Zunächst war es im wahrsten Sinne des Wortes eine "verbotene Liebe": Als die ARD vor mehr als einem Jahr für mehrere Wochen das "Quizduell" mit Jörg Pilawa am Vorabend ausprobierte, dürften bei den Machern des Soap-Dauerbrenners "Verbotene Liebe" bereits sämtliche Alarmglocken geschrillt haben. Tatsächlich sollte es von diesem Tag an nur noch wenige Monate dauern, bis das Ende der täglichen Serie offiziell bekannt gegeben wurde. Und so startete das "Quizduell" mit runderneuerter Mitspiel-App zu Jahresbeginn also in den Regelbetrieb. Weil Moderator Jörg Pilawa jedoch eine ausgiebige Sommerpause gegönnt wurde, durften in den vergangenen Wochen mit "Gefragt - gejagt" und "Wer weiß denn sowas?" noch zwei weitere Rateshows ihr Glück am Vorabend versuchen.

Bevor das "Quizduell" am kommenden Montag also seine Rückkehr feiern wird, lohnt sich ein Blick auf die Entwicklung der Quoten - und die geben den ARD-Verantwortlichen vor allem hinsichtlich der Einstellung der "Verbotenen Liebe" recht. Im vorigen Jahr verzeichnete die Soap im Schnitt weniger als 1,3 Millionen Zuschauer, der Gesamt-Marktanteil belief sich auf 7,1 Prozent. Im Januar lag der Marktanteil sogar bei gerade mal noch 6,2 Prozent. Das "Quizduell", das zunächst bis Mitte Mai zu sehen war, machte seine Sache mit einem Marktanteil von 8,3 Prozent schon deutlich besser. Dabei blieb der große Durchbruch zunächst jedoch aus: Zwischenzeitlich verzeichnete die interaktive Live-Show sogar weniger als sieben Prozent Marktanteil.

Mit einem Prominentenspecial schaffte das "Quizduell" Anfang Mai jedoch zwischenzeitlich immerhin knapp zwölf Prozent Marktanteil. Und doch waren zweistellige Marktanteile die Ausnahme - anders als bei Pilawas Sommer-Vertretungen, die dem "Quizduell" zuletzt sogar sehr deutlich den Rang abliefen. Zwar startete Alexander Bommes mit seinem vom NDR geholten Quiz "Gefragt - gejagt" zunächst auf dem Quoten-Niveau des "Quizduells", doch schon nach zwei Wochen gelang ihm erstmals der Sprung in die Zweistelligkeit - und das sollte sich bis zum Ende der Staffel noch mehrfach wiederholen. In der letzten Sendewoche bewegte sich "Gefragt - gejagt" sogar durchweg oberhalb der Marke von zehn Prozent beim Gesamtpublikum.

Marktanteils-Trend: Gefragt - gejagt
Gefragt - gejagt

Daran konnte Kai Pflaume mit "Wer weiß denn sowas?" ab Anfang Juli zunächst nicht anknüpfen, was allerdings ein Stück weit auch auf ein schwächeres Vorprogramm zurückzuführen war: Die Tour de France hatte dem Ersten am späten Nachmittag so manchen Zuschauer gekostet. Ab Ende des Monats legte die von UFA Show produzierte Rateshow dagegen kräftig zu. Das lag vor allem am überraschend erfolgreichen Samstagabend-Ausflug: Mit einer XXL-Ausgabe verzeichnete Das Erste nämlich mitten im Juli mehr als fünf Millionen Zuschauer und machte so manchen davon offenbar neugierig, auch mal am Vorabend einzuschalten. Die Folge: Schon zwei Tage später markierte "Wer weiß denn sowas?" mit knapp zwei Millionen Zuschauern einen neuen Bestwert um 18:00 Uhr.

So viele Zuschauer hatte der Sender mit seinem regulären Programm auf diesem Sendeplatz schon seit Jahren nicht mehr erreicht. Und die positive Entwicklung sollte sich noch weiter fortsetzen: Bis zuletzt lagen die Marktanteile konstant im zweistelligen Bereich, gleich mehrfach wurden sogar mehr als 13 Prozent erzielt - ein voller Erfolg am bislang als Todeszone verunglimpften ARD-Vorabend. Mit im Schnitt knapp 1,6 Millionen Zuschauern und einem Marktanteil von 10,7 Prozent war "Wer weiß denn sowas?" somit die bislang erfolgreichste der drei Quizshows. "Gefragt - gejagt" - eine Adaption des ITV-Hits "The Chase "- schlug sich mit 1,42 Millionen Zuschauern sowie 9,8 Prozent Marktanteil nicht ganz so gut, war am Ende aber wie erwähnt ebenfalls im zweistelligen Bereich unterwegs.

Marktanteils-Trend: Wer weiß denn sowas?
Wer weiß denn sowas?

Die Shows mit Alexander Bommes und Kai Pflaume hatten es allerdings etwas leichter als das "Quizduell", immerhin mussten sie im Sommer nicht gegen Erstausstrahlungen der überaus quotenstarken "SOKOs" im ZDF antreten. Dennoch liegt die Messlatte für Jörg Pilawa, der schon vor Monaten mit seinem "Quizduell"-Abschied kokettierte, inzwischen höher als noch vor einigen Wochen - auch von seiner Show dürften angesichts der jüngsten Vorabend-Erfolge inzwischen Marktanteile von mehr als zehn Prozent erwartet werden. Mit der Rückkehr aus der Pause wird übrigens noch einmal am Konzept geschraubt. So soll eine zweite Schnellraterunde mehr Spannung versprechen. Nach drei Fragerunden hat ein Mitglied des Studioteams künftig die Möglichkeit, mit möglichst vielen richtigen Antworten die Gewinnsumme nochmals deutlich zu erhöhen.

Dass sowohl "Gefragt - gejagt" als auch "Wer weiß denn sowas?" fortgesetzt werden sollen, überrascht unterdessen nicht. ITV Studios, das auch das "Quizduell" herstellt, wird mit der Produktion von "Gefragt - gejagt" noch im September beginnen. Schon Ende Oktober könnte die Sendung auf den Bildschirm zurückkehren. Einen offiziellen Termin hat der Sender allerdings noch nicht genannt. Fürs Erste ist das eine ungewohnt komfortable Situation: Gleich drei Formate mit guten Quoten auf dem traditionell schwierigen Sendeplatz etabliert zu haben, dürfte die Arbeit von Vorabendkoordinator Frank Beckmann um einiges leichter machen. Alle drei Shows eint übrigens, dass sie auch beim jungen Publikum erfolgreicher waren als die "Verbotene Liebe": Während die Soap zu Jahresbeginn auf dem 18:00-Uhr-Sendeplatz im Schnitt nur noch einen Marktanteil von 4,6 Prozent bei den 14- bis 49-Jährigen verzeichnete, kam das "Quizduell" auf immerhin 5,0 Prozent. "Gefragt - gejagt" erzielte 5,2 Prozent und "Wer weiß denn sowas?" sogar knapp sechs Prozent.

Die wohl wichtigste Erkenntnis ist daher, dass die Zuschauer Lust haben auf Shows - es ist quasi die Rückkehr eines lange totgeglaubten Genres. Und streng genommen könnte die ARD damit auch die Zeit zwischen 18:50 Uhr und der "Tagesschau" aufpolieren. Als Ende Juli am Freitagabend ausnahmsweise eine Doppelfolge von "Wer weiß denn sowas?" zu sehen war, gelang es dem Sender, die Reichweite im Vergleich zur Vorwoche aus dem Stand zu verdoppeln. Heiter für Pflaume - und auf Dauer womöglich tödlich für die Schmunzelkrimis, die auch vier Jahre nach dem Start aus Quotensicht noch immer keine Bäume ausreißen.