Quelle der Daten für diesen Artikel: AGF Videoforschung

Der Januar ist traditionell der Monat, in dem RTL eigentlich frei ist von Quotensorgen: Das Dschungelcamp sorgt nicht nur allabendlich für hervorragende Quoten, sondern gibt auch dem restlichen Programm Rückenwind. Das war grundsätzlich auch in diesem Jahr so - allerdings fiel der Aufschwung geringer aus als man das gewohnt ist. RTL erreichte bei den 14- bis 49-Jährigen einen Monatsmarktanteil von 14,1 Prozent, das waren 1,3 Prozentpunkte weniger als im Januar letzten Jahres und generell der schwächste Januarwert seit den Anfangsjahren des Senders. Beim Gesamtpublikum reichte es nun nicht mal mehr im Dschungel-Monat für die Zweistelligkeit, 9,6 Prozent betrug der Marktanteil hier.

Das lässt sich zu einem Teil recht leicht erklären: "Ich bin ein Star - Holt mich hier raus" startete in diesem Jahr so spät wie noch nie, daher fallen vier der 16 Tage in den Februar - was im Umkehrschluss im kommenden Monat helfen dürfte. Allein auf diesen kalendarischen Effekt lässt sich der schwächere Monatswert aber nicht zurückführen. Dazu kommt, dass der Dschungel einfach ein gutes Stück schwächer läuft als in den letzten Jahren, fast eine Million Zuschauer kamen im Vergleich zum Vorjahr abhanden.

In der Folge fiel auch der übliche Dschungel-Aufschwung bei "Punkt 12" schwächer aus, blieb bei "Guten Morgen Deutschland" sogar ganz aus. Und die Scripted-Reality-Schiene am Nachmittag liegt generell deutlich unter dem Vorjahr - während die Soaps am Vorabend sogar spürbar zulegen konnten. In der Primetime bleibt nur beim Blick auf den neuen Serien-Dienstag etwas Ernüchterung, weil insbesondere "Beck is back" klar unter den Erwartungen blieb und man wohl auch bei "Sankt Maik" noch auf ein bisschen mehr gehofft hatte. Ansonsten gibt es von "Bachelor" bis "DSDS" und dem hervorragend gestarteten "Big Bounce", von "Lehrer" über "Magda" bis "Beste Schwestern" und auch am Montag mit "WWM" und "Undercover Boss" nichts  zu meckern.

Sat.1 und ProSieben am Boden - nicht nur wegen des Dschungelcamps

Während der Januar für RTL dank Dschungel eine feste Bank ist, tun sich ProSieben und Sat.1 meist schwer. Das war auch in diesem Jahr nicht anders. ProSieben verpatzte den Start ins Jahr mit nur 8,6 Prozent Marktanteil in der Zielgruppe der 14- bis 49-Jährigen so richtig. Zum Vergleich: Im Januar 2017 standen noch 9,8 Prozent auf der Uhr, obwohl RTL damals wie erwähnt stärker war. Auch hier macht wie bei RTL schon die Daytime Probleme. Die Sitcoms am Nachmittag laufen zwar weiterhin solide, aber allesamt schwächer als im letzten Jahr. "The Big Bang Theory" etwa liegt nachmittags zwei Prozentpunkte unter dem Januarwert letzten Jahres bei nur noch 11,3 Prozent., auch "Die Simpsons" sackten um über zwei Prozentpunkte ab und sind mit im Schnitt wenig mehr als 8 Prozent inzwischen ein Flop.

In der Primetime gelang mit dem ""Young Sheldon" zwar der erfolgreichste Serienstart seit vielen Jahren - ansonsten gab's aber nicht viel zu lachen. Der Dienstag liegt selbst mit Erstausstrahlungen in der Regel im einstelligen Bereich, das von Sixx zurückgeholte "Zoo" ist Mittwochs wenig überraschend ein Totalausfall, "Get the f*ck out of my house" startete zwar gut, konnte die Zuschauer aber nicht halten. Und die "Promi Darts-WM" konnte bei Weitem nicht an den Erfolg des letzten Jahres anknüpfen.

Das Lied von den Daytime-Problemen kann man auch nebenan bei Sat.1 singen. Nicht nur dass alle Scripted-Reality-Produktionen am Nachmittag deutlich unter den Vorjarheswerten liegen, die getesteten neuen Formate liefen sogar noch schlechter. Insofern kam man angesichts eines Rückgangs um 0,2 Prozentpunkt bei den 14- bis 49-Jährigen wohl eher noch mit einem blauen Auge davon, 7,9 Prozent sind dennoch ein schlechter Wert.

Auffällig ist, wie stark Sat.1 die älteren Zuschauer in den letzten Jahren abhanden kamen. Ein Trend, der sich nochmal verstärkt hat: Während der Marktanteil bei den 14- bis 49-Jährigen im Jahresvergleich fast konstant blieb, ging's beim Gesamtpublikum um 0,8 Prozentpunkte auf nur noch 5,8 Prozent nach oben. Und während Sat.1 nun erstmals seit den Anfangsmonaten des Senders unter die 6-Prozent-Marke fiel, liegt ProSieben nun schon bei weniger als 4 Prozent. 3,9 Prozent standen noch zu Buche.

Das Erste und das ZDF mit fulminantem Jahresstart

Ein richtig starker Start ins Jahr war es hingegen für die Öffentlich-Rechtlichen. Nun kommen den Öffentlich-Rechtlichen zu Jahresbeginn wie in jedem Jahr die ausgedehnten Wintersport-Übertragungen zugute, dazu kam in diesem Jahr auch noch die Handball-EM, die trotz des vorzeitigen Ausscheidens der deutschen Mannschaft mehrere Male für Topquoten sorgte. Doch es waren nicht nur die sportlichen Ereignisse, die zu den hervorragenden Monatswerten führten.

Sowohl Das Erste als auch das ZDF erzielten ihre besten Monatswerte seit dem Sport-Sommer 2016 mit Fußball-EM und Olympia. Ganz vorne rangiert das ZDF mit 14,2 Prozent Marktanteil beim Gesamtpublikum, nochmal 0,3 Prozentpunkte mehr als im ohnehin schon starken Januar 2017. Das Erste legte im Vorjahresvergleich sogar satte 1,9 Prozentpunkte auf nun 12,5 Prozent zu.

Dieser massive Zugewinn des Ersten lässt sich teils durch einige Primetime-Highlights erklären - der "Tatort" präsentierte sich mit gleich drei Folgen über zehn Millionen Zuschauern früh in Topform, auch zwei Folgen von "Mord bei Nordwest" liefen hervorragend. Einen großen Unterschied macht aber vor allem auch der Vorabend: "Wer weiß denn sowas" ist dort derzeit so erfolgreich wie noch nie. Im Schnitt erzielte das Quiz im Januar fast 18 Prozent Marktanteil. Im Januar letzten Jahres kam "Gefragt - Gejagt" im Schnitt noch auf 12,5 Prozent. Auch das ZDF präsentierte sich u.a. dank verschiedener Krimis in Topform: "Nord Nord Mord", "Wilsberg" und "Die Toten vom Bodensee" zählten über acht Millionen Zuschauer, auch auf den "Bergdoktor" war Verlass, dazu kam mit James Bond auch ein zugekaufter Hit.

Die öffentlich-rechtlichen Sender bleiben dabei weiterhin vor allem beim älteren Publikum sehr stark, doch auch bei den 14- bis 49-Jährigen lagen Das Erste mit 6,8 und das ZDF mit 6,6 Prozent zumindest deutlich über den Januar-Werten des vergangenen Jahres.

In Reihe 2 kann vor allem Vox zufrieden sein

Wenn man die Privatsender der zweiten Generation betrachtet, dann liegen zwischen Vox und RTL II sowie kabel eins schon seit längerem Welten. Das war auch im Januar so. Vox konnte trotz des Dschungels mit 7,1 Prozent Marktanteil bei den 14- bis 49-jährigen einen guten Start ins Jahr hinlegen (im Vergleich zum Januar 2017 ging's sogar leicht um 0,1 Prozentpunkt nach oben), beim Gesamtpublikum lag Vox bei 4,8 Prozent. Der Vorsprung auf ProSieben beträgt hier inzwischen satte 0,9 Prozentpunkte. Während die großen Privaten allesamt ein Daytime-Problem haben, hat Vox hier gut lachen - nur der Vorabend könnte besser laufen. In der Primetime liefen viele Sachen ordentlich, seine größten Zugpferde hatte der Sender im Januar noch nicht ins Rennen geschickt - insofern dürfte man bei Vox mit dem Monat zufrieden sein.

Kein Nachmittagsproblem hat auch kabel eins, wo die US-Krimi-Wiederholungen gut laufen. Hier macht aber nach wie vor der Vorabend Probleme. Weil auch hier Primetime-Leuchttürme fehlten, blieb letztlich ein mauer Monatsmarktanteil von 4,7 Prozent. Im Januar 2017 stand bei kabel eins noch die 5 vor dem Komma. RTL II hält sich mit einem Monatsmarktanteil von 5,3 Prozent bei den 14- bis 49-Jährigen weiterhin deutlich davor, der Jahresstart fiel geringfügig besser aus als im letzten Jahr. Dass der Marktanteil beim Gesamtpublikum unter die 3-Prozent-Marke fiel, ist trotzdem kein gutes Zeichen.

Die Monatsmarktanteile im Überblick

  MA ab 3
+/-
Vormonat
+/-
Jan 17
MA 14-49 +/-
Vormonat
+/-
Jan 17
Das Erste
12,9 +0,7
+1,9
6,8
-0,4
+1,2
ZDF
14,2 +1,0
+0,3
6,6
+0,2
+0,4
RTL
9,6
+1,5
-1,4
14,1
+3,2
-1,3
Sat.1
5,8
-0,5
-0,8
7,9
-0,7
-0,2
ProSieben
3,9
-0,3
-0,8 8,6
-0,1
-1,2
Vox
4,8
+0,1
-0,2
7,1 +0,5
+0,1
RTL II
2,9
-0,3
-0,2 5,3 -0,3
+0,1
kabel eins
3,3
-0,2
-0,2
4,7
-0,1 -0,3

Die Spalte +/- gibt die Veränderung im Vergleich zum Vormonat bzw. zum Vorjahresmonat an. Quelle: DWDL-Recherche

Quelle für alle Daten in diesem Artikel, sofern nicht anders vermerkt: AGF SCOPE 1.5; Marktstandard: Bewegtbild; vorläufig gewichtete Daten; Tages-MA: Auswertungstyp TV-Zeitintervall; nutzungsbezogen; Sendungsdaten: Auswertungstyp TV; produktbezogen;