Das hat man sich bei Sat.1 ganz anders vorgestellt: Inspiriert vom großen Erfolg von "The Voice of Germany" hat der Sender seit dieser Woche mit "The Winner is..." eine weitere Castingshow im Programm - wobei man in Unterföhring Wert legt auf die Feststellung, dass es sich dabei gar nicht um eine klassische Castingshow, sondern viel mehr um eine Talent-Gameshow handelt. Den Geschmack des Publikums traf Sat.1 damit allerdings nicht, wie die 1,64 Millionen Zuschauer zeigen, die am Mittwochabend die Premiere sahen.
Glücklich gewählt war der um zwei Tage vorgezogene Start allerdings nicht, zumal Sky an diesem Abend mit dem Spitzenspiel der Fußball-Bundesliga mehr als zwei Millionen Zuschauer und knapp zehn Prozent Marktanteil in der Zielgruppe verzeichnete - zehn Prozent, die sich an gewöhnlichen Abenden auf andere Sender verteilen. Besonders bitter: Mit "The Winner is..." konnte Sat.1 in so gut wie keiner Altersgruppe punkten. Einzige Ausnahme bildeten die 14- bis 19-Jährigen, bei denen der Marktanteil am Mittwoch bei 16,8 Prozent lag. Letztlich kamen aus dieser Gruppe allerdings gerade mal 150.000 Zuschauer.
Und sonst? Bei den 20- bis 29-Jährigen reichte es nur für 7,5 Prozent, bei den 30- bis 39-Jährigen für 9,2 Prozent. Ältere Zuschauer schalteten in noch geringerem Maße ein: Schon in der Gruppe der 40- bis 49-jährigen Zuchauer blieb der Marktanteil bei gerade mal 6,0 Prozent hängen. Wirklich Hoffnung machen diese Zahlen nicht, zumal das Publikum derzeit von Talentshows aller Art zunehmend genug zu haben scheint. Selbst "Deutschland sucht den Superstar" verzeichnet mittlerweile die schwächsten Zuschauerzahlen seit Jahren - mit nur 4,39 Millionen Zuschauern markierte die RTL-Show am vergangenen Samstag einen neuen Tiefpunkt.
Wie geht es nun weiter mit "The Winner is..."? Auch am Freitag sah es schwach aus - und wenn, dann unterhielt das Format eher die ganz jungen Zuschauer. 13,7 Prozent betrug der Marktanteil bei den 14- bis 19-Jährigen, immerhin noch 11,7 Prozent bei den 20- bis 29-Jährigen. Doch schon bei den Zuschauern über 30 kam die Talent-Gameshow nur noch auf einstellige Werte. Einzige Hoffnung: Ohne Promi-"Wer wird Millionär?" im Gegenprogramm ist in den kommenden Wochen vielleicht noch ein bisschen mehr drin - sofern Sat.1 mit der Ausstrahlung überhaupt so lange durchhält. Zum erhofften Quoten-Hit, das lässt sich jetzt schon sagen, wird sich die Sendung allerdings wohl kaum mehr mausern.
Was steht an?
Für Sat.1 dürfte nicht nur die weitere Entwicklung von "The Winner is..." spannend werden, sondern auch der Blick aufs Nachmittagsprogramm. Nachdem am Freitag letztmals "Richterin Barbara Salesch" ihr Urteil fällte, übernimmt ab der kommenden Woche die neue Reihe "Familien-Fälle" den Sendeplatz. Viel zu verlieren hat Sat.1 damit nicht, zumal Salesch gerade in der jüngeren Vergangenheit häufig nur einstellige Marktanteil in der Zielgruppe holte. Ausgerechnet in den letzten Zügen ging der Gerichtsshow die Luft aus: Seit Beginn des Monats verzeichnete die Sendung nur ein einziges Mal einen zweistelligen Wert.
Bereits am Sonntag startet bei kabel eins ein neues Format, mit dem der Sender allerdings gewiss keinen Preis für Innovation erhalten wird. "Deutschlands lustigste Homevideos" nennt sich die Sendung, die Sonya Kraus zur besten Zeit präsentieren wird. Gegen all die Film- und Serien-Konkurrenz derart leichte Kost zu setzen, dürfte das sonntägliche Quoten-Problem von kabel eins allerdings wohl kaum dauerhaft lösen können. Die Wiederholungen von "Two and a half Men", die im Sommer vergangenen Jahres noch mit zweistelligen Marktanteilen gestartet waren, konnten allerdings ebenfalls nicht mehr viel reißen. Zuletzt sahen teilweise sogar weniger als drei Prozent der jungen Zuschauer zu - ab der kommenden Woche wird die Dosis völlig zurecht zurückgefahren..
Unterm Strich wird kabel eins mit seinem neuen Format am Sonntagabend also gewiss keine Fernseh-Revolution einleiten - vielleicht kann es aber gelingen, die Quoten-Sorgen zumindest vorübergehend etwas zu lindern. Die "Familien-Fälle" in Sat.1 haben indes sogar gute Chancen, die zuletzt schwachen Salesch-Quoten zu überflügeln. So mancher Nachmittags-Zuschauer von RTL wird sich bestimmt auch für das neue Format bei der Konkurrenz begeistern können.