The CW © The CW
The CW, das kleinste der fünf US-Networks, steht möglicherweise vor einem Verkauf. Es war 2006 als Joint Venture von WarnerMedia und CBS gegründet worden, die dafür WB und UPN aufgaben. Sämtliche Serien von The CW wurden seither ausschließlich von den beiden Anteilseignern produziert. Das Geschäftsmodell war dann auch weniger ein für sich alleinstehend profitabler Betrieb von The CW als eine zusätzliche Abspielfläche für an ein explizit jüngeres Publikum gerichtete Serien, die dann international und auf den eigenen Kabelsendern weiter verwertet werden konnten. Inzwischen hat sich die Medienlandschaft allerdings massiv gewandelt, WarnerMedia hat mit Discovery fusioniert, CBS mit Viacom - und allesamt stellen sie inzwischen ihre Streaming-Dienste national wie international in den Mittelpunkt ihrer Strategie. Die Bedeutung von The CW, das so wichtige Serien und Franchises wie das "Arrowverse", "Gossip Girl", "Riverdale" oder "Jane the Virgin" hervorgebracht hat, sank daher, auch angesichts der inzwischen häufig kaum noch messbaren linearen Reichweiten. Die Streaming-Auswertung wird längst von den Konzernen direkt wieder selbst abseits von The CW vorgenommen, nachdem ein über viele Jahre lukrative Deal mit Netflix ausgelaufen ist. Noch ist nicht entschieden, ob es wirklich zu einem Verkauf von The CW kommen wird, wie das "Wall Street Journal" berichtet. Unter den Interessenten soll mit Nexstar der Betreiber des Großteils der Lokalstationen sein, die The CW in der Primetime übertragen. Womöglich würden ViacomCBS und Warner Bros Discovery zudem weiter Minderheitsgesellschafter bleiben. Sollte es so kommen, wäre jedenfalls spannend, ob sie dann auch weiterhin die einzigen Programmlieferanten blieben - oder wie sich das Network stattdessen aufstellt.

Chris Noth © IMAGO / Pacific Press Agency
Ein Comeback von dem in der Auftaktfolge verstorbenen Mr. Big im Finale des "Sex and the City"-Nachfolgers "And Just Like That" wird es anders als produziert nicht geben. Denn eigentlich sollte Chris Noth am 3. Februar in einem Flashback seiner Serien-Ehefrau Carrie Bradshaw (Sarah Jessica Parker) bei HBO Max nochmals in seiner Rolle zu sehen sein. Doch HBO sowie seine Schauspielkolleginnen distanzieren sich mittlerweile von dem 67-Jährigen, der sich nach wie vor mit Anschuldigungen sexuellen Missbrauchs und Fehlverhaltens konfrontiert sieht, denen dieser wiederum widerspricht. Weil es für die Geschichte nicht notwendig sei, justierte der Sender jetzt nochmals in der Postproduktion nach. Auch bei CBS wurden Konsequenzen gezogen, denn Noth ist ebenfalls bei "The Equalizer" mit Queen Latifah raus. Die als Teil der zweiten Staffel kürzlich ausgestrahlte Folge "Separated" markiert damit das Ende für seine Rolle als William Bishop. Zum letzten Mal ist er diesen Sonntag zu sehen. Bei zwei dem "Hollywood Reporter" im Dezember berichteten Vorfällen (einer in Los Angeles 2004 und einer in New York 2015) blieb es in den letzten Wochen nicht. Weitere Frauen schilderten übergriffiges oder strafrechtlich relevantes Verhalten. So wurde zudem bekannt, dass seine Exfreundin Beverly Johnson schon im Jahr 1995 eine einstweilige Verfügung gegen Noth beantragt hatte. Dieser habe sie geschlagen und damit gedroht sie umzubringen.

Golden Globes © HFPA
Am Sonntag findet die Verleihung der Golden Globes statt - doch statt einer starbesetzten Gala wie in früheren Jahren, wird die Zeremonie denkbar glanzlos ausfallen. Und man wird ohnehin kaum etwas von ihr mitbekommen: Schon im letzten Jahr kündigte NBC an, die Verleihung nicht mehr zu übertragen, bis die Hollywood Foreign Press Association, der fehlende Diversität, Intransparenz und Käuflichkeit vorgeworfen wurde, grundlegende Reformen durchgeführt hat. Ohnehin tat sich die HFPA schon sehr schwer, Prominenz für die Verleihung zu gewinnen - und nun kam auch noch die Omikron-Welle obendrauf. Die Zeremonie im Beverly Hilton wird daher ohne Stars, ohne Roten Teppich, ohne prominente Laudatoren oder Preisträger auskommen müssen - und auch ohne Zuschauer, denn es wird noch nicht mal einen Livestream geben. Vor Ort werden wohl nur Mitglieder der HFPA und einiger Organisationen sein, die von der HFPA finanziell unterstützt werden - und die auch nur auf Abstand und mit Maske. Unter anderem soll nämlich das langjährige philanthropische Wirken des Verbands dargestellt werden. Mangels Publikum taugt das allerdings nicht mal als Image-Politur. Während bei den "Globes" von der einst glamourösen Veranstaltung also wenig übrig bleibt, hat die Critics Choice Association reagiert: Die ebenfalls für Sonntag angekündigte Verleihung der Critics Choice Awards, die bei The CW und TBS übertragen werden sollte, wurde nun erstmal verschoben, um ein Abflauen der Corona-Welle abzuwarten. Geplant ist weiter eine Präsenzveranstaltung, die von Nicole Byer und Taye Diggs moderiert wird und nach vorläufigen Planungen nun wohl Ende Februar/Anfang März stattfinden soll.

Seth Meyers © NBC
Die Omikron-Welle, die in den USA zu neuen Rekordwerten bei den Corona-Infektionen geführt hat, beeinträchtigt natürlich auch zahlreiche andere TV-Produktionen, die eigentlich gerade aus der Weihnachtspause ans Set zurückkehren sollten. Bei manchen Produktionen wie "NCIS: L.A." hat man den Produktionsstart nun direkt auf Februar verschoben, bei anderen wie "NCIS" oder "Chicago Fire" musste die gerade wieder anlaufende Produktion direkt wieder unterbrochen werden, weil Personen aus "Zone A" positiv getestet worden waren. Zu "Zone A" gehören die Schauspielerinnen und Schauspieler sowie die Crew, die in direktem Kontakt mit diesen ist. Hier sind Corona-Fälle besonders heikel, weil vor der Kamera ohne Maske agiert wird. Erwischt hat es in dieser Woche auch Late-Night-Host Seth Meyers, die Anfang der Woche noch aus der Weihnachtspause zurückgekehrt war - nach einem positiven Test des Moderators aber nun wieder bis mindestens Anfang kommender Woche unterbrochen wurde, weil sich Myers in Quarantäne begeben musste, zwei Tage später erwischte es dann auch James Corden, dessen "Late Late Show" nun ebenfalls einige Tage pausieren muss. Auch Jimmy Fallon war Ende Dezember positiv auf Corona getestet worden, weshalb er einen geplanten Auftritt in "Saturday Night Live" absagen musste. Inwiefern die Produktionspausen nun weiter aufs Programm durchschlagen, lässt sich noch schwer abschätzen - bis zu einem Abflauen der Omikron-Welle dürfte es an Unterbrechungen aber kaum mangeln.

Apple TV+ © Apple
Bei Apple gibt es einen Neuzugang und dieser kommt in einem historischen Gewand daher. Mit "Manhunt" stößt eine Mini-Serie ins Portfolio, die die Jagd auf John Wilkes Booth zeigt. Dieser war nicht nur Schauspieler, sondern als Südstaatler auch unzufrieden mit dem Ausgang des Sezessionskrieges, was ihn mit zum Mord am US-Präsidenten Abraham Lincoln veranlasste. Dem Stoff angenommen hat sich Monica Betelsky ("Fargo"), die sich am Buch "Manhunt: The 12-Day Chase for Lincoln's Killer" von James Swanson orientiert hat. Als Kriegsminister Edwin Stanton mit von der Partie wird Tobias Menzies sein, der durch seine Rollen in "The Crown", "Outlander", "Game of Thrones" und "Rome" bereits einen großen Erfahrungsschatz in Kostümdramen hat.

HBO Max © WarnerMedia
HBO und HBO Max zählten zum Jahresende kombiniert 73,8 Millionen Abonnentinnen und Abonnenten und lag damit leicht über den eigenen Prognosen die von 70 bis 73 Millionen ausgegangen waren. HBO Max kann von allen HBO-Kunden ohne Zusatzkosten empfangen werden, es gibt aber auch deutlich günstigere HBO-Max-Abos, unter anderem auch teils werbefinanziert. Beim internationalen Rollout stören bislang Exklusiv-Deals mit Sky unter anderem in Deutschland die eigenen Pläne. Fraglich ist zudem auch noch, wie man sich nach Abschluss der Fusion mit Discovery, das mit Discovery+ derzeit einen eigenen Dienst betreibt, im Streaming genau aufstellen wird. Auch Discovery ist hierzulande eigentlich noch anderweitig gebunden und betreibt gemeinsam mit ProSiebenSat.1 das Angebot Joyn.

Verlängert oder abgesetzt

"Head Of the Class": Nach nur einem Jahr ist die Reise für die Neuauflage der ABC-Sitcom "Head of the Class" und HBOs einzige Multi-Kamera-Produktion schon wieder vorbei. Die von Bill Lawrence ("Scrubs") verantwortete Neuinterpretation teilt damit das Schicksal mit der ebenfalls beendeten Comedy "Generation".

"Julie and the Phantoms": Die Adaption zur brasilianischen Jugendserie "Julie e os Fantasmas" endet nach nur einer Staffel auf Netflix. Die im Titel aufgeführte Julie verliert in der Musik-Dramedy ihre Mutter und damit auch ihre Begeisterung für Musik. Allerdings erlangt diese nach dem Auftauchen musikalischer Geister wieder ihren Spirit und die Liebe zur Musik zurück.

US-Quoten-Update

Yellowstone © Paramount Network
"Yellowstone" und der Ableger "1883" erweisen sich für ViacomCBS. Das Finale der 4. Staffel des Neo-Westerns "Yellowstone" markierte mit 9,3 Millionen Zuschauerinnen und Zuschauern allein beim Paramount Network am Tag der Erstausstrahlung (!) ein neues Allzeit-Hoch - ein Zuwachs um über 80 Prozent im Vergleich zum Staffel-3-Finale. Es war zugleich die meistgesehene Sendung im US-Kabelfernsehen seit 2017. Zählt man auch noch die Simultan-Ausstrahlung bei CMT und Wiederholungen dazu, dann wurden rein übers lineare Fernsehen über elf Millionen Menschen am Premieren-Tag erreicht - und durch Streaming und zeitversetzte Nutzung dürften es noch sehr viel mehr werden. Und "Yellowstone" schob zuletzt auch noch den Ableger "1883" an. Den Serienauftakt sahen 4,9 Millionen Amerikaner im Paramount Network. Damit war es die erfolgreichste Serienpremiere im US-Kabelfernsehen seit 2015. Und dazu kommen noch Rekord-Abrufzahlen beim Streamingdienst Paramount+: Auch dort war es nach Unternehmensangaben die erfolgreichste Premiere einer Serien-Eigenproduktion.

Judge Steve Harvey © ABC
Bei ABC kann man sich über den erfolgreichen Einstand von "Judge Steve Harvey" freuen. Im Gegensatz zu anderen Gerichtsshows ist Steve Harvey kein echter Richter - dementsprechend handelt es sich eher um eine Parodie auf das Genre. 5,2 Millionen Zuschauerinnen und Zuschauer sahen sich am Dienstag die erste Folge an, in der Zielgruppe reichte es für ein 0,7-Rating - in der heutigen Zeit richtig gute Werte, von denen im Anschluss auch die neue Comedy "Abbott Elementary" profitierte, die mit 3,5 Millionen Zusehenden insgesamt und einem Zielgruppen-Rating von 0,6 Prozent ebenfalls zum erfolgreicheren aus diesem Genre gehörte. Bei NBC hält sich die neue Comedy "American Auto" noch ganz gut (2,4 Mio. Zuschauerinnen und Zuschauer, 0,4 Prozent in der Zielgruppe), "Grand Crew" macht hingegen schon größere Sorgen und kam im Anschluss nicht über 1,7 Millionen Zuschauerinnen und Zuschauer hinaus. Ganz ok kam am Montag bei Fox die neue Serie "The Cleaning Lady" aus den Startlöchern: Eine Gesamt-Reichweite von 3,7 Millionen und ein Zielgruppen-Rating von 0,5 Prozent sind keine aufregenden, aber solide Werte. Bei den jüngeren Zuschauern lag man damit sogar vor dem direkten Konkurrenten "NCIS", dem der Abgang von Gibbs und der neue Sendeplatz nicht bekommen. "FBI" hat nicht nur den ehemaligen Sendeplatz von "NCIS" geerbt, sondern aktuell auch den Status als meistgesehene Serie. Diesmal schalteten "FBI" 8,5 Millionen ein, bei "NCIS" nur 6,9 Millionen.