Es ist noch nicht allzu lange her, da wollte nichts von dem, was Vox am Nachmittag versuchte, funktionieren - bis man auch dort auf den Scripted Reality-Geschmack gekommen ist. Nach magerem Start hat sich "Verklag mich doch" inzwischen zum großen Erfolg gemausert, der logischerweise ganz nebenbei auch für einen Anstieg der Tagesmarktanteile sorgt. Inzwischen verzeichnet das Format fast immer klar zweistellige Marktanteile in der Zielgruppe. Damit liefert "Verklag mich doch" den Beweis, dass Gerichtsthemen längst nicht tot sind.

Im Vergleich zu "Richter Alexander Hold", der letzten verblieben Gerichtsshow im deutschen Fernsehen, liegt die Vox-Sendung mittlerweile klar vorne. Besonders deutlich wird das übrigens seit wenigen Wochen: Seit Sat.1 seinen Gerichtsshow-Klassiker auf den Sendeplatz um 14:00 Uhr vorzog, muss sich Hold im direkten Duell mit "Verklag mich doch" beweisen. Und das ging bislang reichlich schief: Von zweistelligen Marktanteil ist die Sat.1-Show weit entfernt - in den zurückliegenden drei Wochen wurden im Wochenschnitt jeweils nicht mal neun Prozent in der Zielgruppe eingefahren. Besonders deutlich gewann "Verklag mich doch" das Duell am Freitag: Mehr als 12 Prozent Marktanteil standen gerade mal 6,1 Prozent gegenüber.

Damit tut sich Hold auf dem neuen Sendeplatz ungleich schwerer als zuletzt um 16:00 Uhr, wo die Sendung ohnehin schon insbesondere bei den jüngeren Zuschauern kräftige Einbußen hinnehmen musste. Umso beeindruckender ist die Entwicklung von "Verklag mich doch": Im September lief es für das Vox-Format, das auf aus Gerichtsshows bekannte Köpfe setzt, mit im Schnitt 12 Prozent Marktanteil in der Zielgruppe so gut wie nie zuvor - im Oktober lag man nun zwar etwas darunter, aber auch mit knapp elf Prozent schlug sich das Format erneut richtig gut.  Immerhin: Beim Gesamtpublikum liegt Hold noch klar vor der Vox-Konkurrenz.

Langzeittrend: Verklag mich doch!
Verklag mich doch!

Die neue Konkurrenz bekommt dabei übrigens längst nicht nur Sat.1 zu spüren. Fraglich ist, wie erfreut man beim großen Bruder RTL über die Scripted-Reality-Erfolge von Vox inzwischen ist. "Mitten im Leben" tut sich in direkter Konkurrenz nämlich seit geraumer Zeit zunehmend schwerer. Im Oktober vergangenen Jahres erreichte die Scripted Reality des Marktführers noch knapp 24 Prozent Marktanteil in der Zielgruppe. Nun, ein Jahr später, ist dieser Wert um ein Drittel zurückgegangen auf nur noch 16,5 Prozent. Daraus auf ein Ende des Scripted-Reality-Booms zu schließen, ist angesichts der jüngsten Erfolge von Vox sicherlich zu früh. Viel mehr scheint sich das Interesse des Publikums zunehmend auf immer mehr Formate desselben Genres zu verlagern.

Unterm Strich dürften Scripted Realitys also noch eine ganze Weile das Nachmittagsprogramm der Privatsender beherrschen. Die klassische Gerichtsshow hat ihren Zenit dagegen längst überschritten.