Bereits seit September gibt es im Filmhaus Köln wieder Filme im Kinosaal zu sehen. Am Samstag erfolgte auch die offizielle Wiedereröffnung des Filmhauses, das in den vergangenen rund fünf Jahren geschlossen war. Die ehemalige Betreiberfirma ging damals pleite, das Haus der Stadt Köln musste aufwendig saniert werden. Nun sind die Umbauarbeiten abgeschlossen und das Filmhaus will mehr sein als nur ein Kino. 

Herbert Linkesch © Filmhaus Köln Herbert Linkesch
Weitere Schwerpunkte setzt man auf die Filmkultur und, das dürfte viele in der Branche interessieren, auf die Aus- und Weiterbildung. "Das Filmhaus Köln wird wieder eine wichtige Begegnungsstätte für die Filmszene werden. Das umfasst einerseits das Publikum im Kino, aber auch die Profis in der beruflichen Weiterbildung und solche Leute, die sich über die Kultur dem Thema Film nähern wollen", erklärt Herbert Linkesch das Konzept des Filmhauses im Gespräch mit DWDL.de. Linkesch war früher selbst Produzent und hat unter anderem für Filmpool, Seapoint, und Splendid gearbeitet. Nun verantwortet er das Angebot an Aus- und Weiterbildungsangeboten des Filmhauses, Geschäftsführerin ist Vera Schöpfer.  

Zunächst einmal hat man die Unterrichtsreihe Filmproduction Management entworfen. Das ist eine modulare Veranstaltung, bei der es vier Wochen lang erst einmal nur um Basis-Informationen geht. Da werden Grundlagen der Branche vermittelt, danach wird in den vier Berufen Production Assistant, Aufnahmeleiter, Set-Aufnahmeleiter und Regieassistent vertieft. Es sind Berufe, in denen die Personalnot heute schon recht groß ist, der Bedarf ist also hoch. Die Vertiefung dauert drei bis vier Monate, an die sich noch ein sechsmonatiges Praktikum in einem Produktionsunternehmen anhängt, das mit dem Filmhaus kooperiert. 

Fokus auf Quereinsteiger und junge Talente

"Ziel ist es, die Leute in relativ kurzer Zeit dorthin zu bringen, dass sie in einer Assistenten-Position in bestehende Projekte und die berufliche Praxis integriert werden können", so Linkesch. Die Zielgruppe ist groß: Angesprochen werden sollen Berufseinsteiger, Studienabbrecher, Quereinsteiger, Arbeitssuchende oder auch Personen, die durch Corona ihren Job verloren haben. "Wir müssen mehr Menschen für die Branche und die Berufe in der Branche begeistern", so Linkesch. Film und Fernsehen müsse als berufliche Perspektive wieder attraktiver gemacht werden. Neben der Ansprache von branchenfremden Personen und Berufseinsteigern will man auch ein Angebot für Mitarbeitende in den Produktionsfirmen aufbauen, die sich fortbilden wollen. 

Derzeit befindet sich das Filmhaus in einer Zertifizierungsphase, um öffentliche Förderungen zu erhalten. Diese Zertifizierung soll noch in diesem Jahr abgeschlossen sein, die ersten Kurse starten dann im ersten Quartal 2022. Im besten Fall müssen die Quereinsteiger nichts für die Kurse bezahlen, das übernimmt dann das Arbeitsamt. Nach dem Muster des Kurses Filmproduction Management will man auch weitere Reihen aufbauen, etwa zu den Bereichen Ausstattung oder Postproduktion. Anbieten wird das Filmhaus Köln die Fort- und Weiterbildungsangebote unter dem Label Filmhaus professionals. 

"Wir müssen mehr Menschen für die Branche und die Berufe in der Branche begeistern."
Herbert Linkesch, im Filmhaus Köln verantwortlich für das Fortbildungsangebot

An Bord bei den Angeboten ist übrigens das mibeg-institut, das bereits seit fast 25 Jahren im Bereich der Aus- und Weiterbildung tätig ist. Das Institut ist daher auch einer der Gesellschafter des Unternehmens, das das Filmhaus Köln betreibt. Zu den Produktionsfirmen, die das Filmhaus unterstützen, gehören unter anderem die UFA, Fabiola, ITV Studios, Sony Pictures und Warner Bros. Sie alle bieten den jungen Kolleginnen und Kollegen Praktikumsplätze an und schicken auch Experten aus der Praxis in die Vorlesungen. "Wir haben überall offene Türen eingerannt", sagt Herbert Linkesch gegenüber DWDL.de. "Aber Jammern bringt nichts mehr, wir müssen alle etwas tun."

"Es gibt dringenden Handlungsbedarf"

Dass zum Start so viele namhafte Produktionsfirmen mit an Bord sind, zeigt schon sehr gut, dass der Fachkräftemangel in der Branche angekommen ist. Und dass viele etwas dagegen tun wollen. "In der Weiterbildung Film & Fernsehen gibt es dringenden Handlungsbedarf. Es klemmt an allen Ecken und Enden", sagt Herbert Linkesch, der von einem "guten Output an ‘Häuptlingen’" spricht, die von den Hochschulen kämen. Damit meint er Regisseure, Kameraleute und Filmproduzenten. "Die Berufe Medienkaufmann und Mediengestalter werden über die IHK, die Ausbildungsunternehmen und die Berufsschulen abgedeckt." Dazwischen gebe es aber ein "großes Loch", so Linkesch. "Diese Leute braucht man aber am Set, um die Projekte auch tatsächlich durchzuführen. Das sind nicht zwangsläufig Personen mit einem Masterabschluss, sondern Personen, die oft ganz andere Talente haben und auch aus anderen Branchen kommen können." Und genau diese Personen will man künftig an das Filmhaus holen.