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Wie geht's weiter mit der Quotenmessung in den USA? Kabbeleien zwischen den Sendern und dem Marktforschungsunternehmen Nielsen, das dort seit Jahrzehnten für die nationale TV-Quotenmessung verantwortlich zeichnet, gibt es schon seit eh und je, in den letzten Monaten eskalierte der Streit aber angesichts rapide sinkender TV-Reichweiten. Die Sender werfen Nielsen zum Einen vor, während der Pandemie zu niedrige Quoten ermittelt zu haben, weil das TV-Panel, in dem die Nutzung tatsächlich gemessen und dann hochgerechnet wird, nicht so gepflegt wurde wie sonst - Techniker behoben Fehler in den Haushalten vor Ort nicht, zudem wurden etwa durch Umzüge wegfallende Haushalte nicht adäquat ersetzt. Nielsen räumte das zwar teilweise ein, beharrt aber darauf trotzdem valide Zahlen zu liefern. Das Media Ratings Council, das normalerweise die Quotenmessung überwacht und auditiert, bescheinigte Nielsen trotzdem jüngst noch einmal "einige tief verwurzelte, andauernde Leistungsprobleme". Nielsen drohte, durch den Auditierungsprozess zu fallen und hat kürzlich eine mehrmonatige Auszeit von dem Prozess beantragt.

NBC Universal © NBC Universal
Begründet wird das nicht mit den Problemen, sondern damit, dass man derzeit dabei sei, mit "Nielsen One" ein neues Mess-System einzuführen, das besser die cross-mediale Nutzung über alle Geräte und Medien abdecken soll. Das ist der zweite Vorwurf, der Nielsen von den Sendern gemacht wird: Bei der Messung nicht mit der heute so diversifizierten Nutzung über mobile Geräte, Streaming und Co. mitzuhalten und damit die tatsächliche Nutzung der Inhalte auch nicht mehr adäquat abzubilden. Auch wenn man nun also Besserung in Aussicht stellt, scheint das Vertrauen in Nielsen bei den Sendern so angeknackst, dass fraglich ist, ob man sich beim milliardenschweren Werbegeschäft weiterhin maßgeblich auf deren Zahlen verlassen will. Mit NBC Universal hat nun zumindest einer der großen Player angekündigt, ein eigenes Mess-System aufzubauen, bei dem man sich auf verschiedene Quellen stützen will. 50 Unternehmen wurden angeschrieben und um Angebote gebeten. Dabei soll also nicht mehr ein Unternehmen die Nutzung über alle Wege hinweg messen, stattdessen könnte am Schluss ein Konstrukt aus zahlreichen Datenquellen herauskommen. Auch etablierte Unternehmen wie Nielsen und ComScore würden dann voraussichtlich Teil dieses Konstrukts sein, für das man bis September die Partner gefunden haben will - allerdings würde die Bedeutung der Nielsen-Zahlen dadurch deutlich schrumpfen, wenn sie nur noch einen Teil-Aspekt darstellen.

Einschaltquoten © DWDL.de
Damit droht nun allerdings auch für die klassischen Medienkonzerne ein Weg, den man von Tech-Riesen wie Facebook oder YouTube schon gewohnt ist: Statt einer unabhängigen Instanz, die die Reichweiten für alle Anbieter gleichermaßen überwacht, könnte - falls es andere Unternehmen dem Vorbild von NBC Universal gleich tun und sie sich zugleich nicht für ein neues Mess-System zusammentun - jedes Unternehmen eigene Reichweiten auf unterschiedlicher Daten-Basis ausweisen. Werbekunden, die auf vergleichbare Zahlen angewiesen sind, dürfte das kaum gefallen. Der Druck auf die Medienkonzerne, weiterhin einheitliche Daten zu liefern ist also hoch. Der Druck, der aus den sinkenden Reichweiten der klassischen Ausspielwege resultiert, allerdings auch. Die ganze Medien- und Werbeindustrie blickt also gespannter denn je auf die Frage: Wie geht's weiter mit der Quotenmessung?

Weitere US-Meldungen

All Rise © CBS
NBC hat bekannterweise "Manifest" abgeschossen und bei CBS wurde "All Rise" aufs Abstellgleis gestellt. Beide Serien aus dem Produktionshaus Warner Bros. TV sollen jedoch ein zweites Leben unter einem neuen Dach bekommen. Während "Manifest" bei Netflix im Gespräch ist, gibt es nun auch einen Interessenten bei "All Rise". Einen Rettungsversuch unternehmen könnte das OWN: The Oprah Winfrey Network, wenn man dem Branchendienst "Deadline Hollywood" glaubt. Angeblich bestehen dort Pläne, die Serie mit einer dritten Staffel wiederzubeleben. Nicht wiederbelebt, weil fest etabliert, werden muss die erfolgreiche ABC-Comedy "The Conners", die im September mit einer vierten Staffel über den Schirm laufen wird. Und dabei wird man rund 1,5 Jahr später das zweite Mal auf eine Live-Episode setzen. Am 22. September ist es so weit und ABC wird das vierte Bündel über die Blue-Collar-Familie dann in dieser Form eröffnen.

Josh Sapan © AMC Networks
Bei AMC Networks geht eine Ära zu Ende: Josh Sapan tritt nach 26 Jahren von seinem CEO-Posten zurück. Unter seiner Führung erlebte AMC einen kometenhaften Aufstieg von einem eher unbedeutenden Kabelsender hin zur Heimat einiger der besten Serien der letzten Jahrzehnte wie "Breaking Bad", "Killing Eve" oder "Mad Men", mit "The Walking Dead" hatte der Sender über mehrere Jahre sogar die beim jungen Publikum quotenstärkste Serie des US-Fernsehens überhaupt im Programm. Doch mit dem Aufkommen der Streaming-Dienste geriet auch AMC wie andere Kabelsender unter Druck, das Unternehmen, zu dem u.a. auch die Sender BBC America und SundanceTV gehören, versuchte sich selbst an einigen Streaming-Diensten. "Sundance Now", "Acorn TV" oder "Shudder" können sich allerdings nicht mit den Großen messen und sind im Nischen-Bereich unterwegs. Trotzdem sollen die Einnahmen aus diesem Bereich 2025 die Umsätze im traditionallen TV-Geschäft übersteigen. Ein neuer Chef übernimmt das Unternehmen also in einer nicht ganz einfachen Phase. Man will sich Zeit nehmen für die Nachfolge-Suche und hat daher nun auch erstmal eine Interimslösung präsentiert: Der ehemalige Showtime-Chef Matt Blank wird AMC Networks vorerst führen, sein Vertrag läuft aber nur über ein Jahr. Sapan bleibt AMC als Executive Vice Chair aber erhalten, kümmert sich dann aber nicht mehr ums Tagesgeschäft.

NYC Epicenters 9/11 - 2021 1/2 © HBO
Anlässlich des 20. Jahrestags der Terroranschläge vom 11. September arbeitet Spike Lee diese und weitere Krisen seither in einem Doku-Vierteiler für HBO auf. Über 200 Interviews hat Lee dafür geführt, darunter auch mit Verschwörungstheoretikern. In der letzten Folge von "NYC Epicenters 9/11–2021½" sollten nun Richard Gage ausführlich zu Wort kommen, der behauptet, die Türme des World Trade Centers seien gesprengt durch eine Geheimdienstoperation gesprengt worden. Nachdem viel Kritik aufkam, wurde die finale Folge durch Spike Lee nun noch einmal überarbeitet und um 30 auf 90 Minuten gekürzt. Das Interview und die Verweise auf diese Verschwörungstheorien sind nun daraus verschwunden. Spike Lee hatte im Vorfeld noch in einem Interview mit der "New York Times" gesagt, dass er selbst noch einige offene Fragen habe und diese mit dem Publikum teilen wolle. "Mein Ansatz ist, die Informationen in den Film zu packen und die Leute selbst entscheiden zu lassen. Ich respektiere die Intelligenz des Publikums."

Simon Cowell © ITV
NBC Universal bindet Simon Cowell auch weiter an sich und hat den Vertrag verlängert, wie Susan Rovner, die bei dem Konzern für Entertainment-Inhalte verantwortlich zeichnet, auf dem Edinburgh TV Festival ankündigte. Cowell wird damit nicht nur weiterhin in "America's Got Talent" und dem nun Spinoff "AGT: Extreme" zu sehen sein, sondern soll für den Streamingdienst Peacock auch noch eine neues Format produzieren, für das er auch vor der Kamera stehen wird. Allgemein wird erwartet, dass Cowell auch sein neues Format "Walk The Line" in die USA bringen könnte. Nach dem Aus für "The X Factor" wird der Mix aus Talent- und Musik-Gameshow demnächst in Großbritannien bei ITV auf Sendung gehen.

Abgesetzt oder verlängert?

"Betty": Nicht weiter geht es für "Betty" bei HBO. Die auf dem Film "Skate Kitchen" von Crystal Moselle aus dem Jahr 2018 basierende Skaterinnen-Serie endet mit der zweiten Staffel. Damit verbliebe die Serie als Sinnbild für "die furchtlose Erkundung der Skatekultur New Yorks und als Zeichen für Freundschaft und Gemeinschaft" laut eines Statements des Senders.

"Flatbush Misdemeanors": Kevin Iso und Dan Perlman taten sich für Showtime zusammen und kreierten eine Comedy mit mehr oder weniger fiktionalisierten Versionen ihrer selbst. Heraus kam "Flatbuch Misdemeanors" über die beiden Freunde Kevin und Dan und das nicht immer einfache Leben in der Großstadt, Brooklyn, N.Y. Und das wird auch weitergehen, denn Showtime sagte nun "ja" zu einer zweiten Staffel.

Drive to Survive © Netflix
"Formula 1: Drive to survive": Einen Blick hinter die Kulissen der Formel 1 mit Fokus auf Fahrer, Manager und Teams bietet Netflix mit seiner Doku-Serie "Formula 1: Drive to survive". Nach den drei ersten Runden, wird dies nun um eine vierte ergänzt. Drehen wird sich diese dann um die diesjährige Saison 2021.

"Most Dangerous Game": Das lebensbedrohliche Spiel mit Christoph Waltz als Miles Sellars in der Funktion eines Vermittlers der Stiftung Tiro Fund geht weiter, denn der Roku Channel hat eine zweite Staffel bestellt. In der Auftaktstaffel wurde der krebskranke von Liam Hemsworth gespielte Dodge Tynes binnen 24 Stunden von fünf Männern gejagt, die ihn töten wollen. Jede Stunde, die das Überleben des "Spiels" sicherte, bedeutete mehr Geld für den Läufer. Die zweite Staffel wird wieder mit Waltz, jedoch ohne Hemsworth auskommen müssen. Die einst bei Quibi beheimatete Serie "Most Dangerous Game" bekommt jedoch den Neuzugang David Castañeda ("Jane the Virgin").

"Motherland: Fort Salem": Noch vor dem Finale der zweiten Staffel gab Freeform grünes Licht für die Fortsetzung um eine weitere Staffel. Doch dabei wird es sich dann um die letzte handeln, wie Tara Duncan von Freeform bekannt gab. Die Serie kehrt die traditionellen Rollen der Geschlechter um und setzt Frauen machtvoll an die vorderste Front, was dann mit der dritten Ausgabe bei Freeform erst mal enden wird.

Your Honor © Showtime Networks Inc
"Your Honor": Was tun, wenn man Richter und Aushängeschild der Judikativen ist, sich privat jedoch die Ereignisse so sehr überschlagen, dass man die Standards von anderen erwartet, selbst aber davon abweicht, beziehungsweise sich durch die Konstellation der Ereignisse dazu gezwungen fühlt, abweichen zu müssen? Die komplexe Geschichte über Verantwortung, Schuld, Rechenschaft und Doppelmoral war mit Blick auf die Zahlen von Showtime so erfolgreich, dass die Mini-Serie mit Bryan Cranston nun eine zweite Staffel erhält.

US-Quoten-Update

Nine Perfect Strangers © Hulu
Hulu hat mit "Nine Perfect Strangers" offenbar einen Hit gelandet - zumindest hat der zu Disney gehörende Streamer bekannt gegeben, dass es der erfolgreichste Serienstart einer Hulu-Eigenproduktion in seiner Geschichte und generell die meistgesehene Serienepisode einer Eigenproduktion war. Hulu hat beispielsweise Serien wie "The Handmaid's Tale" oder "The Act" im Programm. Bislang hatte das Finale der vierten "Handmaid's Tale"-Staffel den Rekord gehalten. Wie im Streaming-Bereich üblich gibt Hulu allerdings keine detaillierten Zahlen heraus, wie viele die Serie denn nun tatsächlich eingeschaltet haben. "Nine Perfect Strangers" ist eine Mini-Serie mit Nicole Kidman und Melissa McCarthy. Die ersten drei Folgen wurden am Stück veröffentlicht, weitere folgen nun im Wochentakt.