Was angesichts der Auflagenentwicklung der letzten Jahre nur eine Frage der Zeit war, ist nun passiert: Die "Bild am Sonntag" ist keine Auflagenmillionärin mehr. Laut der heute veröffentlichten IVW-Zahlen für das 4. Quartal wurden in den letzten drei Monaten 2016 im Schnitt wöchentlich nur noch 930.232 Exemplare verkauft, das waren über 100.000 weniger als noch ein Jahr zuvor und entspricht einem Minus von satten 10,8 Prozent.

Der werktäglichen "Bild" erging es dabei nicht wesentlich besser: Hier lag das Minus im Vergleich zum Vorjahresquartal ebenfalls bei fast zehn Prozent, 1,69 Millionen Exemplare der gedruckten Ausgabe werden hier im Schnitt täglich abgesetzt. Dem gegenüber standen im Dezember aber immerhin 344.186 zahlende Bild-Plus-Abonnenten. Allerdings fällt das Wachstum an zahlenden Online-Nutzern deutlich geringer aus als der Rückgang der zahlenden Print-Kundschaft. Im Vergleich zum Dezember 2015 betrug der Zuwachs etwa 34.000 Online-Abonnenten.

Für die "Bild" ging's deutlich stärker bergab als für andere Zeitungen. Die "Süddeutsche" etwa konnte ihre Auflage mit einem Minus von 0,1 Prozent fast stabil halten, betrachtet man nur die "harten" Auflagenbestandteil Einzelverkauf und Abo und rechnet Auflagenkosmetik heraus, lag das Minus bei immer noch überschaubaren 0,7 Prozent. Das "Handelsblatt" kann sogar ein kleines Auflagenplus verbuchen. Jeweils um rund 7 Prozent sank die harte Auflage bei "FAZ" und "Welt".

Bei den Wochenzeitungen gab's diesmal allgemein deutlichere Minus-Zeichen. Die harte Auflage der "FAS" sank um 7,7 Prozent, die der "WamS" sogar um 8,9 Prozent. Die "Zeit" hält sich zwar offiziell bei der Verkauften Auflage über der 500.000er-Marke, die harte Auflage beträgt allerdings nur 416.296. Hier lag das Minus bei 3,1 Prozent. Zulauf hat weiterhin die "Junge Freiheit", deren harte Auflage um 6,6 Prozent stieg. Noch deutlicher legte am anderen Ende des politischen Spektrums der "Freitag" zu, dessen Auflage um über 12 Prozent anzog. Beide spielen aber mit einer verkauften Auflage von 28.372 bzw. 21.597 mehr als eine Liga tiefer als die Konkurrenten.

Kauftitel mit der höchsten verkauften Auflage

  Verkaufte
4/2016
Verkaufte
4/2015
+/-
absolut
+/-
in Prozent
TV 14
2.263.791 2.354.935 -91.144 -3,9 %
Bild
1.690.485 1.873.242 -182.757 -9,8 %
TV Digital
1.612.809 1.658.488 -45.679 -2,8 %
TV Direkt
1.131.045 1.115.450 +15.595 +1,4 %
Hörzu
1.018.921 1.056.936 -38.015 -3,6 %
TV Movie
995.564 1.092.876 -97.312 -8,9 %
Landlust
977.077 1.047.668 -70.591 -6,7 %
Bild Am Sonntag Gesamt
930.232 1.042.493 -112.261 -10,8 %
Nur TV Plus
811.192 742.201 +68.991 +9,3 %
TV Spielfilm
808.493 875.003 -66.510 -7,6 %
Auf Einen Blick
806.446 861.058 -54.612 -6,3 %
Der Spiegel
777.877 796.234 -18.357 -2,3 %
Bild Der Frau
742.009 775.575 -33.566 -4,3 %
Freizeit Revue
695.445 729.034 -33.589 -4,6 %
Stern
643.650 721.178 -77.528 -10,8 %

Nicht nur bei den Zeitungen dominieren Minuszeichen, auch wenn man auf die auflagenstärksten Zeitschriften blickt, sieht man wenig überraschend auch im 4. Quartal 2016 wieder vorwiegend rot. Zulegen konnten unter den Top 15 nur "TV Direkt" und "Nur TV Plus", also zwei Programmies. In dem Segment sind es vor allem die billigen Titel, die Zuwächse verbuchen, etwa auch  "TV Pur", "TV für Mich" und "TV 4wochen". Traditionsreiche 14-tägliche Titel wie "TV Movie" (-9 Prozent) und "TV Spielfilm" (-7,5 Prozent) sind hingegen weiter in einem starken Abwärtstrend gefangen. Auflagenprimus bleibt weiterhin die "TV 14", auch wenn es auch hier ein Auflagenminus von knapp 4 Prozent gab.

Unter den großen aktuellen Magazinen machte im zurückliegenden Quartal vor allem der "Stern" Probleme. Zwar fällt das gewaltige Auflagenminus von 10,8 Prozent nicht mehr ganz so drastisch aus, wenn man nur die harte Auflage betrachtet (dann sind es "nur" 5,9 Prozent), trotzdem war der "Stern" klar der stärkste Verlierer. "Der Spiegel" hielt sich besser mit einem Minus der harten Auflage von 2,7 Prozent. Der "Focus" weist zwar offiziell ein Auflagenminus von 4,2 Prozent auf weniger als 500.000 verkaufte Exemplare aus, die harte Auflage lag aber sogar um 0,5 Prozent höher als im Vergleichsquartal des vergangenen Jahres. Mit weniger als 250.000 Abos und Einzelverkäufen ist sie trotzdem nicht besonders schmeichelhaft.

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