Chris Licht © IMAGO / Independent Photo Agency Int.
Nachdem CNN-Chef Jeff Zucker wegen einer nicht direkt öffentlich gemachten Beziehung mit einer Kollegin sein Amt niedergelegt und den Sender verlassen hat, steht nun fest, wer sein Nachfolger wird: Chris Licht soll den Nachrichtensender künftig leiten, sobald die gerade in den Endzügen liegende Fusion von WarnerMedia und Discovery abgeschlossen ist. Licht ist derzeit Executive Producer der "Late Show with Stephen Colbert" - insofern dürften Donald Trump und die Republikaner wohl auch nach dem Führungswechsel nicht gerade zu den größten CNN-Fans werden, schließlich war Colbert der scharfzüngigste Trump-Kritiker. Kolportiert wurde zuletzt allerdings, dass CNN unter der neuen Führung wieder etwas weg vom Meinungs- und mehr hin zu sachlichem Journalismus tendieren könnte. David Zaslav, designierter CEO von Warner Bros. Discovery, lobte Licht als "dynamischen und kreativen Produzent, einnehmenden und nachdenklichen Journalist und echten Nachrichtenmann". Vor seiner Zeit bei Colbert führte Licht die Sendung "Morning Joe" bei MSNBC ein und verantwortete den Relaunch von "CBS This Morning", das damals stärker nachrichtlich ausgerichtet wurde. Licht sagt: "Ich fühle mich geehrt, diese Gelegenheit zu erhalten, insbesondere in einer für unser Land und die Welt so wichtigen Zeit. CNN hat ein reiches und geschichtsträchtiges Erbe, und ich verspreche, es zu bewahren und darauf aufzubauen. Ich bin Stephen Colbert und dem unvergleichlichen Team der Late Show ewig dankbar für eine unvergessliche Zeit. Ich freue mich darauf, zu meinen journalistischen Wurzeln zurückzukehren." Unterdessen hat CNN den Preis für seinen gerade in den Startlöchern stehenden Streamingdienst CNN+ bekannt gegeben: 5,99 Dollar sollen Interessierte dafür künftig monatlich bezahlen. Der Dienst startet voraussichtlich Ende des Monats, also noch vor Antritt des neuen Chefs.

RT © RT
Die Europäische Union hat in dieser Woche angesichts des Krieges in der Ukraine die Verbreitung der staatlichen russischen Medien RT inklusive seiner unterschiedlichen Ableger unter anderem in Deutschland, Frankreich und Spanien bekanntlich generell untersagt. In den USA gibt es bislang kein ähnliches Verbot, doch auch dort kann der Kreml nicht mehr auf sein Propaganda-Instrument bauen: Nachdem DirecTV und Roku zwei der bisherigen Haupt-Distributionsplattformen die Verbreitung eingestellt haben, hat RT America seinen Produktionsbetrieb eingestellt, die dahinter stehende Produktionsfirma T&R Productions hat die Mitarbeiter bereits die Kündigung zu Anfang Mai zugestellt. General Manager Misha Solodovnikov wurde überdies auch aus dem Board der International Academy of Television Arts & Sciences ausgeschlossen. Netflix hat unterdessen beschlossen, alle seine russischen Produktionen vorerst auf Eis zu legen. De facto betrifft das eine laufende und zwei geplante Produktionen inklusive des ersten russischen Netflix-Originals "Anna K".

Michael Douglas in The Kominsky Method © Netflix
Zwei große Namen – zwei neue Serien. Der eine davon ist primär mit Film assoziiert – der andere mit einem bestimmten Genre, und zwar Comedy. Über die eine Serie ist mehr bekannt – über die andere weniger. Dem Kriterium der Quantität folgend, daher zunächst die Details zur neuen Mini-Serie von Apple TV+ mit Michael Douglas (durch "The Kominsky Method" der Serie zuletzt nicht ganz so fremd) in der Hauptrolle als einer der Gründerväter, und zwar Benjamin Franklin. Die noch namenlose Serie, bei der Douglas auch als Produzent fungiert, basiert auf dem Buch "A Great Improvisation: Franklin, France, and the Birth of America" von Pulitzer-Preis Gewinnerin Stacy Schiff. Fokussiert wird vor allem die Herbeiführung des französisch-amerikanischen Bündnis' und der Frieden mit England als Basis für die Gründung der Demokratie. Bei Amazon macht sich Emmy-Gewinnerin Phoebe Waller-Bridge ("Fleabag") an eine neue Comedy, bei der bislang weder Name noch Handlung bekannt sind. Produktionsbeginn soll aber wohl noch zum Ende des Jahres sein.

Apple TV+ © Apple
Der größte und filmästhetisch vermutlich einflussreichste Science-Fiction-Stummfilmklassiker der 1930er Jahre von Perfektionist Fritz Lang aus Deutschland, "Metropolis", kommt in einer Serien-Adaption von Sam Esmail ("Mr. Robot") zu Apple. Die Prämisse könnte abstrahiert betrachtet zeitgemäßer kaum sein: die Reichen leben an der Oberfläche, während das arbeitende Volk unter der Erde hausen muss. Doch die namensgebende Zukunftsstadt Metropolis wird Schauplatz eines Aufstands der unterdrückten Massen, welcher zu Kämpfen und massiver Zerstörung führt. Jedoch ist die Revolution im Nachgang dann auch Basis für eine Versöhnung zwischen den Klassen. Bereits seit 2016 ist Serienschöpfer Esmail an einer Adaption dran. Eine ganz anders gelagerte Adaption schnappte sich Peacock und zwar wird dort die serielle Erzählung zur Videospielreihe "Twisted Metal" beheimatet sein. Im Zentrum der Geschichte steht der vorlaute und an Gedächtnisverlust leidende John Doe, der von Anthony Mackie gespielt wird.

ABC © ABC
David E. Kelley ("Big Little Lies") nimmt sich eine Kurzgeschichte des Krimibuch-Autors und "Bosch"-Schöpfers Michael Connellys vor, was nach der adaptiven Aufbereitung zu "The Lincoln Lawyer" für Netflix eine weitere Auseinandersetzung mit einem Text des Autors darstellt. Gemeinsam arbeiten sie an der Serie "Avalon" für ABC, die von dem zu Disney gehörenden Sender direkt in Serie geschickt wurde. Spielen wird sie in der Titel gebenden Stadt auf Catalina Island, die täglich von Touristinnen und Touristen überrannt wird. Erzählt wird aus Sicht von Detective Nicole Searcy, die ungewollt in etwas hineingezogen wird. Gebunden an eine kleine Polizeistation lässt sie das auf der Insel nochmals alles hinterfragen.

Charlie Sheen in der Today Show © NBC
Doug Ellin, Mastermind hinter der lang laufenden HBO-Dramedy "Entourage", rekrutiert aktuell etliche Stars, um sie sich selbst spielen zu lassen. Darunter auch die zwei ehemaligen "Entourage"-Darsteller Kevin Connolly und Kevin Dillon. Ergänzt werden diese Namen durch solche wie Charlie Sheen, dessen Vater Martin Sheen, John C. McGinley, oder auch Mark Cuban und viele mehr. In der geplanten Meta-Comedy "Ramble On" mit dem Fokus auf Hollywood und einer noch zu findenden Heimat suchen etablierte Stars nach einer Neugestaltung ihrer Karrieren neben aufstrebenden anderen Künstlerinnen und Künstlern. An einer bereits existierenden Produktion andocken will man bei Starz. Geplant ist ein Prequel zu "Outlander", welches am 6. März mit der sechsten Staffel einstartet. Für Nachschub ist diesbezüglich ohnehin bereits gesorgt, denn das Go für eine siebte Runde erfolgte bereits letzten März. Gerüchten zufolge könnte sich der Ableger aus dem "Outlander"-Universum um die Eltern des Hauptcharakters, Jamie Fraser, drehen.

HBO Logo © HBO
Bei HBO arbeitet der Macher von "Santa Clarita Diet", Victor Fresco, an einer Comedy über die Tochter des 26. amerikanischen Präsidenten, Alice Roosevelt, welche bekannt für ihren unkonventionellen Lebensstil war. Geplant sind Halbstünder über die berühmte "First Daughter" Alice. Apropos HBO: dort ergab sich Kurioses, denn nur wenige Stunden vor Ausstrahlung des ersten Teils der Dokumentation "The Larry David Story" von und über den Comedian wurde bekannt gegeben, dass es nicht dazu kommt. Über Twitter verkündete HBO Documentaries, dass Larry David sich dazu entschieden hätte, dies lieber vor Publikum zu machen. Wie das ausschauen wird und wann dies der Fall sein wird, blieb offen. In der Kritik stand David zuletzt durch den Werbespot während des Super Bowls, in dem er für die Kryptowährungsbörse FTX warb.

Abgesetzt oder verlängert

"1883": Verwirrung herrscht beim Prequel von "Yellowstone" von Taylor Sheridan. Nachdem dieses ursprünglich um eine zweite Staffel bei Paramount+ verlängert wurde, erfolgte nun eine Rolle rückwärts. Gegenüber "Deadline Hollywood" erklärte der Serienschöpfer: "Für mich als Geschichtenerzähler fühlt es sich abgeschlossen an". Über den neuen Ableger "1932" meinte er hingegen: "Auf zum nächsten Blick in die Vergangenheit". Nach zehn Folgen könnte nun also nach Sheridan Schluss sein für "1883" und die Phase der Familie Dutton.

"Hightown": Die Drama-Serie aus dem Hause Jerry Bruckheimer geht weiter. Starz spendiert dem Crimedrama über illegalen Drogenhandel in Cape Cod eine dritte Staffel.

"Sort Of": HBO Max und der kanadische Sender CBC schicken die Serie von und mit Bilal Baig in eine weitere Runde. Die von der Kritik hoch gelobte Comedy erzählt die Geschichte des Gender fluiden Millenial Sabi Mehboob (Baig), verbunden mit Transformationsprozessen in allerlei Aspekten des Erwachsenwerdens.

The Afterparty © Apple
"The Afterparty": Die Erzähl-, Genre- und Darstellungsmöglichkeiten schöpft die Serie bei Apple TV+ aus. So wechseln die Perspektiven von Folge zu Folge und jeder und jede der Highschool-Reunion-Party bewertet die Ereignisse einer speziellen Nacht unterschiedlich. Dort kam es nämlich zum Mord an Gastgeber Xavier (Dave Franco). Weiter geht es mit einer zweiten Staffel, bei der auch Tiffany Haddish wieder dabei sein wird.

"The Bold and the Beautiful": Im Jahr 1987, genau genommen am 15. Februar des genannten Jahres, führte die Ausstrahlung der ARD-Comedy "Rudis Tagesshow" zu einem Eklat internationalen Ausmaßes – ähnlich wie das auf den Begriff "Schmähgedicht" gebrachte Stück von Jan Böhmermann Jahrzehnte später - , weil das iranische Staatsoberhaupt Ajatollah R. Chomeini in einem Clip mit Damenunterwäsche in Verbindung gebracht wurde. Im selben Jahr, und zwar am 23. März, startete in den USA die Seifenoper "The Bold and the Beautiful". Und diese gibt es noch immer, so dass CBS der Daytime-Serie weiterhin grünes Licht geben kann. Nach 35 Jahren geht es also bis mindestens 2024 weiter.

US-Quoten-Update

Fox News © FNC
Rund 38 Millionen Menschen haben in Amerika die erste "State of the Union"-Rede von Joe Biden gehalten, die sich natürlich vor allem mit dem Angriff Russlands auf die Ukraine befasste. Das lag in etwa auf dem gleichen Niveau wie die letzte "SOTU"-Rede von Donald Trump im Jahr 2020. Die meisten Zuschauerinnen und Zuschauer wählten für die parallel auf etlichen Sendern zu sehende Übertragung übrigens Fox News (6,9 Millionen), gefolgt von ABC und CBS. CNN lag bei einer Reichweite von 4,5 Millionen, MSNBC bei rund vier Millionen. In der Altersgruppe 25-54, die von Nachrichtensendern gerne herangezogen wird, führte ABC, dahinter lag CNN ganz knapp vor Fox News.

Euphoria © HBO/Sky
Ganz euphorisch ist man bei HBO unterdessen weiter mit Blick auf den riesigen Erfolg von "Euphoria". Das Finale der zweiten Staffel erreichte bei HBO und HBO Max zusammen 6,6 Millionen Zuschauerinnen und Zuschauer am Tag der Premiere. Das war ein Zugwinn von 30 Prozent im Vergleich zur Vorwoche und mal eben eine Versechsfachung im Vergleich zum Finale der ersten Staffel. Ein Großteil der Nutzung findet freilich zeitversetzt statt - und so kommen die Folgen der zweiten Staffel im Schnitt bislang nach HBO-Angaben letztlich bislang schon auf 16,3 Millionen Zuschauerinnen und Zuschauer - was es zur zweiterfolgreichsten Serie in der Geschichte des Senders nach "Game of Thrones" macht. Wie stark "Euphoria" läuft, zeigt auch eine andere Zahl, die Twitter vor dem Staffelfinale veröffentlichte: Bis dahin waren schon über 30 Millionen Tweets zu "Euphoria" abgesetzt worden, 51 Prozent mehr als während Staffel 1. "Euphoria" sei damit die Serie, über die im laufenden (noch jungen) Jahrzehnt am meisten getwittert wurde.

Law & Order © RTL
Bei NBC feierte am Donnerstag vergangener Woche "Law & Order" sein Comeback, ein Jahrzehnt nach der Absetzung der Serie. Die Quoten waren nicht überragend, aber gut: 5,8 Millionen Zuschauerinnen und Zuschauer schalteten ein, das Zielgruppen-Rating lag bei 0,7 Prozent. Damit lag "Law & Order" hier gleichauf mit "Station 19" von ABC. NBC konnte nun auch endlich seinen ursprünglich schonmal für den Herbst vorgesehenen Plan verwirklichen, einen reinen "Law & Order"-Abend zu bauen. Davon profitierte "Law & Order: SVU", das im Anschluss mit 5,2 Millionen Zusehenden die höchste Reichweite seit dem zweistündigen Staffelauftakt erzielen konnte. Das Zieglruppen-Rating lag auch hier bei 0,7 Prozent. Bei "Law & Order: Organized Crime" war der Effekt dann aber schon wieder weitgehend verpufft, hier lag die Reichweite mit 3,5 Millionen Zuschauerinnen und Zuschauern nur knapp über den Werten von Anfang des Jahres.