WGA Writers Guild of America © DWDL
Einen Monat dauert der Streik der Film- und Fernsehautorinnen und -autoren in den USA nun bereits an - und hat nun seine komplette Wirkung entfaltet. Nach Daten von FilmLA ist die On-Location-Produktion nun nahezu vollständig zum Erliegen gekommen. Mit Ausnahme von Reality-Produktionen steht Hollywood also weitgehend still - und eine Lösung des Streits scheint auch nach diesem Monat kaum näher gerückt zu sein. Die AMPTP, die für alle großen Produktionsstudios die Verhandlungen führt, sieht sich stattdessen einer Front an Gewerkschaften gegenüber, die so geeint zu sein scheinen wie lange nicht. Zumindest versichern sich alle in Solidaritätsadressen derzeit gegenseitig ihre Unterstützung. Tatsächlich streiken bislang nur die Autorinnen und Autoren (Gewerkschaft WGA), doch auch mit der Regie-Gewerkschaft DGA wie auch der SAG-AFTRA als Vertretung der Schauspielerinnen und Schauspieler müssen in den nächsten Wochen neue Verträge abgeschlossen werden.

AMPTP © AMPTP
Am ehesten scheint hier mit Directors Guild of America eine Einigung möglich zu sein, hier gibt es deutlich weniger Streitpunkte als mit der Writers Guild. Das Kalkül der TV-Studios könnte nun sein, hier einen schnellen Abschluss zu erzielen, an dem sich die anderen dann orientieren sollen - ganz so, wie es beim letzten Autorenstreik 2008 lief, als der Abschluss der DGA die WGA unter Druck setzte und schließlich nach 100 Tagen zum Streikende führte. Die Gewerkschaften bezeichnen das heute als "Divide and conquer-Strategie". Diesmal erklärten beide Gewerkschaften gleichermaßen schon vorab, dass die Directors Guild zahlreiche Anliegen der Writers Guild in den Verhandlungen nicht thematisiere und ein möglicher Abschluss daher nicht übernommen werden könne. Unter anderem geht es den Autorinnen und Autoren beispielsweise darum, eine Mindestanzahl an Personal für einen Writers Room und Mindestlaufzeiten, wie lange man für eine Serienproduktion beschäftigt werden muss, festzulegen - eine Reaktion auf immer kürzere Staffeln. Auch die Frage des KI-Einsatzes in der Skript-Entwicklung ist ein wichtiger Punkt.

SAG-AFTRA © SAG-AFTRA
Auf einen möglicherweise überlappenden Streit läuft es mit der Screen Actors Guild heraus. Die SAG-AFTRA-Präsidentin Fran Drescher bat die Mitglieder gerade noch einmal eindringlich darum, schon vor dem Start der Verhandlungen in der kommenden Woche einen möglichen Streik zu autorisieren. Ob es dann zu einem Streik kommt, ist damit nicht gesagt - ein solches Mandat soll aber die Verhandlungsposition stärken. Der in der Vergangenheit häufig zerstrittene Vorstand der SAG-AFTRA hat in der vergangenen Woche bereits einstimmig dafür votiert, den Mitgliedern eine solche Streik-Genehmigung zu empfehlen. Der aktuelle Kontrakt läuft Ende Juni aus, ab dann wäre ein Streik möglich. "Ihr wisst, dass die Karrieren der Schauspieler auf dem Spiel stehen. Wir müssen sicherstellen, dass unsere Arbeitgeber die Darsteller, die Produktionen zum Leben erwecken, nicht weiter abwerten", sagte Fran Drescher in einer Audio-Message an alle Mitglieder.

Netflix © Netflix
Ein Problem für die Hollywood-Studios ist dabei auch, dass die öffentliche Meinung derzeit wohl ziemlich klar auf Seiten der Gewerkschaften ist. In dieser Woche stimmten die Netflix-Aktionäre gegen die Genehmigung der Vergütungs-Pakete für die Netflix-Führungskräfte. Die Gewerkschaft der Autorinnen und Autoren hatte dazu im Vorfeld aufgefordert, solange Netflix nicht einer aus ihrer Sicht fairen Bezahlung der Autorinnen und Autoren zustimmt, ein ähnlicher Appell erging an die Aktionäre von NBC-Mutter Comcast. Es ist ein gleichwohl nur symbolischer Schritt, denn eine solche Genehmigung durch die Aktionäre ist auch nicht zwingend nötig, der Netflix-Vorstand kann also darüber hinweg gehen.

Abseits des Streiks

Der ewige Gärtner © Screenshot
Laut "Deadline Hollywood" hat "The Ink Factory" den Klassiker "Der ewige Gärtner" aus dem Filmarchiv gezogen und versucht sich an einer TV-Adaption in Form einer Mini-Serie. Der auf dem Roman mit dem Originaltitel "The Constant Gardener" von John le Carré basierende Film zeigte 2005 Ralph Finnes als Justin Quayle mit Vorliebe zum Gärtnern und Rachel Weisz als Tessa Abbott, beziehungsweise Tessa Quayle, die für ihre Rolle sogar mit dem Oscar ausgezeichnet wurde. Erzählt wird die Geschichte eines Paares, das sich durch den neuen, gemeinsamen Lebensmittelpunkt in Kenia voneinander entfernt. Nachdem Frau Qualey ermordert wurde, begibt sich Herr Qualey auf Spurensuche in einem System, welches von Korruption, Machtmissbrauch und Brutalität durchzogen ist. Noch ist unklar, wer Teil der Serie sein wird und auch wo die serielle Neuauflage unterkommen könnte. Klar ist hingegen, dass sich Lydia Adetunji ans Drehbuch macht.

Abgesetzt oder verlängert

"Somebody Somewhere": Wenn der Ort, an dem man ist, einem kein gutes Gefühl gibt, kann es hilfreich sein, sich in einem Hobby zu verlieren. Die von Bridget Everett gespielte Sam fühlt sich in "Somebody Somewhere" dem Singen so nah, dass sie dadurch entfliehen kann und sich damit Erlösung erhofft. Bei HBO geht das Konzept weiter, denn der Pay-TV-Kanal hat eine dritte Staffel geordert.

"The Ms. Pat Show": Eine vorbestrafte Drogendealerin aus Atlanta verwandelt sich in Indiana in eine Vorstadtmutter und führt ein geordneteres Familienleben - so die grobe Handlung von "The Ms. Pat Show". Die Sitcom basiert lose auf dem Leben der Comedienne Ms. Pat, bürgerlich Patricia Williams, wobei vieles davon bereits in den Memoiren "Rabbit: The Autobiography of Ms. Pat" nieder geschrieben wurde und ebenfalls als Vorlage dient. Im letzten Jahr gab es eine Nominierung in der Kategorie für die beste Regie in einer Comedy-Serie bei den Primetime Emmys, allerdings hatte die Comedy gegen "Ted Lasso" das Nachsehen. Bestellt hat BET+ nun eine vierte Staffel - darüber hinaus entwickelt sie für den Streamingdienst zwei neue Produktionen.

US-Quoten-Update

Succession © 2022 Home Box Office, Inc
Am Sonntag ging die herausragende Serie "Succession" bei HBO zu Ende und hat zum Abschied nochmal einen neuen Quotenrekord aufgestellt: Am Premierenabend sahen 2,9 Millionen Zuschauerinnen und Zsuchauer das Finale. Wie üblich spiegelt das insbesondere im Pay-TV nur einen Bruchteil der gesamten Nutzung wieder. Inklusive zeitversetzter Nutzung kamen die Folgen der vierten Staffel auf bislang im Schnitt 8,7 Millionen Zsuchauerinnen und Zuschauer, nochmal eineinhalb Millionen mehr als die dritte Staffel. Im Anschluss an "Succession" ging am Sonntag bei HBO auch "Barry" zu Ende. Hier sahen im Schnitt 700.000 Zuschauerinnen und Zuschauer zu. Hier blieb man unter den Rekord-Werten, wobei dabei zu berücksichtigen ist, dass der bisherige Bestwert auch im Anschluss an das Serienfinale von "Game of Thrones" zu sehen war, das aus Quotensicht nochmal in einer ganz anderen Liga als "Succession" spielte.

Meistgesehene fiktionale US-Serien der Season 2022/23

(Live + 7 Tage zeitversetzte Nutzung; ohne Streaming)

1. Yellowstone (Paramount Network / 11,55 Mio)
2. NCIS (CBS / 9,833)
3. FBI (CBS / 9,524)
4. Young Sheldon (CBS / 9,287)
5. Chicago Fire (NBC / 9,253)
6. Blue Bloods (CBS / 9,242)
7. Ghosts (CBS / 9,085)
8. Chicago Med (NBC / 8,486)
9. The Equalizer (CBS / 8,286)
10. Chicago PD (NBC / 8,272)

Erfolgreichste Neustarts

1. Fire Country (CBS / 8,252 Mio.)
2. East New York (CBS / 6,791)
3. So help me Todd (CBS / 6,378)
4. Will Trent (ABC / 5,989)
5. Night Court (NBC / 5,209)