Donald Trump bei CNN © CNN
70 Minuten Sendezeit gewährte CNN dem ehemaligen Präsidenten und jüngst in einem Zivilverfahren wegen sexuellen Missbrauchs verurteilten Donald Trump in dieser Woche im Rahmen eines Interviews im Townhall-Format - also vor einem Publikum aus republikanischen Trump-Anhängern. Das bescherte dem Nachrichtensender viel Kritik, nicht zuletzt auch innerhalb des Senders. Moderatorin Kaitlan Collins mühte sich zwar, Trump etwas entgegenzusetzen, der schaffte es angestachelt von der Menge aber trotzdem, fast ungehemmt in gewohnter Manier Lügen, Verschwörungsmythen und verbale Angriffe zu verbreiten, sodass Collins kaum hinterher kam, Falschbehauptungen richtig zu stellen (Eine Zusammenfassung gibt's u.a. beim "Spiegel"). Zur auch intern scharfen Kritik äußerte sich CNN-Chef Chris Licht am Morgen danach in der Redaktionskonferenz. Er glaube, dass Amerika damit sehr wohl gedient sei, schließlich habe der Auftritt ein "politisches Erdbeben" ausgelöst. Viele Menschen seien aufgewacht und wüssten nun, was bei dieser Wahl auf dem Spiel steht. Angesichts von Trumps grundsätzlichem Auftreten und der Tatsache, dass ihm kein Skandal unter seinen Anhängern bislang je wirklich etwas anhaben konnte, scheint das aber wohl eher frommer Wunsch als Wirklichkeit.

CNN © CNN
Anderson Cooper nahm am Abend danach in seiner CNN-Primetimeshow Stellung. Er sagte: "Sie haben jedes Recht, empört und wütend zu sein und diesen Sender nie wieder einzuschalten. Aber glauben Sie, wenn Sie in Ihrem Silo bleiben und nur Leuten zuhören, mit denen Sie übereinstimmen, wird diese Person verschwinden?" Trumps Auftritt sei "verstörend" gewesen und es sei "beunruhgend", wie "dieses Publikum, jung und alt, unsere Mitbürger, Menschen, die ihre Kinder lieben und in die Kirche gehen, lachten und seinen Lügen applaudierten". Doch dieser Mann sei Favorit auf die Präsidentschaftskandidatur - und das Publikum, das zu sehen war, repräsentiere etwa die Hälfte des Landes. Man müsse sich also mit diesen Realitäten beschäftigen. Zumindest aus Quotensicht hat sich die Trump-Show für CNN, das schon seit längerem mit schwachen Reichweiten zu kämpfen hat, ausgezahlt: 3,12 Millionen Menschen sahen die Sendung, während die Konkurrenten Fox News und MSNBC zu dieser Zeit nur je rund 1,4 Millionen Personen erreichten.

Tucker Carlson © IMAGO / ZUMA Wire
Apropos Fox News: Nach seinem Rauswurf dort hat der rechte Populist und TV-Moderator Tucker Carlson angekündigt, eine "neue Version" seiner Sendung, die er sechseinhalb Jahre bei Fox News moderiert hatte, künftig einfach bei Twitter zu veröffentlichen. "Redefreiheit ist das wichtigste Recht, das wir haben. Ohne das, haben wir nichts anderes." Carlson behauptete in einem rund dreiminütigen Video, dass "die Medien" generell lügen und Fakten absichtlich zurückhalten würden - allerdings belegen diverse Äußerungen, die im Rahmen des Verfahrens des Wahlmaschinen-Herstellers Dominion gegen Fox News öffentlich wurden, dass vor allem Tucker Carlson es mit der Wahrheit nicht ganz so genau nimmt, wenn es nur hohe Quoten verspricht. Tucker Carlson steht aktuell noch bei Fox News unter Vertrag und dürfte mit Arbeit für einen Konkurrenzsender wohl gegen Vertragsklauseln verstoßen. Twitter-Eigentümer Elon Musk beeilte sich aber schon zu versichern, dass es keinen Vertrag mit Carlson gebe, er aber frei darin sei, seine Inhalte auf Twitter zu veröffentlichen. Im Rahmen einer solchen Sendung verbreitete Falsch-Behauptungen könnten ja durch sogenannte "Community Notes" kommentiert und klargestellt werden. Musk hatte nach der Twitter-Übernahme einen Großteil der Twitter-Belegschaft entlassen, Content-Moderation oder Maßnahmen gegen die Verbreitung von Fake News gibt es daher kaum noch. Stattdessen setzt man auf Anmerkungen aus der Twitter-Community selbst.

Fox News © FNC
Dass unter anderem Tucker Carlson auf Fox News die Lüge von Donald Trump, die Wahl Joe Bidens sei u.a. durch manipulierte Wahlmaschinen gefälscht unworden, wider besseren Wissens verbreitete, kostet Fox bekanntlich einen ordentlichen Batzen Geld: Der Vergleich, um einen Prozess zu verhindern, beläuft sich auf fast 800 Millionen US-Dollar, die an den Wahlmaschinen-Hersteller Dominion gezahlt werden mussten. Gemessen daran kann man die im letzten Quartal angehäuften 50 Millionen US-Dollar Verlust also eigentlich noch in der Kategorie "Blaues Auge" verbuchen. Unterdessen macht man bei Fox News das Beste aus der Tatsache, dass der bislang größte Quotenbringer des Senders nun nicht mehr auf Sendung ist - denn für viele große Werbekunden war Werbung im Umfeld von Tucker Carlson ein No-Go. Nun sagte Vermarktungs-Chef Jeff Collins in einem Interview, dass man nach dem Rauswurf Carlsons bereits 40 Neukunden für das Nachfolgeformat habe gewinnen können, darunter mit Procter & Gamble auch eines der Unternehmen mit dem größten Werbebudget des Landes.

Yellowstone © Paramount
Was schon seit einiger Zeit spekuliert wurde, ist nun tatsächlich beschlossene Sache: "Yellowstone" - immerhin die derzeit erfolgreichste Serie im US-Kabelfernsehen überhaupt - geht nach der aktuellen fünften Staffel zu Ende. Gerüchte darüber gibt es, seit bekannt wurde, dass mit Kevin Costner der Hauptdarsteller der Serie offenbar immer weniger Zeit für die Dreharbeiten aufbringen wollte, um mehr Zeit für den Western-Zweiteiler "Horizon" zu haben. Die Geschichte von "Yellowstone" endet damit nicht, vielmehr wurde im gleichen Atemzug nun ein neues Spin-Off ohne Costner beauftragt, das noch im Dezember beim Paramount Network und bei Paramount+ zu sehen sein wird. Paramount kommt das auch noch aus einem anderen Grund gelegen: Die Streaming-Rechte des Original-"Yellowstone" lagen bislang beim Konkurrenz-Streamer Peacock von NBC. Im Spin-Off dürfte man nun einen großen Teil des Casts aus "Yellowstone" wieder sehen. Details zu Besetzung und Handlung hat man noch nicht verraten, es gibt aber schon seit längerem Meldungen, dass Matthew McConaughey die Hauptrolle übernehmen soll. Aus "Yellowstone" heraus sind schon eine ganze Reihe an ebenfalls sehr erfolgreichen Spin-Offs entstanden, der neue Ableger dürfte nun aber den Hauptstrang weiter führen.

Hulu © Hulu
Hulu bekommt Zuwachs und hat nach Ansicht der Pilot-Episode die Comedy "Deli Boys" geordert. In den zunächst zehn Folgen - jeweils Halbstünder - stehen zwei pakistanisch-amerikanische Brüder im Fokus, die sich nach dem plötzlichen Tod ihres Vaters in einer für sie neuen Situation wiederfinden. Denn dieser betrieb nicht nur ein Lebensmittelgeschäft, sondern war auch in der Unterwelt aktiv, womit die Brüder alles zu verlieren drohen, wenn sie nicht selbst in die Kriminalität einsteigen. In den Hauptrollen zu sehen sind Asif Ali und Saagar Shaikh.

Abgesetzt oder verlängert

Animal Control © Fox
"Animal Control": Vom Erfolgsdrama "9-1-1" hat sich Fox in der letzten Woche in Richtung ABC verabschiedet. Das laut eigenen Aussagen erfolgreichste Seriendebüt aller Zeiten im Bereich der zeitversetzten Nutzung, beziehungsweise Streaming bei Fox, kommt aber von einer Comedy-Serie und hört auf den Namen "Animal Control". Die Show mit "Community"-Alumni Joel McHale geht vielleicht auch deswegen weiter und bekommt eine zweite Staffel zugesprochen.

"Digman!": Gewisse Berufsgruppen erleben durch äußere Umstände manchmal übermäßige Beachtung nachdem sie zuvor eher "unter ferner liefen" liefen. Die Virologie durch die Corona-Pandemie, oder die Militärexpertise durch den Krieg in der Ukraine. In "Digman!" hat sich Andy Samberg eine ganz andere berufliche Orientierung ausgesucht und fokussiert die Archäologie. Menschen dieser Profession sind in "Digman!" die Berühmtheiten und Stars. Samberg selbst spricht in der animierten Erwachsenencomedy Rip "Digman!" Digman. Comedy Central gefällt das und schickt die Serie in eine zweite Runde.

"Fantasy Island": Die Neuauflage der gleichnamigen Serie aus den späten 70er und frühen 80er Jahren bringt es auf keine allzu lange Lebensdauer: Nachdem die erste Staffel 2021 noch im Sommerprogramm gezeigt wurde, beförderte man die zweite Staffel nun in die normale Mid-Season. Die Reichweite in der Zielgruppe war trotzdem sogar rückläufig. Eine weitere Fortsetzung wird es daher nicht geben.

"Kung Fu": In "Kung Fu" reist die chinesisch-amerikanische College-Abbrecherin Nicky Chen (Olivia Liang) in ein abgelegenes chinesisches Kloster, um sich in Martial-Arts und Shaolin zu stärken. Bei ihrer Rückkehr nach San Francisco erfolgt überraschenderweise direkt der Anwendungsbezug, denn die Stadt und vor allem auch ihre Eltern, wurden von Kriminellen bedroht. Doch das Vorhaben endet, denn das Reboot der Serie von Es Spielman mit David Carradine aus den 1970er Jahren mit weiblichem Lead, wurde nach drei Staffeln bei The CW als zu Ende erklärt.

The Winchesters © The CW
"The Winchesters": Nach nur einer Staffel gehen die Lichter beim Prequel von "Supernatural" schon wieder aus. Die CW-Serie dreht sich um die Eltern der bekannten Dämonenjäger Dean und Sam und setzte beim Kennenlernen von John (Drake Rodger) und Mary (Meg Donnelly) und ihrem Entschluss, die Welt vor Bösem zu bewahren, an. Die Reise von Nexstar weg von teuren Eigenproduktionen hin zu nicht-fiktionalen, günstigen Produktionen geht also weiter.

"Walker", "Walker, Independence": The CW hält auch unter dem neuen Eigentümer Nexstar an seiner Serie "Walker" fest und hat für die kommende Saison eine 13 Folgen umfassende vierte Staffel in Auftrag gegeben. Es ist die linear erfolgreichste Serie des nicht mit besonders vielen Erfolgen gesegneten kleinen Networks. Den Erfolg mit dem Prequel "Walker, Independence" auszubauen, hat hingegen nicht so recht geklappt - nach nur einer Staffel zieht The CW daher auch schon wieder den Stecker.

US-Quoten-Update

Jeopardy! © Jeopardy
Bei ABC hat man das Programm schon weitegehend auf Gameshows eingestellt. Zum Start in den Abend läuft seit dieser Woche montags bis mittwochs ein neues Event aus der "Jeopardy"-Welt: In "Jeopardy Masters" treten sechs frühere Gewinner nochmal in einem Champions-League-artigen Format gegeneinander an. Das Interesse ist hoch: Die ersten drei Folgen erreichten im Schnitt über fünfeinhalb Millionen Zuschauerinnen und Zuschauer - und setzte sich damit beispielsweise gegen "The Voice" und - selbst beim jungen Publikum - "The Masked Singer" durch. Denn auch das Zielgruppen-Rating liegt mit im Schnitt 0,6 Prozent auf einem für heutige Verhältnisse guten Niveau. Am Mittwoch feierte auch "The Game Show Show" Premiere, in der ABC auf die lange Geschichte des Genres zurückblickt. 2,7 Millionen Gameshow-Fans interessierten sich dafür, in der Zielgruppe lag das Rating bei 0,3 Prozent.