Constantin Schreiber verlässt die Tagesschau, die "Mitteldeutsche Zeitung" gibt es auf TikTok so nicht mehr und einige öffentlich-rechtliche Kanäle fliegen aus der Beobachtung. Allerdings gibt es auch Lichtblicke: Neue Funktionen finden ihren Weg auf die Kurzvideoplattform – und für die News-Charts beginnt ein neues Kapitel auf DWDL.de. Die monatliche Publisher-Analyse ist neu auf den grünen Seiten.
Sie sammelt und analysiert die journalistischen Aktivitäten von Medienmarken auf TikTok und gibt einen regelmäßigen Überblick zu aktuellen Plattformänderungen sowie exklusive Erkenntnisse zur Entwicklung von Kurzvideos. Wer das Publikum überzeugen kann und besonders viel Reichweite generiert, erhält einen Platz in den News-Charts.
Dafür zählt der reichweitenstärkste Inhalt eines Kanals. Eine Chance auf die Platzierung erhalten Medienaccounts nur dann, wenn Videos mehr als eine Million Aufrufe erreichen. Damit ergibt sich jeden Monat eine nutzwertige Übersicht zu Themen, die im sozialen Kosmos besonders gut funktionieren.
Bisher erschien die TikTok-Analyse mehr als zwei Jahre lang beim Branchendienst Medieninsider. Der Wechsel zu DWDL.de gibt Anlass, die bestehende Liste an Medienmarken zu überarbeiten und Kanäle, die keinen hauptsächlichen Nachrichtenfokus mehr aufweisen, von der Liste zu streichen.
In der Konsequenz sind sechs öffentlich-rechtliche Accounts (funk, Die Frage, TRUDOKU, offen un’ ehrlich, Solid Science sowie deep und deutlich) nicht mehr Teil der Analyse. Aber keine Sorge: Jeden Monat kommen durchschnittlich drei neue Kanäle zur Beobachtung hinzu. Trotz der themenbasierten Reduktion befinden sich mehr als 100 Medienmarken in der Analyse, darunter 75 private und 28 öffentlich-rechtliche Angebote.
Neuerungen und Erkenntnisse
Nicht nur die TikTok-Analyse wandelt sich, vor allem Publisher tun es regelmäßig. So zum Beispiel die "Mitteldeutsche Zeitung", die seit vergangenen Monat nicht mehr auf der Kurzvideoplattform zu finden ist. Stattdessen fungiert der Kanal mit über 21.000 Followern nun als gesammeltes Sprachrohr für mehrere Nachrichtenangebote unter dem Namen “Sachsen-Anhalt Aktuell”.
Dazu bietet die Kurzvideoplattformen Publishern auch neue Potenziale: Bereits im April durften ausgewählte Medienmarken innerhalb einer Testphase einen neuen Button zur Weiterleitung des Publikums auf die Ursprungsquelle ausprobieren, ob dieser dauerhaft eingeführt und für alle Kanäle freigeschaltet wird, bleibt abzuwarten. Dennoch wird schon die Möglichkeit als Lichtblick gewertet, denn so lässt sich zukünftig virale Aufmerksamkeit auf die eigenen Websites und Digitalprodukte lenken.
Was bereits jetzt schon als Conversion-Treiber hinzu kommt: Die Verlinkungsfunktion von externen Inhalten innerhalb der Story wird nach und nach ausgerollt. Damit lassen sich bereits bestehende Follower, die die zeitlich begrenzten Veröffentlichungen vordergründig konsumieren, unbegrenzt und zielgerichtet weitergeleitet. Im Vergleich zur Verlinkungsmöglichkeit bei Videos auf der Startseite wird hier jedoch nur im kleinen Stil vermittelt.
Große Wellen schlägt dagegen eine Aktualisierung der Kommentarspalte: User haben fortan die Möglichkeit, neben textbasierten Äußerungen auch Bilder anzufügen. Die Einführung wird derzeit groß auf der Plattform diskutiert und in kreative Videoideen umgewandelt, wie der folgende Beitrag zeigt:
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Die Funktion bietet jedoch auch auf lange Sicht die Möglichkeit, die Art und Weise der Kommunikation innerhalb der Community zu prägen. (Achtung: Die Webversion von TikTok unterstützt die Ausspielung der Bildinhalte bisher nicht, entsprechende Kommentare sind nur in der mobilen Applikation einsehbar.)
Von Neuerungen wieder zu Abschieden: Mit den Worten "Wohin du auch gehst, geh mit deinem Herzen", verließ Moderator Constantin Schreiber nach acht Jahren die "Tagesschau". Er wird zukünftig für Axel Springer aus dem Ausland berichten. Seine Schlussworte sorgten auf dem Kanal der Tagesschau für das reichweitenstärkste Video im Mai: 4,7 Millionen Aufrufe und 257.000 Likes. Lediglich eine weitere Medienmarke konnte dem NDR-Kanal den Rang ablaufen, wie das aktuelle Ranking zeigt.
Mit diesen Themen waren Publisher im Mai auf TikTok erfolgreich
10. Platz: "Exclusiv"
Den Sprung in die TikTok-Charts schaffte der Kanal von RTL-"Exclusiv" mit der Berichterstattung über die Beerdigung des Rappers Xatar. Das Video erreichte 2,4 Millionen Aufrufe, kein weiterer Inhalt auf dem Account konnte jedoch die Millionengrenze überschreiten.
9. Platz: Fritz
"Zahide won this trend" – und zusammen mit ihr landete Radio Fritz auf dem neunten Platz des Publisher-Rankings. Mit dem Ausschnitt innerhalb des hauseigenen Konzerts generierte die junge Hörfunkwelle 2,6 Millionen Aufrufe und 94.000 Likes.
8. Platz: nicetoknow
nicetoknow thematisierte im Mai den wiederkehrenden Konflikt zwischen Indien und Pakistan und erreichte damit mehr als 2,6 Millionen Klicks und 112.000 Likes. Ebenfalls gefragt war ein anderes brisantes Thema: Der WDR-Kanal wies auf die Gefahren von Aufklebern mit Rasierklingen an Schulhöfen hin und registrierte dafür 2,5 Millionen Aufrufe. Die Aufklärung über ein manipuliertes Video im Kontext des Gaza-Konflikts führte darüber hinaus zu 1,9 Millionen Aufrufen.
7. Platz: Stuttgarter Zeitung
Die Stuttgarter Zeitung berichtete über die Kollision eines Autos mit einer Menschenmenge und setzte folglich 2,7 Millionen Aufrufe um. Zusätzlich entschied sich der Kanal, die Kommentare unterhalb des Beitrags zu deaktivieren.
6. Platz: SWR
Der sechste Platz geht an das Interview des Südwestrundfunks mit Zeitzeugin Ursula. Das bewegende Gespräch verursachte 3,3 Millionen Sichtungen. Ebenfalls klickstark: Eine Verfolgungsjagd durch Hamburg mit 3,1 Millionen Aufrufen sowie die Polizeikontrolle einer Motorrad-Gang mit 2,2 Millionen Aufrufen.
5. Platz: RTL aktuell
Für die Szenen eines Schiffsunglücks in New York erntete der Kanal von "RTL aktuell" mehr als 3,4 Millionen Klicks. Weitere 3,1 Millionen Sichtungen gab es für die Nachricht zur von US-Präsident Donald Trump ins Spiel gebrachten Wiederinbetriebnahme des Gefängnisses Alcatraz sowie Luftaufnahmen einer Gletscherlawine und ihre schwerwiegenden Folgen für ein Dorf in der Schweiz.
4. Platz: Sky Sport
„Das sah übel aus…“, beschrieb Sky Sport den Aufprall zwischen dem britischen Fußballer Taiwo Awoniyi und dem Pfosten. Es folgten eine Notoperation sowie 3,7 Millionen Aufrufe für die Unfallaufnahmen. Die Rückkehr ins Stadion von Jürgen Klopp nach seinem Rücktritt als Trainer sorgte für 3,6 Millionen Klicks, die Torsequenz von Omar Marmoush brachte 2,8 Millionen Sichtungen ein.
3. Platz: RTL West
Mit einem Bildkarussell über Rückzahlungen von Netflix gelang dem Kanal von RTL West der Sprung auf den dritten Platz der News-Charts. Die Veröffentlichung punktete mit vier Millionen Klicks. Ebenfalls reichweitenstark: Das Video über den Tod einer 19-Jährigen mit 3,3 Millionen Aufrufen sowie die Kritik an der Verwendung von Feuerwerk mit 2,9 Millionen Sichtungen.
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2. Platz: Tagesschau
Die persönlichen Worte von Constantin Schreiber in seiner letzten "Tagesschau"-Sendung als Moderator lösten mit 4,7 Millionen Aufrufe ein Reichweitenhoch auf dem NDR-Kanal aus. Auch die Meldung über den fehlgeschlagenen Wahlvorgang für Friedrich Merz sorgte mit 4,2 Millionen Klicks für Wellen. Ebenfalls hohe Beachtung erhielt ein prekärer Fall in Verbindung mit dem verschärften Abtreibungsgesetz des amerikanischen Bundesstaats Georgia und 4,1 Millionen registrierten Sichtungen.
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1. Platz: Hessenschau
Der Vatertag bescherte der "Hessenschau" den ersten Platz im News-Ranking: Auf TikTok erzielten die Aufnahmen eines betrunkenen Radladerfahrers mehr als 9,7 Millionen Aufrufe. Auch die Berichterstattung über das Gewinnspiel der Modemarke 6PM mit 1,7 Millionen Klicks sowie die Abstimmung über das Handyverbot an Schulen mit 1,3 Millionen Views konnten reichweitenstark ausgespielt werden.
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Offenlegung: Simon Pycha ist als freier Medienanalyst auch für den Westdeutschen Rundfunks tätig und zuständig für die regelmäßige Evaluation des TikTok-Accounts von 1LIVE. Darüber hinaus arbeitet er in der Analyse-Abteilung von RTL ohne konkreten Social-Media-Fokus.