Manchmal sind Bewerbungsprozesse wie die Suche nach einer neuen Wohnung in einer Großstadt. Auf ein Angebot kommen dann 100 Bewerber, alle drängen sich und buhlen um die Aufmerksamkeit der Person, die am Ende entscheidet. Während diese Situation am Wohnungsmarkt zuletzt gefühlt zugenommen hat, geht es im Job-Bereich eher in die andere Richtung. Der Markt hat sich verändert - und mit ihm die jungen Bewerber, die nicht mehr ihr ganzes Leben auf den Job ausrichten, sondern auch viel Wert auf Freizeit legen.

Christine Box© Ellie Willan
Das weiß auch Christine Box (Foto), die derzeit bei Turner Broadcasting System Deutschland als Elternzeitvertretung für Senior HR Managerin Daniela Meinert fungiert. Box sagt, junge Bewerber seien heute in der Regel sehr gut ausgebildet und selbstbewusst. "Sie wissen was sie wollen und das fordern sie auch. Traditionelle Statussymbole sind mittlerweile oft zweitrangig. In den Vordergrund rücken bereits im Vorstellungsgespräch kurz- und mittelfristige Entwicklungsmöglichkeiten, Benefits, flexible Arbeitszeiten sowie die Firmen- und Führungskultur." Für viele Bewerber sei eine gute Work-Life-Balance ein entscheidendes Kriterium.

Darauf müssen sich natürlich die Arbeitgeber einstellen. Box sagt: "Im Recruiting herrscht ein ‘War for Talent’, das Kräfteverhältnis zwischen Arbeitgebern und Bewerbern hat sich schlichtweg geändert." Man müsse sich als Arbeitgeber heute bei den jungen und medienaffinen Menschen bewerben. Auf Bewerbungsgespräche müssen sich folglich nicht nur die Bewerber vorbereiten, sondern auch die Personaler. "Listen an Fragen abzuarbeiten oder leere Versprechungen zu machen verärgert die Bewerber und wirft im Umkehrschluss kein gutes Licht auf den Arbeitgeber." Wichtig sei es aufzuzeigen, warum sich eine Karriere bei Turner lohnen könnte.

Punkten will Turner mit seinen Sendern TNT Serie, TNT Comedy, TNT Film, CNN, Cartoon Network und Boomerang und mit vielschichtigen Aufgaben: "Wir steuern in München mit über 100 Mitarbeitern nicht nur unsere Aktivitäten im deutschsprachigen Raum, sondern auch die in den mittel- und osteuropäischen Märkten", sagt Box. Außerdem würde man eng mit den Kollegen in Großbritannien und den USA zusammenarbeiten. "Flache Hierarchien und ein gutes Arbeitsklima stehen bei uns an oberster Stelle. Entscheidungswege sind kurz, es gibt Mentoring-Programme, diverse Gestaltungs- und Entwicklungsmöglichkeiten, soziale Projekte und selbstverständlich auch finanzielle Anreize für besondere Leistungen."

Als No-Gos für Bewerber bezeichnet Christine Box Unpünktlichkeit und solche Bewerber, die gelangweilt wirken oder unvorbereitet sind. Auch lästern sollte man beim Bewerbungsgespräch besser nicht: "Wir wollen auch nichts Negatives über vorherige Arbeitgeber oder Kollegen hören. Wichtig ist zu erfahren, warum sich jemand genau für diese eine Stelle bei Turner interessiert und dass sich jemand sowohl mit uns als auch unseren Marken identifizieren kann."

Grundsätzlich suche man nach Bewerbern, die "Biss und Leidenschaft" mitbringen, sagt Box. "Als Tipp kann ich hier nur geben: Seid authentisch, zeigt echtes Interesse, traut euch mutige Fragen zu stellen. Begeisterungsfähigkeit ist bei Turner für jede ausgeschriebenen Position eine Grundvoraussetzung." Gerade bei frischen Universitätsabgängern merke man manchmal, dass diese falsche Erwartungen an die Realität im Job hätten oder teilweise auch noch gar nicht genau wissen, in welchem Beruf sie gerne arbeiten würden.

Grundsätzlich würden Soft Skills immer wichtiger werden, sagt Christine Box. "Leidenschaft und Neugierde, der Wille sich weiterzuentwickeln und vor allem Spaß an dem zu haben, was einem täglich im Job begegnet, ist unfassbar wichtig." Punkten können Bewerber bei Turner mit Empathie, Ehrlichkeit und einem nicht geschönten Lebenslauf. "Brüche im Lebenslauf – nachvollziehbar dargestellt – wecken teils sogar mehr Interesse als ‘zu glatte’ Lebensläufe", sagt Box.