Wunderbare Welt der auf Umfragen basierenden Reichweiten-Erhebung: Während die tatsächlich gezählten Verkäufe von Zeitschriften seit vielen Jahren stetig sinken, stellt die Arbeitsgemeinschaft Media-Analyse immer wieder fest, dass die Zeitschriften-Nutzung angeblich trotzdem gar nicht abnimmt. 92,7 Prozent der deutschsprachigen Bevölkerung über 14 liest nach den Daten der neuesten MA Magazine, das sind exakt genauso viele wie bei der letzten Erhebung. Auch Nachwuchssorgen gebe es keine: Bei den 14- bis 19-Jährigen lesen 90,9 Prozent Magazine, bei den 20- bis 29-Jährigen 92,4 Prozent und damit ähnlich viele wie im Durchschnitt aller Alterszielgruppen.

Die angesichts der sinkenden Auflagen erstaunliche Erkenntnis von agma-Vorstand Christian Goedecke: "Die stabilen Reichweiten zeigen: Publikumszeitschriften sind vom vielbeschriebenen Wandel der Mediennutzung kaum betroffen." Trotzdem kann auch dieses Fazit nicht darüber hinweg täuschen: Der Großteil der Zeitschriften verlor auch nach den Zahlen der Media-Analyse an Lesern. Über 100 Reichweiten-Verlierern standen nur 60 Gewinner gegenüber. In der Top 20 der meistgelesenen Zeitschriften fanden sich nur fünf Titel, die zulegen konnten. Falls also tatsächlich genauso viele Deutsche Zeitschriften lesen, dann lesen Sie im Gegenzug zumindest weniger unterschiedliche Titel.

Die großen aktuellen Magazine können trotzdem relativ gelassen auf die Zahlen blicken. Der "Spiegel" baute seine Reichweite sogar minimal um 0,3 Prozent auf 6,35 Millionen Leser aus. Der "Stern" verzeichnete zwar Verluste, sie fielen mit -0,4 Prozent aber sehr überschaubar aus. Die Reichweite liegt nun bei 7,93 Millionen. Beim "Stern" darf man sich zudem beim Blick auf den Ableger "View" freuen: Um satte 26 Prozent zog die Reichweite hier auf nun 910.000 an. Nur der "Focus" geriet etwas stärker unter Druck und büßte 1,6 Prozent seiner Reichweite ein. Knapp über fünf Millionen Leser verzeichnet das Heft den MA-Daten zufolge noch - was übrigens angesichts einer verkauften Auflage von zuletzt noch 550.000 allerdings schon einer erstaunlichen Leserzahl pro gedrucktem Heft entspräche.

Erstaunliche Entwicklungen gab es auch im Programmie-Segment. Auflagen-Gewinner "TV Digital" gehörte diesmal zu den Reichweiten-Verlierern. Dafür finden sich in diesem Segment diesmal viele Traditions-Titel, die zulegen konnten. "Gong" verzeichnete einen Reichweiten-Zuwachs um 8 Prozent, "TV Hören + Sehen" um 6 Prozent, selbst "TV Spielfilm" konnte diesmal um 3 Prozent zulegen und zog damit an "TV Movie" vorbei, das den Abwärtstrend weiter fortsetzte.  Klar zulegen konnte auch noch "TV klar" mit 20 Prozent Plus, "Super TV" mit 17 Prozent Plus und "TV Direkt" mit 6 Prozent Plus. "Auf einen Blick", "Bild + Funk" (beide 6 Prozent im Minus) und "Bildwoche" (4 Prozent im Minus" blieben hingegen auf Tauchstation.

Die 20 meistgelesenen Zeitschriften waren laut MA 2012/II:

  Leser in Mio.
ma 2012/II
Leser in Mio.
ma 2012/I
Veränderung
in Prozent
ADAC Motorwelt
16,64
17,15
- 3,0 %
rtv
11,74
12,66
- 7,3 %
Bild am Sonntag
10,47
10,78
- 2,9 %
Stern
7,93
7,96
- 0,4 %
tv 14
7,11
6,89
+ 3,2 %
Prisma
6,60
7,06
- 6,5 %
Der Spiegel
6,35
6,33
+ 0,3 %
Bild der Frau
6,04
6,32
- 4,4 %
TV Spielfilm
5,91 5,77
+ 2,4 %
TV Movie
5,73
5,91
- 3,0 %
Focus
5,01
5,09
- 1,6 %
Sport Bild
4,36
4,49
- 2,9 %
Hörzu
4,31
4,25
+ 1,4 %
TV Digital
4,23
4,36
- 3,0 %
Bunte
4,01
4,15
- 3,4 %
Computer Bild
3,97
4,31
- 7,9 %
GEO
3,44
3,61
- 4,7 %
tv Hören + Sehen
3,38
3,18
+ 6,3 %
kicker
3,22
3,45
- 6,7 %
Super-Illu
3,08
3,37
- 8,6 %

Reichweitenstärkste Zeitschrift blieb unterdessen auch in diesem Jahr die "ADAC Motorwelt", die das aber natürlich ihrem Status als Mitglieder-Blatt des ADAC zu verdanken hat. Die Reichweite sank trotzdem um 3 Prozent auf 16,64 Millionen. Weit oben rangieren stets auch die Programmie-Supplements "rtv" und "Prisma", die mit Verlusten von 7,3 und 6,5 Prozent aber deutlich unter dem Auflagenschwund bei Tageszeitungen leiden. Der reichweitenstärkste am Kiosk erhältliche Titel war erneut die "Bild am Sonntag", die anders als bei der letzten MA allerdings ebenfalls fast drei Prozent an Auflage verlor.

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