Foto: ARDAnne Will kann mit dem Ergebnis der ersten Sendung zufrieden sein und ARD-Programmdirektor Günter Struve muss die Gäste nicht mit der Rikscha vom Flughafen abholen. Das hatte er angekündigt, würde die neue Polit-Talkshow auf dem Sendeplatz von "Sabine Christiansen" nicht die schwammig formulierte Vorgabe von drei bis zwölf Millionen Zuschauern erreichen.

Es sind 5,04 Millionen bei der Premieren-Sendung am Sonntag Abend geworden. Damit kam die ARD auf einen Marktanteil von 18,2 Prozent im Gesamtpublikum. Ein mehr als solides Ergebnis. Allerdings muss dem angerechnet werden, dass das Interesse an Will und ihrem Talk in der Bevölkerung groß ist. Nicht wegen der großen Politik, sondern wegen der Querelen im Vorfeld. Mehr als ein Jahr ist es her, als die Frage der Nachfolge von Sabine Christiansen mit Günther Jauch zunächst geklärt schien. Wenigstens ein bisschen. Was folgte war ein Besetzungskrimi und ein Lehrstück in Sachen ARD-Gremienarbeit.
 

 
Das Interesse an Will und vielleicht auch an dem Thema "Rendite statt Respekt - Wenn Arbeit ihren Wert verliert" war insgesamt groß. Auch beim jungen Publikum kam die Sendung auf ein für dieses Format ordentliches Ergebnis. In der Zielgruppe der 14 bis 49-Jährigen kam Will auf 950.000 Zuschauer und einen Marktanteil von 7,8 Prozent. Das ist mit Blick auf Thema, Sendeplatz und Format schon ordentlich.

Die jungen Menschen - so scheint es - interessieren sich erwartungsgemäß weniger für diese Form der politischen Auseinandersetzung, sondern schauten am Sonntag-Abend lieber "Kill Bill Vol. II" (ProSieben, 1,82 Millionen), Hera Lind und Naddel beim Zubereiten eines "Perfekten Promi-Dinners" (Vox, 1,12 Millionen), ja selbst die Sketch-Comedy "Sechserepack" (Sat.1, 1,22 Millionen). Auch das Magazin "Spiegel TV" bei RTL konnte gegen halb elf, als sich Wills Runde allmählich dem Ende entgegen neigte, mit 1,2 Millionen mehr junge Zuschauer vor dem Schirm begrüßen.

Nach dem sehr guten Einstieg von Will als ARD-Flaggschiff für die ganze Republik bleibt es spannend, ob sie das hohe Niveau halten kann und ob Frank Plasberg es mit "Hart aber fair" im Ersten schaffen wird, die jüngere Zielgruppe noch für tagespolitische Themen zu begeistern. Im Oktober geht es los.