AMPTP © AMPTP
Auch 115 Tage nach dem Beginn des Streiks der Gewerkschaft der Autorinnen und Autoren (WGA) lässt eine Einigung mit den Produktionsstudios weiter auf sich warten. In dieser Woche gab es nun ein Treffen zwischen WGA-Vertretern und den Studiobossen - allerdings hat es eher nicht den Anschein, dass es die Lage verbessert hat. Die WGA erklärte in einer Mail an die Mitglieder, dass man an dem Treffen teilgenommen habe, weil man gehofft habe, dass die Unternehmen es ernst meinen, den Streit beizulegen. "Stattdessen wurden wir (...) mit einer Belehrung darüber konfrontiert, wie gut ihr einziges Gegenangebot war. (...) Dies war kein Treffen, um einen Deal zu machen, dies war ein Treffen, um uns zum Einlenken zu bewegen." Tatsächlich veröffentlichte die AMPTP nur wenige Minuten nach dem Treffen in einer Presseerklärung die Eckpunkte, wie ihr Angebot aussieht und versucht darin zu unterstreichen, dass man alle Prioritäten der WGA addressiere und unter anderem die stärkste Gehaltserhöhung seit 35 Jahren anbiete.

WGA Writers Guild of America © DWDL
Die WGA wiederum erklärte, dass das Angebot "nicht nichts, aber auch noch nicht annähernd gut genug" sei. Man werde weiterhin dafür kämpfen, dass im Abschluss die Probleme in vollem Umfang angegangen würden, statt sich mit halben Lösungen zufrieden zu geben. Man werde sich auch dafür einsetzen, mit den Unternehmen direkt anstelle des Verbandes zu verhandeln. Angenähert hat man sich beispielsweise im Bereich der Künstlichen Intelligenz, allerdings würden sich die Studios weiterhin weigern, Regelungen zur Verwendung von Arbeit der Autorinnen und Autoren zum Training von KI zu regeln. Bezüglich der Mindestbesetzung und Mindestbeschäftigungsdauer von Writers Rooms liegt man ebenfalls weiterhin ein ganzes Stück auseinander. Die WGA kämpft hier für Regelungen, weil u.a. der Trend zu immer weniger Episoden pro Staffel für Autorinnen und Autoren zum Problem geworden ist. Die öffentliche Meinung haben die Streikenden auf ihrer Seite: Einer Umfrage zufolge unterstützen etwa zwei Drittel der Amerikaner die Autorinnen und Autoren sowie Schauspielerinnen und Schauspieler, nur 18 Prozent stehen auf Seite der Studios.

Jeopardy © Jeopardy Productions
Auswirkungen haben die Streiks weiterhin auch an mancher Stelle, wo man sie nicht zuerst vermuten würde. Wegen der fehlenden fiktionalen Inhalte müssen die Networks verstärkt auf Shows setzen. Für "Celebrity Jeopardy" musste sich ABC nun aber einen Ersatz für Moderatorin Mayim Bialik suchen, die sich aus Solidarität zu ihren Schauspiel-Kolleginnen weigert, die Quizshow erneut zu moderieren. Stattdessen wird künftig Ken Jennings auch die Promi-Ausgaben präsentieren. Jennings ist auch bei den normalen "Jeopardy"-Ausgaben als Moderator an Bord. Dass die "Celebrity Jeopardy"-Folgen überhaupt produziert werden können, liegt daran, dass alle Fragen hierfür bereits vor dem Streik geschrieben worden seien. Das klassische "Tournament of Champions" von "Jeopardy" musste man in diesem Jahr hingegen ausfallen lassen.

CNN © CNN
Die spektakuläre Entscheidung der Führung des damals frisch fusionierten Unternehmens Warner Bros. Discovery, den Streamingdienst CNN+ nur einen Monat nach dem Start wieder einzustampfen, ist noch in bester Erinnerung. Seither fehlte dem Nachrichtensender eine Strategie fürs Streaming-Zeitalter. Doch nun meldet man sich beim WBD-Streamingdienst Max mit eigenem Bereich unter dem Namen CNN Max zurück. Noch spricht man von einer "Open Beta"-Phase, die am 27. September starten soll und dann einen 24/7-Stream mit Inhalten aus dem US- sowie auch internationalen Sendern enthalten soll, dazu kommen vereinzelt auch extra für Max produzierte Inhalte. Unter anderem aufgrund der lukrativen Verträge mit Kabelbetreibern kann CNN nicht einfach sein normales Programm online zeigen. Auch einige neue Shows wie etwa das neue 21-Uhr-Format mit Kaitlan Collins wird nicht bei CNN Max vertreten sein. Unterdessen sucht Warner Bros. Discovery weiter nach einem neuen Chef für CNN, nachdem man Chris Licht angesichts des Quotenverfalls und manch falscher Entscheidung vor die Tür gesetzt hat. "Variety" berichtet, dass Mark Thompson, ehemaliger CEO der New York Times und Director-General der BBC, zu den Anwärtern gehört.

Verlängert oder abgesetzt

And Just Like That... © WarnerMedia / HBO Max / Sky
"And Just Like That...": In Staffel zwei erfolgte das große "Sex and the City"-Comeback eines von Carries (Sarah Jessica Parker) Love Interest und zwar trat Aidan Shaw (John Corbett) wieder in ihr Leben. Ob sie es perspektivisch doch noch ähnlich ernst angehen wird wie mit Mr. Big (Chris Noth) muss sich noch zeigen, doch dafür ist Raum vorhanden, denn nun gab es grünes Licht für eine dritte Staffel - und das vor dem anstehenden Finale der zweiten Runde. Die auf dem gleichnamigen Buch von Candace Bushnell basierende und einst von Darren Star auf den kleinen Bildschirm gebrachte Serie "Sex and the City" wurde von Michael Patrick King in das Sequel "And Just Like That..." überführt, musste dabei aber auf die um kein schmutziges Wort verlegene Samantha (Kim Cattrall) zunächst verzichten. Ein Auftritt im Finale des Zweitlings änderte dies zwar, es gilt laut Aussagen der Schauspielerin aber als eher unwahrscheinlich, dass sie in der jetzt bestellten neuen Staffel eine umfangreichere Präsenz haben wird.

"A League Of Their Own": Obschon bereits eine zweite Staffel in den Warenkorb gelegt wurde und die Serie davon profitieren konnte, auf einem bekannten Titel aufzubauen, wird es nun doch keine zweite Staffel der in Deutschland als "Eine Klasse für sich" bekannten Produktion geben. Die Serie ist eine Neuinterpretation des Films von 1992, bei dem die Gründung einer Frauen-Baseball-Liga während des Zweiten Weltkriegs gezeigt wurde. Eigentlich wurde bereits eine zweite und zugleich letzte Staffel geordert, doch das Vorhaben wurde aufgrund des Streiks der WGA und SAG-AFTRA von grün auf rot gestellt. Der dreijährige Abstand beider Staffeln ist Amazon angeblich zu lang und zugleich würde durch die Verschiebung ins Jahr 2025 nicht nur dieser Serie ein Stau in der Pipeline entstehen, so der Streamer. Schöpferin und Darstellerin Abbi Jacobson stößt diese Entscheidung sauer auf – sie bezeichnete diese als "Unsinn" und "feige".

"All Rise": Die Absetzung der Serie kommt wenig überraschend, denn immerhin wurden amerikanischen Branchendiensten zu Folge die Verträge des darstellenden Personals bereits im Vorfeld nicht von Warner Bros Television verlängert. Und nun ist klar: es wird keine vierte Staffel von "All Rise" geben. Die zweite Hälfte der dritten Staffel von und mit Simone Missick startet am 16. September beim OWN.

"The Peripheral": Die Corona-Pandemie hat bereits gelehrt, dass bei nur bedingt beeinflussbaren Produktionspausen vor allem die Serien von einer Absetzung betroffen sind, deren Historie kurz ist. Sprich neue Serien mit nur einer Staffel. Zwar hatte Prime Video das im Herbst 2022 veröffentlichte Sci-Fi-Drama "The Peripheral" bereits um eine zweite Staffel verlängert, allerdings gab es nun Streik bedingt analog zu "A League Of Their Own" die Kehrtwende und wurde wieder zurückgenommen. Eingeplant war sie für 2024. Sofern der Streik noch über den Labor Day hinausgehen sollte, könnte es noch anderen Serien so ergehen, denn die Verzögerungen verursachen weitere Kosten und auch die Fanbindung ist je nach Serieninhalt nicht so stark ausgeprägt im Vergleich zu länger laufenden Produktionen.

US-Quoten-Update

Fox News / Debate © Fox News
Während bei den Demokraten schon fest steht, dass sich Joe Biden 2024 erneut zur Wahl stellen wird, ist die Frage nach dem republikanischen Herausforderer noch offen. Am Mittwoch fand daher nun die erste TV-Debatte derjenigen, die sich um die Kandidatur bewerben statt - allerdings ohne den Mann, der in den Umfragen mit riesigem Vorsprung führt. Donald Trump hoffte durch sein Fernbleiben wohl, der Konkurrenz nicht zu viel Aufmerksamkeit zuteil werden zu lassen. Das hat allerdings nur bedingt geklappt: Bei Fox News und Fox Business Network sahen trotzdem etwa 12,8 Millionen Amerikaner zu, das lag angesichts von Trumps Fernbleiben deutlich über den Erwartungen. Verglichen mit den 24 Millionen, die 2015 bei der ersten Debatte mit Trump eingeschaltet hatten, war es freilich trotzdem ein erheblicher Rückgang, die Demokraten-Debatten vor der letzten Wahl zählten zwischen 15 und 18 Millionen Zuschauerinnen und Zuschauer.

Trump bei Tucker Carlson © Screenshot
Trump ließ sich unterdessen lieber von Tucker Carlson, dem von Fox News kürzlich wegen der Verbreitung von Trumps Wahl-Lüge gefeuerten Moderator, interviewen, der seine Videos seit einigen Wochen bei X, also dem ehemaligen Twitter, veröffentlicht. In seinen diversen Versuchen, das überteuert übernommene Netzwerk erfolgreicher und größer darzustellen, als es ist, wurde unter Musk die - ebenfalls schon mit Vorsicht zu genießende - Anzeige der Videoabrufe unter Videos durch einen View-Counter ersetzt, der nun nur noch anzeigt, ob das entsprechende Video in den Timelines der Nutzer auftauchte. Wenig überraschend war das sehr häufig der Fall, der Counter steht hier mittlerweile bei über 250 Millionen. Die Zahl sagt allerdings überhaupt nichts darüber aus, wieviele Menschen sich das rund 45-minütige Video in welcher Länge angesehen haben. Wenn Trump in seinem eigenen Netzwerk Truth Social also schwadroniert, dass er nun eine doppelt so hohe Reichweite habe wie der Super Bowl, dann ist das grob falsch. "Mashable" berichtet, dass die Zahl der Video-Aufrufe tatsächlich nicht bei über 200 Millionen, sondern bis Donnerstagabend bei 14,8 Millionen gelegen habe - wobei ein Video-View bereits nach zwei Sekunden gezählt wird. Die TV-Reichweite ist eine durchschnittliche Sehbeteiligung über die gesamte Dauer der Sendung, auch diese Zahlen sind also nicht vergleichbar.