The Blacklist© RTL Crime
Wenn die aktuellen Corona-Beschränkungen normale Dreharbeiten nicht zulassen, dann ist von den Serien-Machern besondere Kreativität gefragt - schließlich gilt es häufig, noch ein akzeptables Staffel-Finale hinzuzimmern. Bei "The Blacklist" behilft man sich nun damit dass man die vor dem Lockdown bereits produzierten Szenen der 19. Folge aus Staffel 7 mit im Comicbuch-Stil animierten Szenen mischt. Die Schauspieler wie James Spader und Megan Boone sprechen ihre Texte von zu Hause ein, auch die animierten Szenen und der Schnitt wurden im Home-Office erstellt. Die einst von Netflix abgesetzte und von Pop TV wiederbelebte Serie "One Day at a Time" hat nun beschlossen, sogar eine komplette Serien-Episode der aktuell laufenden vierten Staffel im Animationsstil zu produzieren. Der Produzenten-Veteran Norman Lear kommentiert das so: "In meinen 97 Jahren habe ich noch nie von einer Multicam-Komödie gehört, die eine einzelne Episode als Special animiert. Selbst das darf ich nun erleben." Bie Singlecamera-Sitcoms gab's das im Falle von "Community" allerdings sehr wohl bereits.

CBS© CBS
Auch wenn in Sachen Upfronts in diesem Jahr alles anders ist als sonst: Die Entscheidung, welche Serien die Networks verlängern wollen und welche nicht, stehen nun trotzdem an. CBS hat nun sein Urteil gefällt - und es geht vier Serien an den Kragen. Betroffen sind gleich drei Sitcoms: Matt LeBlancs "Man with a Plan" wird nach vier Staffeln eingestellt, "Broke" und "Carol's Second Act" überleben ihre Premieren-Staffel nicht. Auch Edie Falcos Serie "Tommy" wird nicht fortgeführt. Schon vorher war ja beschlossen, dass sich in dieser Saison "Hawaii Five-O", "Madam Secretary" und "Criminal Minds" endgültig verabschieden. Weitergehen wird es 2020/21 hingegen für folgende 18 Produktionen, die zu den bereits verlängerten stoßen: "All Rise", "Blue Bloods", "Bull", "FBI", "FBI: Most Wanted", "MacGyver", "Magnum P.I.", "NCIS", "NCIS: Los Angeles", "NCIS: New Orleans", "Seal Team" und "S.W.A.T." im Bereich der Dramaserien. Die Comedyserien "Bob Hearts Abishola", "The Neighborhood" und "The Unicorn" erhalten von CBS neue Staffeln und die Shows "60 Minutes", "48 Hours" und "Undercover Boss" drehen ebenfalls weitere Runden.

Am 12. April startete die vierte Staffel von "Insecure" bei HBO von und mit Issa Rae. Und die Liaison mit dem Pay-TV-Sender geht erst einmal weiter, denn die Comedyserie über mehr oder weniger einfache Beziehungen und Datingkatastrophen geht in eine fünfte Staffel. Grünes Licht für eine achte Staffel gab es beim Hallmark Channel für "When Calls the Heart". Dort wurde zum Ende der sechsten Staffel die Schauspielerin Lori Loughlin aufgrund ihrer Verstrickung in den College-Bestechungsskandal aus der Serie geschrieben und dennoch geht es nun nach der siebten auch mit einer achten Staffel weiter. Lediglich nur eine Ausgabe gab es von "Dare Me" bei USA Network, denn dort gibt es keinen Platz mehr für die Highschool-Cheerleaderinnen nach nur einer Staffel. Bei "Black Mirror" stehen die Zeichen ebenfalls nicht auf Fortsetzung nach fünf Staffeln, einem Weihnachtsspecial und einem interaktiven Film. Charlie Brooker äußerte sich dazu in einem Radiointerview: "Ich weiß nicht, ob wir momentan die Nerven für Geschichten über zerfallende Gesellschaften hätten, weswegen ich gerade an keiner arbeite. Ich bin vielmehr daran interessiert, zu meinen komödiantischen Fähigkeiten zurückzukehren, weshalb ich Drehbücher geschrieben habe, um mich selbst zum Lachen zu bringen."

Project Blue Book© TVNow
Fans der Serie "Project Blue Book" können nicht mehr auf eine Auflösung des Cliffhangers aus dem Finale der zweiten Staffel hoffen. History hat sich entschieden, keine Fortsetzung des UFO-Dramas zu bestellen. Und auch für eine andere Serie von History, das ja schon vor längerem in die Produktion fiktionaler Stoffe eingestiegen ist, ist nach zwei Staffeln Schluss: "Knightfall" wird nicht weitererzählt werden. Zumindest das kommt nun nicht überraschend, liegt das Finale der zweiten Staffel doch schon ein Jahr zurück. In der nächsten Saison will sich History stattdessen lieber eingehend mit ehemaligen Präsidenten befassen und hat je eine Miniserie über Abraham Lincoln und Theodore Roosevelt in Auftrag gegeben, produziert von Leonardo DiCaprios Produktionsfirma Appian Way. History schließt damit an die Miniserie "Waschington" an, die dem Sender im Februar sehr gute Quoten beschert hatte.

White Collar Logo© USA
Ein Wiedersehen mit den Gesichtern von "White Collar" gab es am 7. Mai auf dem YouTube-Kanal "Stars in the House" im Rahmen einer Charity-Aktion. Nach mehreren Tweets verdichten sich zudem die Anzeichen, dass der einst bei USA Network beheimatete Stoff nochmals neu aufgerollt wird. "We have a plan to bring #WhiteCollar back" twitterte Schöpfer Jeff Eastin und erwähnte dabei auch Matt Bomer, den ehemalige Kopf der Serie. Wie es in der Sache weitergehen wird und welche Form das annehmen könnte, bleibt vorerst abzuwarten. Sicher ist hingegen für David E. Kelley, dass sein Drama-Projekt "The Lincoln Lawyer" nicht bei CBS realisiert wird, das bedeutet also: der Profi für Anwaltsserien Kelley darf den prominenten literarischen Stoff "Der Mandant" von Michael Connelly trotz einer ziemlich sicheren Zusage von CBS vorab nicht umsetzen. Ob es woanders weitergeht, ist bislang nicht bekannt.

Apple TV+© Apple
Auch wenn COVID-19 die Welt noch immer sehr in Atem hält und die Kameras bei fiktionalen Produktionen stehen, gibt es weitere perspektivische Projekte zu nennen. Apple TV+ hat sich "The Shrink Next Door" von und mit Will Ferrell und Paul Rudd geschnappt. Das Comedyprojekt basiert auf dem gleichnamigen Podcast und soll in Form einer Miniserie das Psychiater-Patienten-Verhältnis des Dr. Isaac Herschkopf (Rudd) beleuchten. Bei HBO Max gibt es mit der romantischen Comedy "Beth & Sam" von unter anderem Jim Parsons mehr fiktionalen Content. Zwei Frauen nähern sich an, haben aber jede Menge Gründe, das nicht weiter zu vertiefen. Einer davon ist, dass ein Part der Verbindung eigentlich heterosexuell und verheiratet ist. Zum Portfolio von Netflix stößt eine Anthologie-Serie, die sich inhaltlich und in der Produktion dem Thema Corona widmet. Hinter "Social Distancing" steht das Team von "Orange Is the New Black" und berichtet über das Leben auf Distanz. Die bislang noch nicht genannten Protagonisten der Serie filmen sich dabei selbst. Und auch Freeform greift das gerade alles beherrschende Thema auf und hat die Serie "Love in the time of Corona" bestellt. Die Serie soll einen humor- und hoffnungsvollen Blick auf die Suche nach Nähe, Liebe und Sex inmitten des "Social Distancing" werfen und schon im August auf Sendung gehen. Gedreht wird sie im jeweiligen Zuhause der Schauspieler, die somit die Kontaktbeschränkungs-Regeln einhalten können.

The Masked Singer© Fox
Und was tut sich im non-fiktionalen Bereich? Fox hat die wenig überraschende Entscheidung verkündet, dass "The Masked Singer" mit einer vierten Staffel fortgesetzt wird. Wenig überraschend deswegen, weil es auch in Staffel 3 die derzeit erfolgreichste Show im US-Fernsehen blieb. Man ist zuversichtlich, dass man trotz Corona im August produzieren und im Herbst ausstrahlen kann. Größere Probleme haben da schon alle Produktionen, die nicht auf Masken, sondern körperliche Nähe setzen. "The Bachelorette" wird es in diesem Sommer vorerst nicht zu sehen geben, stattdessen behilft man sich ab Juni mit einer zehnteiligen "Bachelor"-Best-Of-Reihe, die nochmal Szenen vergangener Staffeln wiederverwerten wird. In jeder dreistündigen Folge lässt man eine komplette Staffel nochmal Revue passieren. Noch nicht abgeschrieben hat CBS die zweite Staffel von "Love Island" - doch aus dem eigentlich geplanten Start Ende Mai wird erstmal nichts. Man prüft aktuell, ob man vielleicht einfacher in den USA produzieren könnte und hofft auf Lockerungen der Corona-Regeln. Positiv für das Format: Es gibt keinen langen Vorlauf, da die Szenen innerhalb von 48 Stunden aufbereitet und gesendet werden. Unterdessen kramt TBS ein bekanntes Format nochmal hervor und hat 20 neue Folgen der Action-Gameshow "Wipeout" in Auftrag gegeben. Wann gedreht werden kann, ist aktuell aber noch unklar. Das Format war zwischen 2008 und 2014 bei ABC zu sehen gewesen und wurde weltweit adaptiert, auch in Deutschland.

CBS All Access© CBS
ViacomCBS bekräftigte seine schon im Februar vorgestellten Pläne, sein Streaming-Angebot CBS All Access mit Inhalten weiterer seiner Entertainment-Marken anzureichern und in dem Zusammenhang einen neuen Namen zu geben. Nun stellte man auch einen internationalen Rollout innerhalb der nächsten zwölf Monate in Aussicht. Wie wichtig ein florierendes Streaming-Geschäft ist, zeigt aktuell der Blick auf die Quartalsergebnisse, die massive Einbrüche der Werbeeinnahmen zeigen - um 19 Prozent bei ViacomCBS innerhalb des 1. Quartals. Hier machte sich vor allem das Fehlen von Sport-Übertragungen bemerkbar, darunter neben abgesagten Events auch der "Super Bowl", der nun bei Fox lief. Der Netto-Gewinn sackte von fast 2 Milliarden auf gut 500 Millionen Dollar ab. Dem Super Bowl sei Dank war Fox auch der einzige Medienkonzern, der im 1. Quartal gegen den Trend deutlich gewachsen ist: Der Umsatz zog um 25 Prozent an und damit noch stärker als erwartet. Der Netto-Gewinn sackte allerdings von 539 auf 90 Millionen Dollar ab. Gut geschlagen hat sich bislang auch Discovery: Der Umsatz ging nur minimal um 1 Prozent zurück, der Nettogewinn um 2 Prozent - angesichts der aktuellen Lage weltweit ist das ein sehr gutes Ergebnis.

US-Quoten-Update

Parks & Recreation© NBC
Das Corona-Special von "Parks & Recreation", in dem sich die Cast-Mitglieder nochmal zuhause in ihren Original-Rollen zurückmeldeten, bescherte NBC Ende April  gute Quoten - und zwar richtig gute: Mit einem Zielgruppen-Rating von 1,4 Prozent erreichte das Special die höchste Sitcom-Reichweite, die NBC seit 2017 (damals "The Good Place") erzielen konnte. 3,64 Millionen Zuschauer hatten insgesamt eingeschaltet.Es war aber generell ein starker Sitcom-Abend, "Young Sheldon" hatte zvuor bei CBS mit 10,14 Millionen Zuschauern schon einen Staffel-Bestwert erzielt. Um so ernüchternder allerdings, wie schlecht es danach bei NBC mit "Council of Dads" weiter ging. Die Pilotfolge hatte NBC ja schon im März dienstags ausgestrahlt, nun ging's nach fünf Wochen auf dem regulären Sendeplatz am Donnerstagabend weiter. Übrig waren nur noch rund zwei Millionen Zuschauer, in der Zielgruppe lag der Rating bei 0,3 Prozent - das waren rundum katastrophale Werte.

Will & Grace© 2017 Universal Television LLC.
Ansonsten knubbeln sich inzwischen natürlich die Staffel- und Serien-Finals, die auf breiter Front alleridngs nicht zu deutlich steigenden Quoten führen. "Will & Grace" etwa ging mit 3,1 Millionen Zuschauern und einem Zielgruppen-Rating von 0,5 Prozent zu Ende - das war sogar der schwächste Zielgruppen-Wert seit über einem Monat. Die Macher von "All Rise" wurden unterdessen nicht für ihre Kreativität belohnt, das Staffel-Finale mit Szenen zu Ende zu bringen, die per Videokonferenz-Systemen gedreht wurden. Die Reichweite fiel mit 5,1 Millionen Zuschauern auf den zweitschwächsten Wert dieser Staffel. Richtig gut verlief hingegen der Abschied für "Blue Bloods": Am vergangenen Freitag stieg die Reichweite mit 8,5 Millionen Zuschauern auf den zweithöchsten Wert dieser Staffel.