US-Serien sind für die deutschen Sender eigentlich eine tolle Sache. Sie sind im Einkauf deutlich preiswerter als die Herstellung einer eigenen Serie und versprechen angesichts der weiter anhaltenden Krise der deutschen Serien auch noch höhere Quoten - zumindest meistens. Auch Sat.1 konnte im Sommer 2006 seinen Sonntagabend mit US-Serien kräftig aufmöbeln und avancierte dort hin und wieder trotz sehr starker Blockbuster-Konkurrenz sogar zum Marktführer. Doch halt: Nicht dank "US-Serien", sondern vor allem wegen einer einzigen US-Serie. "Navy CIS" ist das Aushängeschild des Senders - und danach kommt lange nichts.
Klar wird das schon, wenn man nur einen kurzen Blick aufs Programm des Senders wirft. "Navy CIS" muss derzeit gleich drei Primetime-Sendeplätze füllen, die drei nächtlichen Wiederholungen mal außen vor gelassen. Das Bemerkenswerte daran: Auf keinem dieser Sendeplätze hat Sat.1 derzeit Erstausstrahlungen zu bieten. Wiederholungen der wichtigen US-Serien sind auch bei anderen Sendern nichts ungewöhnliches, das Einstreuen von Wiederholungen mitten in der laufenden Staffel hat etwa RTL bei "CSI: Miami" und Co. beinahe perfektioniert. Doch dort handelt es sich um einen Sendeplatz pro Woche - Sat.1 hingegen riskiert mit einem regelrechten "Navy CIS"-Overkill auch noch, seine einzige starke Serienmarke zu beschädigen.
Und das aus einem einfachen Grund: Der Berliner Sender hat einfach keinen Ersatz. Alle deutschen Serien, die Sat.1 zuletzt zeigte, floppten. Die letzte verbliebene Hoffnung, die sich gegen Ende der ersten Staffel wenigstens auf halbwegs akzeptable Quoten steigerte, startet mit "GSG 9" erst in Kürze. Doch auch ein Blick ins US-Serien-Portfolio des Senders sorgt für Ernüchterung. "Criminal Minds" ist dort noch der stärkste Vertreter - aber auch nur in Verbindung mit einem starken "Navy CIS" als Vorprogramm. Stehen von "Navy CIS" nur noch Wiederholungen mit entsprechend geringeren Quoten zur Verfügung, rutscht auch "Criminal Minds" ins Mittelmaß. Als Standallone-Programmierung ohne den starken Begleiter versucht Sat.1 es gar nicht erst. Mit Wiederholungen der Serie ging der Sender ohnehin bereits baden.
Was bleibt sonst? Montags versendet Sat.1 nun am späten Abend die schon bei ProSieben gefloppte Serie "Nip/Tuck" - mit noch schlechteren Quoten. "Without a Trace" hat man nach monatelangen Etablierungsversuchen am Donnerstagabend reumütig an kabel eins zurückgegeben, "The Unit" pausiert derzeit, konnte aber ohnehin noch nie überzeugen und wurde vorsorglich schon nur am späten Abend eingesetzt, bei "E-Ring" ist es derzeit nicht anders. In diesem Umfeld reicht es schon, dass "Numb3rs" - übrigens ebenfalls eine Serie, die ProSieben zu Sat.1 abgeschoben hat - am Donnerstagabend nach schwachem Start es im Lauf der Zeit immerhin ins Mittelmaß schaffte, um in die Sonntagsprimetime befördert zu werden.
Doch dort weht eben noch einmal ein anderer Wind. Zum Auftakt kam "Numb3rs" dort nicht über 10,3 Prozent Marktanteil in der Zielgruppe hinaus. Damit liegt die Serie noch unter dem ohnehin schon äußerst schwachen Senderschnitt von Sat.1. "Navy CIS" konnte auch nur bedingt Schützenhilfe leisten. Weil wie schon erwähnt derzeit keine Erstausstrahlungen zur Verfügung stehen, schaffte die Serie nur 12,9 Prozent Marktanteil. Immerhin: Ab März wird sich das wieder ändern. Dann beginnt Sat.1 mit der Erstausstrahlung der fünften Staffel der Serie. Doch aufgrund des Autorenstreiks besteht die bislang auch in den USA nur aus 11 Folgen und auch wenn sich langsam ein Ende des Ausstands der Autoren abzeichnet, werden es wohl nicht mehr sehr viel mehr werden. Bei Sat.1 darf man sich also mehr denn je den Kopf darüber zerbrechen, ob man wirklich 52 Wochen im Jahr zwei bis drei Sendeplätze mit "Navy CIS" bestücken will, wenn nur elf Folgen frisches Material zur Verfügung stehen.