Hulu © Hulu
Wie sehr am Zahn der Zeit eine Serienbestellung namens "Reboot" mit einem satirischen Blick auf – klar – Reboots und dem Wiederbelebungswahn der TV-Industrie ist, zeigt sich, wenn zeitgleich zum einen von HBO Max ein Revival einer früheren Serie bestellt wird und zum anderen zwei Network-Sender weitere Serien-Neubelebungen planen. Doch der Reihe nach: Hulu holt sich vom "Modern Family"-Ko-Schöpfer Steve Levitan die Meta-Sitcom "Reboot" und hat dafür Johnny Knoxville, Keegan-Michael Key und Judy Greer im Ensemble. Mit viel Ironie wird die Neugier an Neustarts vergangener Hits diverser Sender und deren Probleme in der Ensemble-Wiedervereinigung beleuchtet, was ins Absurde kippt. HBO Max hat ein Revival der Seifenoper haften Jugendserie "Degrassi" geordert und integriert zugleich alle 14 Staffeln von "Degrassi: Next Generation" bei sich. Diese lief von 2001 bis 2015 und war in Deutschland bei MTV zu sehen. Bei CBS plant man ein Reboot der Sketch-Sitcom "The Honeymooners", die in den 1950er Jahren Jackie Gleason für eine Staffel in Szene setzte. Allerdings soll bei einer Neuauflage eine weibliche Perspektive dominieren. Rein gar nichts mit der Aussage des ehemaligen Fußballtrainers Dragoslav Stepanović "Lebbe geht weider" zu tun hat die Serie "Life Goes On", der bei NBC mit einem Sequel neues Leben eingehaucht werden soll. In Deutschland lief die ABC-Produktion als "Alles Okay, Corky?". Sie war die erste Serie mit einem Hauptdarsteller mit Trisomie 21. Davon wurde nun ein Pilot bestellt. 

Kindred © FX
Neben Reboots sind auch Serien-Adaptionen von Buch-Vorlagen weiterhin sehr beliebt. Bei Hulu in den USA bzw. Disney+ bei uns wird es eine achtteilige Mini-Serie "The Plot", basierend auf dem gleichnamigen Buch von Jean Hanff Korelitz, zu sehen geben. Er hatte auch die Vorlage für die HBO-Serie "The Undoing" geschrieben. Im Mittelpunkt der als "Katz-und-Maus-Geschichte" beschriebenen Serie steht der erfolglose Autor Jake (Mahershala Ali), der jede Gelegenheit nutzt, um seine Karriere wieder anzukurbeln. Er schreckt dabei auch nicht vor einem literarischen Diebstahl zurück, der sein Leben unwiderruflich verändern wird. Ebenfalls im Disney-Universum - diesmal aber bei FX angesiedelt - ist die Adaption von Octavia E. Butlers Roman "Kindred" geplant. Die achtteilige SciFi-Serie handelt von einer jungen schwarzen Schriftstellerin, die ihr Leben mit familiären Verpflichtungen hinter sich gelassen hat und nach Los Angeles umgezogen ist. Doch bevor sie sich in ihrem neuen Zuhause einleben kann, wird sie gewaltsam in der Zeit zurück und zu einer Plantage des 19. Jahrhunderts gezogen, mit der sie und ihre Familie auf überraschende Weise eng verbunden sind.

Monarch © Fox
"Monarch" sollte der wichtigste Serien-Neustart von Fox in diesem Jahr werden - es ist nämlich die erste Serie, die Fox auch wieder selbst produziert - bei der Disney-Übernahme wurden die Fox-Produktionsstudios ja bekanntlich mit verkauft, übrig blieb ein Network ohne großes Studio im Hintergrund. Doch nun machte die Omikron-Welle, die die Corona-Infektionszahlen auf neue Höchstwerte treibt, dem Network einen Strich durch die Rechnung: Die eigentlich für den 30. Januar geplante Serienpremiere wurde bis in den Herbst verschoben. Damit will man verhindern, dass Produktionsverzögerungen durch Corona-Drehpausen eine durchgehende Ausstrahlung verhindern. Derzeit müssen dutzende Serien-Produktionen immer wieder pausieren oder haben ihre Rückkehr aus der Winterpause verschoben, bislang allerdings noch ohne allzu große Auswirkungen auf die Ausstrahlungspläne. Sollte die Omikron-Welle allerdings länger anhalten, drohen in den kommenden Wochen noch weitere Ausfälle.

Disney+ © Walt Disney
Disney hat sich entschieden, mit "Turning Red" nun schon den dritten Pixar-Film in Folge nicht ins Kino zu bringen, sondern direkt bei Disney+ zur Verfügung zu stellen - was bei der Pixar-Belegschaft nicht gut ankam. Dort sei man davon ausgegangen, dass es nach "Soul" und "Luca" nun ein Comeback auf der großen Leinwand gebe. Dass Disney sich nun nochmal umentschieden hat, hängt mit der weltweiten Omikron-Welle zusammenhängen, die erneut dafür sorgt, dass Kinos teils geschlossen sind, teils aber auch einfach von vielen gemieden werden. "Angesichts der verzögerten Erholung an den Kinokassen, insbesondere bei Familienfilmen, bleibt die Flexibilität das Herzstück unserer Vertriebsentscheidungen", erläutert Kareem Daniel, bei Disney für den Vertrieb verantwortlich, den Plan. Zu sehen geben wird es "Turning Red" bei dem Streaming-Dienst ab dem 11. März.

Verlängert oder abgesetzt

"Emily in Paris": Die Serie von "Sex and the City"-Macher Darren Star konnte die Nachfrage mit der zweiten Staffel nochmals deutlich steigern. Bei Netflix steht die Comedy seit dem 22. Dezember zum Abruf bereit, schoss direkt in die Top-Ten-Liste und nahm in 94 Ländern die Nummer eins ein (die erste Staffel brachte es auf 53 Länder). Auch wenn vor allem die Auftaktstaffel die Französinnen und Franzosen verärgerte und sich nach der zweiten Staffel der ukrainische Kulturminister Oleksandr Tkachenko über die Darstellung einer Landsfrau bei Netflix beschwerte ("inakzeptabel und beleidigend") gab es nun direkt eine doppelte Bestellung für die Amerikanerin in Paris. Die Tochter von Phil Collins, Lily Collins, darf in der Rolle ihrer Emily Cooper auch in den folgenden Staffeln 3 und 4 schrille Outfits präsentieren. Diese kommen übrigens unter anderem von "Sex and the City"-Ausstatterin Patricia Field.

"Gentefied": Die Dramedy von America Ferrera ("Superstore") mit einem Cast mehrheitlich aus Süd- und Mittelamerika wird nach nur zwei Staffeln eingestellt. Der Auftakt im November 2020 wurde von guten Kritiken begleitet, allerdings schien dies nicht mehr ins Gewicht zu fallen und Netflix macht nur nach zwei Staffeln Schluss mit "Gentefied".

Grey's Anatomy © ABC Studios
"Grey's Anatomy": George Clooney brachte es als Arzt bei der lang laufenden Krankenhausserie "Emergency Room" (insgesamt 15 Staffeln) mit seiner Rolle als Dr. Doug Ross auf sechs Staffeln. Hugh Laurie mit seiner Titel gebenden Figur "Dr. House" von Anfang bis Ende auf acht Runden. Doch was Ellen Pompeo als TV-Ärztin bei der Primetime-Produktion von ABC in Seattle an einem fiktiven Krankenhaus veranstaltet, dürfte ihresgleichen suchen. Der Sender gab nun die 19. Staffel aus, bei der Pompeo wieder als Dr. Meredith Grey auftreten und ihren Aufstieg von der Assistenzärztin aus Staffel eins zur späteren Leitungsfigur zementieren wird. Immer wieder wurde, durch Aussagen Pompeos befeuert, spekuliert, ob die Geschichte enden wird. Wie schon bei der letzten Verlängerung wurde diese nicht an eine Aussage gekoppelt, dass es das letzte Kapitel sein wird. Pompeo selbst hat sich für ein weiteres Jahr verpflichtet und wird bei der 19. Staffel ausführende Produzentin sein.

"Godfather Of Harlem": Glaubt man den Aussagen des Pay-TV-Senders Epix ist "Godfather of Harlem" mit Forest Whitaker in der Hauptrolle ein echter Rekordbringer. Nicht nur, dass das Finale der zweiten Staffel die Zuschauer stärkste Folge des Senders überhaupt war, auch die zweite Staffel markiert die erfolgreichste in der Geschichte des Senders. Wenig überraschend geht die Geschichte über Ellsworth "Bumpy" Johnson – Gangster und König von Harlem - mit einer dritten Staffel bei Epix weiter.

"I Know What You Did Last Summer": Der Film mit dem für damalige Zeiten ungewöhnlich langen Titel "Ich weiß, was du letzten Sommer getan hast" brachte 1997 Jennifer Love Hewitt mit Johnny Galecki, Sarah Michelle Gellar, Ryan Phillipe, oder auch Freddie Prinze Jr. auf der Leinwand zusammen. Fast 25 Jahr später gab es ein Comeback des Stoffs als Serie, der auf einer Schrift aus dem Jahr 1973 basiert. Allerdings wird es ein kurzes Gastspiel bleiben. Die Horror-Serie über eine Gruppe Teenager, die einen Unfall vertuschen und im Anschluss gejagt werden, endet bei Amazon schon nach nur einer Staffel.

Seattle Firefighters - Die jungen Helden © ABC/Mitch Haaseth
"Station 19": Die Mutterserie "Grey's Anatomy" wird das erreichen, was bei "Station 19" im Titel steckt: die 19. Runde. Beim Spinoff, das in Deutschland als "Seattle Firefighters" zu sehen ist, sammelt man aber auch weiter Staffeln, denn ABC hat nur einen Tag nach der Verlängerung von "Grey's Anatomy" auch das Go für eine sechste Staffel von "Station 19" gegeben und kann somit weitere personelle und inhaltliche Verknüpfungen anbieten.

"The Great": Der Hulu-Erfolg erzählt lose vom Aufstieg von Katharina die Große, wobei ihm der Streamingdienst das Label "anti-historisch" attestiert. Elle Fanning und Nicholas Hoult dürfen ihre Rollen weiterhin einnehmen, denn es gab grünes Licht für eine zehn Folgen umfassende dritte Staffel.

"The Morning Show": Die Reise startete im Jahr 2017 als Apple direkt einen Doppelpack bestellte. Dies war nicht ganz ungewöhnlich zu der Zeit als der Streamingdienst Apple TV+ in den Startlöchern steckte und zwei Jahre später an den Start ging. Nachdem nun beide Staffeln veröffentlicht wurden, ist klar, dass es für die Drama-Serie auch darüber hinaus weitergehen wird. Bestellt wurde eine dritte Staffel mit Jennifer Aniston und Reese Witherspoon in den Hauptrollen. Einen Wechsel gibt es jedoch auf dem Posten der Showrunnerin: statt Kerry Ehrin übernimmt Charlotte Stoudt das Zepter.

US-Quoten-Update

Dexter: New Blood © Showtime
Die Neuauflage von "Dexter" hat sich für Showtime voll und ganz gelohnt: Die zehnteilige Serie "Dexter: New Blood" erreichte im Schnitt über alle Showtime-Plattformen hinweg über acht Millionen Zuschauerinnen und Zuschauer pro Episode - und stellte damit einen neuen Allzeit-Rekord in der Geschichte von Showtime auf. Selbst ohne zeitversetzte Nutzung erreichte das Finale am Sonntag drei Millionen Menschen - damit war es das erfolgreichste Staffelfinale bei Showtime seit acht Jahren. Unterdessen freut man sich bei WarnerMedia über den Start der zweiten Staffel von "Euphoria". 2,4 Millionen Zuschauerinnen und Zuschauer wurden hier am Sonntag auf HBO und HBO Max zusammengenommen erreicht. Nach HBO-Angaben war es die meistgesehene Folge einer HBO-Serie bei HBO Max in der (freilich noch recht jungen) Geschichte des Angebots.

FBI © Sat.1
Über steigende Reichweiten freut man sich unterdessen in diesen Tagen auch bei den arg gebeutelten Networks: Zu Jahresbeginn gab es für zahlreiche Serien Staffel-Bestwerte zu verzeichnen - die kalte Jahreszeit und hohe Corona-Zahlen sorgen gerade offenbar dafür, dass wieder etwas mehr Menschen vor dem Fernseher sitzen. "FBI" hielt sich nun schon die zweite Woche in Folge bei rund achteinhalb Millionen Zuschauerinnen und Zuschauern und unterstreicht damit die Position als derzeit erfolgreichste Serie im Network-Fernsehen bezogen aufs Gesamtpublikum, "Young Sheldon" als reichweitenstärkste Sitcom erzielte die höchste Reichweite seit April letzten Jahres.

Call Me Kat © Fox
Dass "Call Me Kat" mit fast fünf Millionen Zuschauerinnen und Zuschauern ein fulminantes Comeback hinlegte, lag allerdings am Sendeplatz sonntags nach einer Football-Übertragung. Ähnlich war Fox auch schon bei der ersten Staffel verfahren, auf dem regulären Sendeplatz sahen dann aber trotzdem ungleich weniger zu. Eine wirklich schöne Entwicklung nimmt unterdessen die neue NBC-Sitcom "American Auto", die bei Folge 3 erneut weiter zulegen konnte und sich mit 2,5 Millionen Zuschauerinnen und Zuschauern und einem Zielgruppen-Marktanteil von 0,5 Prozent inzwischen für eine Fortsetzung empfiehlt, wenn man es mit anderen NBC-Comedys vergleicht. Bei The CW backt man noch kleinere Brötchen, dort sind die 0,8 Millionen linearen Zuschauerinnen und Zuschauer für die Serienpremiere von "Naomi" aber auch schon ein recht guter Wert. Zuvor kehrte "Superman and Louis" vor 1,1 Millionen Zuschauenden gestärkt zurück.