ARD und ZDF stark wie lange nicht, RTL wächst, Sat.1 überholt Vox

RTLzwei rutscht unter die 4-Prozent-Marke

Im vergangenen Jahr konstatierten wir an dieser Stelle noch, dass die 4 vor dem Komma bei RTLzwei wackelt. In diesem Jahr ist sie nun gefallen. Auf Jahressicht ist das weniger dramatisch - dass es um 0,2 Prozentpunkte auf 3,8 Prozent Marktanteil bei den 14- bis 49-Jährigen nach unten ging, ließe sich auch mit dem Sport-Sommer erklären. Dass in der zweiten Jahreshälfte aber nur noch in einem einzigen Monat - nämlich dem Oktober - eine 4 vorne stand, zeigt die problematische Entwicklung auch innerhalb des Jahres.

Während man mit Sozialdokus nach wie vor Erfolge einfährt und auch auf jahrelange Sendergesichter wie "Die Geissens" Verlass ist, stellt es sich als schwieriges Unterfangen heraus, den Erfolg auch in den Entertainment-Bereich auszudehen. Zugleich taten sich auch neue Dokusoaps wie "Diese Büchners" oder "Willkommen bei Familie Weiß" nach ordentlichen Auftaktquoten bald schon schwerer. Einen der überraschendsten und größten Erfolge feierte man im Nachmittagsprogramm, wo "Unser Supermarkt" richtig stark lief.

Ein Aushängeschild blieb das Reality-Highlight "Kampf der Realitystars", das zwar weiterhin weit über dem Senderschnitt lag - aber bei der linearen Ausstrahlung schwächer lief als in den Jahren zuvor. Dafür bescherte das Format RTL+ hohe Abrufzahlen - ebenso wie "Love Island VIP", das linear aber ebenfalls stärker zu kämpfen hatte. Während man angesichts der starken Streaming-Performance stolz sein kann - vier der 20 meistgestreamten Formate der privaten Sender kamen 2024 nach Senderangaben von RTLzwei - bleibt also weiter die Herausforderung, Inhalte zu finden, die gleichzeitig auch das für die Werbeumsätze noch immer so wichtige linear schauende Publikum bedienen.

Kabel Eins 2024: Wie gewonnen, so zerronnen?

Nachdem Kabel Eins nach dem ganz schwachen Jahr 2021 in den Jahren 2022 und 2023 wieder Marktanteile aufbauen konnte, fand dieser Aufwärtstrend 2024 sein jähes Ende. Der Marktanteil in der klassischen Zielgruppe sackte um eine 0,4 Prozentpunkte auf 4,1 Prozent ab. Das reichte zwar, um sich das dritte Jahr in Folge klar vor RTLzwei zu halten, bedeutete aber den schwächsten Jahreswert seit der Anfangszeit des Senders. Bei den 14- bis 59-Jährigen, lag das Minus mit 0,5 Prozentpunkten auf nun 4,0 Prozent sogar noch etwas höher.

Hoffnung macht dabei allerdings ein Bild auf die Entwicklung im Jahresverlauf. Denn der Dezember war mit einem Monatsmarktanteil von 4,6 Prozent in der klassischen Zielgruppe der mit Abstand erfolgreichste Monat des Jahres, weil Kabel Eins hier nicht zuletzt mit einem überzeugenden Filmprogramm punkten konnte. Wenn sich die Lage im Fernsehen nach der Advents- und Weihnachtszeit wieder normalisiert, wird man das aber freilich nur schwer so fortsetzen können.

Doch auch bei den Eigenproduktionen gibt es vor allem einen schönen neuen Erfolg zu feiern: Die Verpflichtung von "Steel-Buddy" Michael Manousakis erwies sich als Volltreffer. Und mit der Etablierung eines True-Crime-Abends hat man das Problem, das alte und neue US-Serien im Free-TV kaum noch gute Quoten holen, zumindest angepackt, auch wenn aus Quotensicht hier noch Luft nach oben ist.

Quelle für alle Daten in diesem Artikel, sofern nicht anders vermerkt: AGF SCOPE 1.9; Marktstandard: Bewegtbild; vorläufig gewichtete Daten; Tages-MA: Auswertungstyp TV-Zeitintervall; nutzungsbezogen; Sendungsdaten: Auswertungstyp TV; produktbezogen;