"Hintergrund der Strukturreform sind nicht nur die Sparanstrengungen der Öffentlich-Rechtlichen, sondern auch die fortschreitende Annäherung von Technik, Produktion und Programm." Dieser Satz stammt nicht aus einem aktuellen Papier von ARD und ZDF, sondern aus einer Pressemitteilung aus dem Jahr 2007. Damals kündigten die Öffentlich-Rechtlichen an, die Schule für Rundfunktechnik (srt) und die zentrale Fortbildungseinrichtung für Programm-Mitarbeiter (ZFP) fusionieren zu wollen. Die ARD.ZDF medienakademie war geboren. Heute bietet die Einrichtung mehr als 2.400 Seminare und Workshops jährlich an - von inhaltlichen bis hin zu technischen Themen ist alles dabei.

Stefan Hanke© ARD.ZDF medienakademie
Doch auch bei der ARD.ZDF medienakademie hat sich in den vergangenen Jahren einiges verändert. "Alles soll kürzer und schneller werden. Die Bereitschaft, Zeit in Fortbildung zu investieren, wird immer geringer", sagt Geschäftsführer Stefan Hanke (Foto) im Gespräch mit DWDL.de. Vier- oder fünftägige Seminare seien heute fast undenkbar, der Trend gehe eher hin zu zwei Tagen. "Da versuchen wir uns ein wenig dagegen zu stellen, damit am Ende des Tages die Qualität der Seminare noch stimmt. Stressmanagement in zwei Tagen, das geht nicht", sagt Hanke.

Der Seminar-Katalog ist breit: Da gibt es Veranstaltungen für Einsteiger ("Das journalistische Interview") und solche für Führungskräfte ("Projekte erfolgreich führen und leiten"). Die beliebtesten Seminare im vergangenen Jahr waren die überfachlichen Angebote "Erfolgsfaktor Persönlichkeit" und "Ganzheitliches Stressmanagement" sowie im Technik-Bereich "Audio over IP begreifen" und im Programm-Bereich "Krisen- und Kriegsberichterstattung". Der Bedarf an überfachlichen Angeboten hat zuletzt stark zugenommen.

Was viele nicht wissen, und was auf den ersten Blick so auch nicht klar ist: Die ARD.ZDF medienakademie ist nicht nur für Mitarbeiter des öffentlich-rechtlichen Rundfunks. Schon aufgrund der Eintragung als gemeinnützige GmbH muss man das Angebot auch für alle anderen Interessierten offen halten. Da ist der Name Fluch und Segen zugleich, sagt Hanke. "Vor zehn Jahren stand der Drittmarkt noch nicht so sehr im Fokus. ZFP und srt haben damals ja nur Angebote für Mitarbeiter von ARD und ZDF im Portfolio gehabt." Aber auch heute kommt der überwiegend Teil der Teilnehmer von ARD und ZDF. Dennoch freut sich Geschäftsführer Stefan Hanke über jeden Bewerber aus privaten Unternehmen: "Wir sind gerne offen für alle. Ich empfinde es als belebend, wenn Kollegen von privaten Medien zu uns kommen."

Der Umsatz kommt nach wie vor von ARD und ZDF

Die Ausbildung bei den Öffentlich-Rechtlichen, insbesondere das Volontariat, hält Hanke für gut. "Aber da diskutiert man derzeit, ob es nicht besser wäre, gewisse Dinge nicht doch lieber wegzulassen, weil es sonst einfach zu viel wird." Auch im privaten Bereich gebe es "viele hervorragende Anbieter", bei einigen anderen würde aber viel Oberflächlichkeit herrschen. "Ganz nach dem Motto: Von allem mal ein bisschen gehört. Aber wenn die jungen Menschen dann einen Beitrag schneiden sollen, merken sie, was sie alles noch nicht können." Hanke glaubt, dass nicht jeder Mitarbeiter alles können muss. "Den Anspruch an eine eierlegende Wollmilchsau halte ich für falsch." Man müsse aufpassen, die Mitarbeiter nicht zu überfordern. Man brauche Spezialisten, die gleichzeitig ein gewisses Verständnis für die anderen Medien hätten, sagt Hanke.

In den vergangenen Jahren kam die ARD.ZDF medienakademie regelmäßig auf einen Umsatz von etwas mehr als elf Millionen Euro im Jahr. Rund 90 Prozent des Umsatzes kommt von den Öffentlich-Rechtlichen, der Rest von den privaten Medien. 2015 betrug der Verlust rund 112.000 Euro. In den kommenden Monaten und Jahren will man wachsen, derzeit betreibt man mit Hannover und Nürnberg nur zwei Standorte, mit Wiesbaden wurde ein dritter vor wenigen Jahren geschlossen. Weil man inzwischen gut ausgelastet sei, überlege man daher nun, neue Seminarräume in Berlin und Köln anzumieten. "Leider haben die Rundfunkanstalten Raumnot, sodass sie uns die Räume nicht einfach zur Verfügung stellen könnten, das wäre das einfachste. Aber wir schauen derzeit, wie wir das realisieren können", sagt Hanke.

Durch neue Standorte würden sich die Anreisezeiten für die Teilnehmer deutlich verringern - auch das ist ja ein Ausdruck von Qualität. Grundsätzlich betreibt die Medienakademie aber ein systematisches Qualitätsmanagement. Da werden nicht nur die Teilnehmer befragt, wie ihnen die Kurse gefallen haben, sondern auch die Auftraggeber in den Unternehmen sowie die Personalentwickler. Und wenn ARD und ZDF künftig über noch mehr Zusammenarbeit reden werden, können sie sich ja mal bei Stefan Hanke erkundigen, wie das so funktioniert. In der Fortbildung hat man nämlich schon vor zehn Jahren einen großen Schritt getan.