Kurzfristig betrachtet wenig überraschend, langfristig betrachtet mehr als überraschend ist die Ankündigung, dass "Lucifer" bei Netflix weitergeht. Erst kürzlich wurde bekannt, dass der Hauptdarsteller Tom Ellis eine Vertragsverlängerung für eine sechste Staffel unterzeichnete, daher liegt der Nachrichtenwert zum Fortgang eher im Bereich "Formsache". Dass die Serie nach einer eigentlich finalen fünften Staffel doch noch weitergeht, ist hingegen verwunderlich. Die ganze Geschichte von "Lucifer" bleibt eine mit Ups and Downs: Drei Jahre bei Fox beheimatet, wanderte sie für eine vierte Staffel zu Netflix. Nach der fünften sollte Schluss sein, kündigte man im letzten Jahr an. Eigentlich. Nun gibt es jedoch eine "FINAL final season", wie man selbstironisch über Social Media bekannt gab. Apropos Fox: dort geht die Animationsserie "The Great North" in eine zweite Runde, obwohl der Startschuss zur Ausstrahlung der Premierenstaffel noch gar nicht fiel.

Showtime© Showtime
Erst letzte Woche wurde bekannt, dass die Trump kritische Showtime-Miniserie "The Comey Rule" über das turbulente Verhältnis zwischen Donald Trump und dem von ihm gefeuerten FBI-Chef James Comey erst nach der Präsidentschaftswahl ausgestrahlt wird. Ein Brief von Billy Ray, Mastermind hinter der seriellen Aufarbeitung zum Buch "Größer als das Amt: Auf der Suche nach Wahrheit" von Comey selbst, zusammen mit dem Cast, hat jedoch für Aufsehen gesorgt, so dass der Ausstrahlungstermin verschoben wurde. Von der "New York Times" publiziert, ist dort zu lesen, dass die Entscheidung, die vierstündige Serie nach der Wahl auszustrahlen, auf oberster Stufe im Hause Viacom getroffen wurde. Verwunderlich war dies jedoch für alle Beteiligten, da ursprünglich alles daran gesetzt werden sollte, den Stoff bis spätestens 15. Mai im Kasten zu haben. Dem Wunsch der Beteiligten, die Serie vor der Wahl zu platzieren, kommt man nun doch nach: Der neue Termin für "The Comey Rule" mit Jeff Daniels als James Comey und Brendan Gleeson als Donald Trump ist am 27. und 28. September und damit Wochen vor der Wahl am 3. November.

Hulu© Hulu
Zur weiteren Stärkung des Streamingdienstes wandern die zwei Projekte "American Horror Stories" und "Y: The Last Man" von FX zu Hulu. Vor allem hinsichtlich des neuen "AHS"-Ablegers "American Horror Stories" ist dies verwunderlich, da die Mutterserie ein Kernstück des Senders und über alle Staffeln hinweg bei FX beheimatet ist. Durch die Übernahme von Fox durch Disney befinden sich FX und Hulu allerdings unter einem Dach, weswegen solche Wechsel unproblematischer sind und beispielsweise bereits bei den Serien "Devs" und "Mrs. Amercia" für "FX on Hulu" vollzogen wurden. Bekannt wurde zudem auch, dass die vierte Staffel von "Handmaid's Tale" durch die Corona bedingte Produktionspause nicht wie geplant im Herbst bei Hulu integriert werden kann, sondern irgendwann 2021. Das "Karate Kid"-Sequel "Cobra Kai" wandert unterdessen von YouTube zu Netflix. Der YouTube-Hit wird beim Streamingdienst mit der dritten Staffel starten – die beiden Vorgängerstaffeln wird es dort aber ebenfalls zum Abruf geben.

30 Rock© NBC
Die Late-Night-Tallker Jimmy Fallon und Jimmy Kimmel entschuldigten sich zuletzt für Blackfacing-Parodien beim Publikum. Eine andere zieht nach und verlangte Konsequenzen: "Ich entschuldige mich für den Schmerz, den ich verursacht habe", so äußerte sich Tina Fey, Schöpferin, Hauptdarstellerin und Produzentin der NBC-Comedy "30 Rock" gegenüber dem Medienmagazin "Vulture". Sie bezieht sich damit auf mehrere "30 Rock"-Folgen, in denen Blackfacing betrieben wurde – also in denen weiße Schauspieler mit dunklem Make-Up in die Rolle von Schwarzen schlüpften. Kein Kind, welches Comedy mag, solle über die Sketche stolpern und sich dadurch verletzt fühlen, meinte Fey. Dies betrifft im Falle von "30 Rock" vier Folgen, die aus den Streaming-Diensten und dem Fernsehen genommen wurden. Ähnlich verfährt auch Hulu mit "Scrubs". Entfernt wurden dort auf eine Bitte von Bill Lawrence drei Folgen wegen Blackfacings. Veränderungen gibt es zudem bei zwei animierten Serien, die ebenfalls mit Diskriminierung zu tun haben. Bei "Big Mouth" soll eine schwarze Schauspielerin die Stimme von Jenny Slate (Missy) ersetzen – bei der Serie "Central Park" aus dem Hause Apple verabschiedet sich Kristen Bell von ihrer dunkelhäutigen Figur Molly und verlangt, dass eine schwarze Schauspielerin ihren Platz einnimmt. HBO Max wiederum hatte das Südstaatenepos "Vom Winde verweht" aufgrund rassistischer Darstellungen, Stereotypisierung und Glorifizierung der Sklaverei kürzlich aus seinem Portfolio genommen. Der Filmklassiker ist jedoch wieder da, allerdings mit Warnhinweis und Begleitvideos versehen, um eine Einordnung zu schaffen.

Council of Dads© NBC
NBC hat kein weiteres Interesse an der Familienserie "Councils of Dads". Die Serie startete am 24. März nach dem Staffelfinale von "This Is Us" und erleidet nun ein ähnliches Schicksal wie "The Village". Zwar sind noch zwei Folgen der ersten Staffel vorhanden, doch danach wird es nicht weitergehen. Die Serie begleitete eine Großfamilie in ihrem Umgang mit einer Krebsdiagnose des väterlichen Familienoberhaupts und seinem Plan, mehrere seiner Freunde mit der Vaterrolle vertraut zu machen für die Zeit nach seinem Tod. Ein Veto zwar nicht bei der ganzen Serie, sondern nur bei einer Folge legen Hulu und Amazon Prime bei "Workaholics" ein. Der Hintergrund: der Stand-up-Comedian Chris D'Elia sieht sich momentan Vorwürfen sexueller Belästigung Minderjähriger ausgesetzt. Mehrere Frauen erhoben schwere Anschuldigungen gegen den Comedian, der in der zweiten Staffel der Netflix-Serie "You - Du wirst mich lieben" auch noch ausgerechnet einen Pädophilen mimt. In einer Folge von "Workaholics" wurde ihm ebenfalls die Rolle des Kinderschänders zuteil. Diese wurde nun aus den Streamingdiensten entfernt. D'Elia selbst widerspricht den Vorwürfen und spricht von einvernehmlichen Kontakten.

NBC© NBC
Der Lockdown durch die Corona-Pandemie platzte in diesem Jahr mitten in die Pilot-Season der US-Networks - was dazu führte, dass diese Entscheidungsgrundlage für Serien-Neubestellungen fast komplett fehlte. Bislang haben die Networks daher kaum neue Produktionen in Auftrag gegeben. NBC hat nun aber zumindest entschieden, wie es mit den noch ausstehenden Piloten weiter gehen soll: Von den 12 bestellten Serien-Piloten sollen demnach fünf noch im Lauf des Jahres produziert werden, im Einzelnen ist das die auf Dan Browns Roman "Das verlorene Symbol" basierende Serie "Langdon", die Dramaserie "Ordinary Joe", die auf dem gleichnamigen Film basierende Comedy "Night School" sowie die weiteren Comedyserien "Grand Crew" und "American Auto". In die Pilot-Season für kommende Saison verschoben werden "At that age", "Echo", "Crazy for you", "Jefferies" und "Someone out there". Bleiben noch "Debris" und "LaBrea". "Debris" hatte schon so viel Material vor dem Lockdown filmen können, dass man auf Basis dessen in Kürze eine Entscheidung fällen will. Für "La Brea" wurden nun schon ein halbes Dutzend Skripte für weitere Episoden geordert, sodass man auch dort ohne vorherige Pilot-Produktion entscheiden dürfte.

Netflix© Netflix
US-Haushalte haben nun im Schnitt vier kostenpflichtige Streamingdienste abonniert - einen mehr als vor der Corona-Krise. Dies ergab die neueste Ausgabe der Studie Digital Media Trends von Deloitte. Und es sind nur noch 20 Prozent der Amerikaner, die gar keinen Streamingdienst abonniert haben, Ende letzten Jahres waren es noch 73 Prozent. Allerdings könnte der Boom der Streamingdienste auch schnell wieder nachlassen. Denn während zuletzt der Lockdown und damit die verordnete Zeit im heimischen Wohnzimmer die Nutzer in die Arme der Streamer getrieben hat, dürfte in Kürze der Blick auf die Rechnung eine Gegenbewegung auslösen. Das wird verschärft, weil 39 Prozent angeben, dass sie durch die Corona-Pandemie bereits Gehaltseinbußen verzeichnen. Inzwischen liegt der Studie zufolge dadurch auch die Kündigungsquote erheblich höher als noch vor der Pandemie. Als Hauptgrund geben die Nutzer demnach zu hohe Kosten an - oder auch das Ende von Rabatten bzw. der kostenfreien Testphase. Da immer mehr Wettbewerber im Markt sind, ist der Kampf um zahlende Kunden somit härter denn je - was wiederum die Chance für werbefinanzierte und damit für die Nutzer kostenfreie Angebot sein könnte, erwartet Deloitte in seiner Studie. Immerhin zwei Drittel geben übrigens der Studie zufolge an, dass sie für einen geringeren Abo-Preis auch Werbung in kostenpflichtigen Streaming-Angeboten akzeptieren würden.

Golden Globes© HFPA
In Hollywood laufen die Prozesse unter Einhaltung gewisser Standards zwar wieder an, dennoch hat man sich bekannterweise für die Verleihung der Oscars dafür entschieden, den Termin des 28.02.2021 nicht einzuhalten. Stattdessen wurde der 25. April 2021 ausgewählt, verbunden mit einer neuen Frist für die Einreichung der Produktionen. Den Termin des 28.02.2021 schnappte sich nun die Hollywood Foreign Press Association für die Verleihung der Golden Globes. Die Zeremonie sollte eigentlich Anfang Januar – meist am ersten Sonntag des neuen Jahres - stattfinden. Einhergehen könnte dies ebenfalls mit veränderten Kriterien für die Nominierung. Dies will die HFPA nächste Woche kommunizieren.

US-Quoten-Update

Yellowstone© Paramount
Die Serie "Yellowstone" mit Kevin Costner war schon bislang das Aushängeschild des Senders Paramount Network - und konnte mit der dritten Staffel nun nochmal gewaltig zulegen. Den Auftakt der neuen Folgen sahen 4,2 Millionen Zuschauer - das waren 76 Prozent mehr als noch beim Staffelstart im vergangenen Jahr. In der Zielgruppe der 18- bis 49-Jährigen hat sich die Reichweite sogar um sagenhafte 127 Prozent auf ein Rating von 1,78 Prozent erhöht. Zählt man alle Ausstrahlungen auf den Schwestersendern dazu, die den Staffelauftakt ebenfalls zeigten, dann kommt man am Premieren-Abend sogar auf 6,6 Millionen Zuschauer. Schon vor diesem gewaltigen Zuwachs war "Yellowstone" im vergangenen Jahr die erfolgreichste Sommer-Serie im gesamten US-Fernsehen, auch vor allen Versuchen der großen Networks. Freuen darf man sich unterdessen aber auch bei HBO. Dort lockte das Reboot von "Perry Mason" mit Matthew Rhys am Sonntagabend 1,7 Millionen Zuschauer vor den Fernseher - es war für den Pay-TV-Anbieter somit der stärkste Serienstart seit immerhin zwei Jahren. Zum Vergleich: "Watchmen" kam auf 1,5 Millionen Zuschauer, "The Outsider" erreichte 1,2 Millionen. "Perry Mason" lag damit etwa gleichauf mit dem Auftakt der dritten Staffel von "Westworld".