Suits © Vox
Ein Punkt, für den die Autorinnen und Autoren seit über 100 Tagen streiken, ist eine Neuregelung der sogenannten "Residuals" im Streaming. "Residuals" sind Zahlungen, die Beteiligte an Serien oder Filmen erhalten, wenn diese nach der Erstausstrahlung noch einmal wiederholt werden, auf DVD ausgewertet - oder eben auch bei Streamingdiensten angeboten werden. Solche Wiederholungen im Fernsehen konnten in der Vergangenheit für die Filmschaffenden nochmal ziemlich lukrativ sein. Doch in der neuen Streaming-Welt profitieren sie nun kaum, selbst wenn ihre Werke nochmal ein riesiges Publikum finden. Anschaulich wird das gerade bei "Suits": Die Serie, die ursprünglich zwischen 2011 und 2019 bei USA Network lief, steht seit kurzem komplett bei Netflix zum Streamen bereit. Laut Nielsen war es der nach Stunden meistgenutzte Streaming-Inhalt im letzten Monat (nach Gesamt-Nutzungszeit). In der "Los Angeles Times" rechnete nun einer der beteiligten Autoren Ethan Drogin nun vor, was er davon hat: 259,71 US-Dollar für das gesamte Quartal. Insgesamt haben die sechs Autoren für die erste Staffel weniger als 3.000 Dollar ausgezahlt bekommen, obwohl die Serie nicht nur bei Netflix, sondern auch noch bei Peacock zur Verfügung steht - und wie erwähnt gerade ein herausragender Erfolg ist. Lisa Edelstein machte unterdessen ebenfalls öffentlich, was sie im letzten Quartal für die zwei Episoden erhalten hat, die sie für "Girlfriend's Guide to Divorce" geschrieben hat: 97 Cent.

WGA Writers Guild of America © DWDL
Die Beispiele veranschaulichen, wieso die Autorinnen und Autoren in diesem Jahr so entschlossen streiken und diesen Streik nun auch schon über 100 Tage durchhalten. Immerhin laufen inzwischen die Verhandlungen wieder: Am Freitag vergangener Woche machte die Produzenten-Vereinigung AMPTP ein neues Angebot, am Dienstag erfolgte die Antwort der WGA. Beide machten ein paar Zugeständnisse, allerdings liegt man in vielen Punkten noch so weit auseinander, dass eine schnelle Einigung wohl weiter nicht zu erwarten ist. Die Forderung der WGA, die "Streaming Residuals" an den Erfolg zu knüpfen, will die AMPTP beispielsweise weiterhin nicht mitgehen. Besonders strittig bleiben auch die Fragen nach einer Mindestgröße und Mindestbeschäftigungsdauer der Writers Rooms - auch wenn es hier erste Bewegungen aufeinander zu gab.

AMPTP © AMPTP
In dieser Woche gingen die Verhandlungen nun aber regelmäßig weiter, für den heutigen Freitag wollen Medienberichten zufolge die Studiobosse selbst beratschlagen, wie man in den Verhandlungen weiter verfahren will. Dass sich die CEO-Ebene einschaltet, gilt dabei als gutes Zeichen, dass nun ernsthaft ein Deal angestrebt wird. Die Uhr tickt allerdings auch: Der "Labor Day" am 4. September gilt als eine Art Stichtag: Kommt bis dahin ein Deal zustande, sind verkürzte 13-Folgen-Staffeln bei Network-Serien noch gut umsetzbar, danach wird auch das schwierig. Für die Streamingdienste würden sich die Verzögerungen in einem überschaubaren Rahmen halten.

USA © DWDL
Die Bilanz der diesjährigen Upfronts - das sind die Verhandlungen im Vorfeld einer TV-Saison, in der die TV-Konzerne bereits einen Großteil ihrer Werbezeiten verkaufen - fällt wie erwartet gemischt aus. Alles in allem wurde im Primetime-Fernsehen und bei den zugehörigen Streamingdiensten der großen Konzerne Erhebung von Media Dynamics zufolge Werbung für 27,14 Milliarden US-Dollar gebucht - ein Plus von etwa drei Prozent im Vergleich zum Vorjahr. Dabei kam es aber zu deutlichen Verschiebungen: Die Werbezusagen für Kabelsender brachen nämlich um sieben Prozent ein, die fürs Broadcast-Fernsehen um drei Prozent. Dafür machten die TV-Konzerne im Streaming-Bereich einen Umsatzsprung um 31 Prozent auf 8 Milliarden. Broadcast- und Kabelfernsehen liegen bei je rund 9,5 Milliarden Dollar. Nicht berücksichtigt ist in diesen Zahlen Werbung in der Daytime, die sich nochmal auf etwa zehn bis zwölf Milliarden Dollar belaufen dürfte. Zu den nun im Vorfeld verkauften Werbeplätzen kommen noch kurzfristigere Werbebuchungen im Verlauf der Season.

Warrior Nun © Netflix
Eine breit aufgestellte und intensiv ausgetragne Fan-Aktion führt nun dazu, dass das von Netflix abgesetzte Fantasy-Drama "Warrior Nun" ein weiteres Leben erhält. Wo dies der Fall sein wird, ist laut dem Branchendienst "Hollywood Reporter" noch nicht ganz klar - den eigenen Quellen zu Folge ist es aber wohl nicht die ursprüngliche Heimat Netflix. Und auch die Form überrascht: mit ganzen drei Filmen in Kino-Länge soll der auf dem Comicbuch "Warrior Nun Areala" von Ben Dunn basierende Stoff eine Fortsetzung erhalten, wie der ausführende Produzent Dean English bekannt gab, nachdem Schöpfer Simon Barry bereits im Juni Andeutungen machte. Die Serie über einen Bund aus Dämonen jagenden Nonnen mit Superkräften wurde im letzten Dezember nach zwei Staffeln abgesetzt, obwohl die zweite Staffel über drei Wochen einen Platz in den weltweiten Netflix-Top-10 fand und die Rezensionen erfreulich waren. Weitere Details zur Film-Trilogie sind jedoch noch ausstehend.

US-Quoten-Update

Nielsen © Nielsen
Der Nielsen-Erhebung zufolge entfiel im Juli 2023 erstmals weniger als die Hälfte der gesamten TV-Nutzung in den Vereinigten Staaten auf lineares Fernsehen. Das ist vor allem auf einen starken Rückgang der Nutzung der Kabelsender zurückzuführen: Auf sie entfiel nun noch 29,6 Prozent der gesamten TV-Zeit, fast fünf Prozentpunkte weniger als noch vor einem Jahr. Auf die Broadcast-Networks entfiel noch 20 Prozent nach 21,5 Prozent ein Jahr zuvor. Die Nutzung verschob sich dementsprechend hin zu den Streamern, auf die nun 38,7 Prozent der Zeit entfiel (was am großen Fernseher allerdings weiter weniger ist als die Summe der linearen Sender). Dabei ist unter den Streaming-Angeboten YouTube mit 9,2 Prozent der gesamten TV-Nutzungszeit noch vor Netflix (8,5 Prozent). Dahinter ist eine große Lücke, Hulu folgt mit 3,6 Prozent, Prime Video mit 3,4 Prozent, Disney+ liegt bei 2,0 Prozent, Max bei 1,4 Prozent, Peacock bei 1,1 Prozent, Paramount+ bei 1,0 Prozent. 11,6 Prozent der gesamten Nutzungszeit des Fernsehers entfiel auf Dinge, die Nielsen nicht explizit erfasst - wie etwa Gaming, andere VoD-Dienste, Audiostreaming oder auch das Abspielen von DVD oder Blurays.