Eigentlich reicht es mir langsam, dass derzeit ungefähr jede zweite Serie, die es im Zeitraum von 1990 bis 2010 zu mehr als drei Staffeln gebracht hat, wiederaufgelegt, fortgesetzt oder irgendwie anders wieder zum Leben erweckt wird. Ja, ich übertreibe - es sind natürlich deutlich weniger. Aber Sie wissen, was ich meine. Man muss einfach nicht alles, was irgendwann einmal mehrere Menschen einschalten ließ, Jahre später wieder in überarbeiteter Form auf den Bildschirm zurückbringen. Und dennoch finde ich es gut, dass "Buffy - Im Bann der Dämonen" zurückkommen soll - als eine Art Fortsetzung der Original-Serie.

Es dauerte lange, bis ich das Phänomen Buffy Summers verstanden habe. Denn als die Serie 1998 zum ersten Mal im deutschen Fernsehen zu sehen war, war ich zu alt dafür: Im fünften Semester an der Uni interessierte ich mich damals für "Ally McBeal" (im selben Jahr wie "Buffy" in Deutschland gestartet) und "Friends". Klar schaute ich auch mal in die ersten "Buffy"-Folgen rein, aber die Geschichten um eine 16-Jährige und ihre Freunden, die in Kalifornien Vampire und Dämonen jagen, waren in meinen Augen damals einfach billig produzierter Kram für Teenager. Erst viele Jahre später, als ich mich beruflich mit Serien auseinanderzusetzen begann, erschlossen sich mir die Qualitäten und die Besonderheit der Fantasy-Serie: eine wichtige Geschichte übers Erwachsenwerden für all diejenigen Jugendlichen, die sich als Außenseiter fühlen; eine weibliche Hauptfigur, die mit Kraft und Tücke das Übel der Welt bekämpft und immer einen passenden Spruch auf den Lippen hat; existenzielle Fragen, die behandelt werden. Eigentlich eine Serie, die für mich perfekt gewesen wäre - als ich 14 bis 17 war. Für mich kam die Vampirjägerin also 5 bis 8 Jahre zu spät. Entscheidende Jahre, wohlgemerkt.

2017, als "Buffy" 20 Jahre alt wurde, gab es viele lesenswerte Texte über die Serie - darunter Analysen von einzelnen herausragenden Folgen oder persönliche Betrachtungen, aber auch Diskussionen über den Feminismus und das Frauenbild, die in der Serie transportiert werden. Und beim Lesen von Tweets darüber, wie eine amerikanische TV-Kritikerin nun mit ihrer Tochter "Buffy" guckt, weil sie die Serie für das Mädchen wichtig findet, fasste ich folgenden Entschluss: Wenn meine Tochter im "Buffy"-fähigen Alter ist - also so in sechs Jahren - werden mein Mann (großer "Buffy"-Fan) und ich mit ihr ebenfalls die Serie gucken. Obwohl "Buffy" optisch schlecht gealtert ist und in sechs Jahren noch pappiger wirken wird. Und wir werden als Familie auf dem Sofa sitzen und zusehen, wie Buffy Summers reifer wird, wie sie sich verliebt, wie sie Gefühle verarbeitet - und wie sie gegen den Unbill des Teenager-Alltags und das Übel der Welt gleichzeitig kämpft. Eine romantisierende Vorstellung, ich weiß: Eltern, die einträchtig mit der pubertierenden Tochter eine Young-Adult-Serie gucken. Dieser Entschluss - ob nun unrealistisch oder nicht - ist auch aus einer gewissen Ratlosigkeit geboren: Trotz der vielen, vielen, vielen Serien, die in den vergangenen Jahren entstanden sind, habe ich bisher keine gesehen, die in ihrer Bedeutung für jugendliche Mädchen an "Buffy" heranreichen könnte. (Und hier, Riesenbitte: Kann mal jemand eine richtig gute deutsche Serie für Grundschüler produzieren, die nicht irgendwelche Geschlechterklischees transportiert? Danke!)

Jetzt, da verkündet wurde, dass es eine neue Vampirjägerin-Serie unter der Leitung von Joss Whedon geben soll, freue ich mich. Aus zwei Gründen: endlich eine zeitgemäße Serie für Jugendliche, die die "Buffy"-Lücke füllt, um die sich bisher niemand ernstzunehmend gekümmert hat (was für eine Ironie, dass das nun "Buffy" selbst übernehmen muss). Zweiter Grund: Ich werde meiner Tochter in sechs Jahren keine uralte, pappig wirkende Serie zeigen müssen, sondern kann auf die modernere Variante zurückgreifen. Vielleicht haben wir ja Glück und die Serie läuft dann immer noch - in der fünften Staffel. 

Achja, und wenn Sie jetzt denken: "Na, die ist aber optimistisch! Woher will die denn wissen, dass das so gut wird wie das Original?" - natürlich weiß ich das nicht. Ich habe keine Ahnung, ob die Showrunnerin Monica Owusu-Breen in Zusammenarbeit mit Joss Whedon etwas ähnlich Bemerkenswertes auf die Beine stellt, wie es Joss Whedon damals mit dem Original getan hat. Aber das kann derzeit niemand sagen. Doch ich vertraue darauf, dass das Projekt in den richtigen Händen ist, dass die beiden wissen, was sie tun - und welcher Verantwortung sie sich damit stellen. Und Äußerungen wie dieser Tweet hier von Monica Owusu-Breen bestärken mich in meinem Optimismus:   

Tweet von Monica Owusu-Breen zu