feiert nun auch Wolke Hegenbarth ihren Einstand, doch Hoffnung auf großen Erfolg sollte sie sich nicht machen - im schwachen Umfeld dürfte es für die neue Serie kaum besser laufen als für den Rest. Hinzu kommt: Die bislang donnerstags gezeigte Serie "Henker & Richter" tat sich zuletzt reichlich schwer und verabschiedete sich nun sogar mit neuen Tiefstwerten vom Publikum. Nur etwas mehr als eine Million Zuschauer waren dabei. Zum Vergleich: Das ZDF holt selbst mit "SOKO"-Wiederholungen nicht selten Marktanteile um 20 Prozent.

Unterm Strich werden die Vorabend-Probleme des Ersten auf absehbare Zeit kaum gelöst werden können. Und in Sat.1 könnte zumindest Claus Strunz vom Aus der "Schmidt Show" profitieren. Wenn man ihn denn lässt.