Quelle der Daten für diesen Artikel: AGF Videoforschung

In dieser Karnevalssaison ging es vergleichsweise hoch her. Neben den alljährlichen Bildern einer gelangweilten Angela Merkel beherrschten Bernd Stelter, Annegret Kramp-Karrenbauer und Bennet die Schlagzeilen. Stelter und Kramp-Karrenbauer mussten sich Kritik für mehr oder weniger gelungene Witze anhören, wobei das vor allem bei Bernd Stelter reichlich kurios wirkte. Weil der WDR eine Zuschauerin, die den Comedian für einen Witz über Doppelnamen auf der Bühne "zur Rede stellte", aus der späteren TV-Übertragung schnitt, schrieben einige Medien von "Zensur". Und Bennet war das Tief, das am Rosenmontag einige Umzüge ausbremste. Der Rosenmontag war dennoch wieder der Höhepunkt des Karnevals - auch im Fernsehen.

Die Übertragungen der Umzüge waren im Ersten und vor allem im WDR sehr gefragt, für den WDR lief es sogar erst einmal noch besser. Über mehrere Stunden hinweg spielte das Dritte Programm in der ersten TV-Liga mit. Es scheint so, als wollten die Karnevalisten am Rosenmontag noch einmal das herausreißen, was in den Tagen zumindest ein Stück weit schief gelaufen war. Die TV-Bilanz des Karnevals 2019 fällt nämlich durchwachsen aus: Zwar holten fast alle Sendungen ansehnliche Marktanteile, etliche Übertragungen mussten jedoch mit Zuschauerverlusten leben.

ARD und ZDF beschränkten sich in diesem Jahr, mit Ausnahme von "Karnevalissimo", auf die klassischen Sitzungen und machten keine Experimente. Erfolgreichste Sendung ist und bleibt "Mainz bleibt Mainz, wie es singt und lacht", die es in diesem Jahr allerdings besonders hart traf. Zwar schalteten 5,81 Millionen Zuschauer ein, im Vergleich zum Vorjahr waren das aber über 600.000 Menschen weniger. Und während die Übertragung im vergangenen Jahr noch an zweistelligen Marktanteilen beim jungen Publikum kratzte, war man davon 2019 wieder ein gutes Stück entfernt. Mit einem Marktanteil von acht Prozent belegten die Mainzer Narren bei den 14- bis 49-Jährigen aber ebenfalls die Spitzenposition, während die meisten anderen Shows zum großen Teil nicht mal fünf Prozent schafften.

Aachener Karneval verliert die meisten Zuschauer

Doch auch andere Sendungen erlebten teils kräftige Verlusten. "Wider den tierischen Ernst" aus Aachen etwa verlor 700.000 Zuschauer gegenüber 2018, bei "Karneval in Köln" waren es 150.000 Menschen weniger. Letztgenannte Sendung musste sich - trotz des Wirbels um den Auftritt von Bernd Stelter - im alljährlichen Dom-Duell "Kölle Alaaf" geschlagen geben, das sich in diesem Jahr im ZDF auf 4,23 Millionen Zuschauer steigern konnte. Größter Gewinner des Karnevals 2019 ist "Düsseldorf Helau", das im Jahresvergleich 330.000 Zuschauer hinzugewinnen konnte, mit einer Reichweite von 3,98 Millionen aber dennoch knapp unter der 4-Millionen-Marke hängen blieb. Unter dieser Marke blieb auch "Karnevalissimo" im ZDF, das 2017 zuletzt noch auf 4,15 Millionen Zuschauer kam.

  Reichweite
ab 3
+/-
Vorjahr
Mainz bleibt Mainz, wie es singt und lacht (ARD)
5,81 Mio.
- 9,5 %
Kölle Alaaf (ZDF)
4,23 Mio.
+ 2,7 %
Karneval in Köln (ARD)
4,16 Mio.
- 3,5 %
Düsseldorf Helau (ARD)
3,98 Mio.
+ 9,0 %
Fastnacht in Franken (BR)
3,79 Mio.
- 10,0 %
Karnevalissimo (ZDF)
3,71 Mio.
k.V.m.
Wider den tierischen Ernst (ARD)
3,14 Mio.
- 18,2 %

Quelle: DWDL.de-Recherche

Ein großer Erfolg ist nach wie vor "Fastnacht in Franken" für den BR, doch auch hier ging es in diesem Jahr deutlich bergab. Nachdem 2018 noch 4,21 Millionen Menschen eingeschaltet hatten und es 2017 sogar rund viereinhalb Millionen Zuschauer waren, lag die Reichweite nun bei 3,79 Millionen. Für den BR ist das natürlich noch immer ein großer Erfolg, im Sendegebiet waren erneut mehr als 50 Prozent Marktanteil drin. Hinzu kommen übrigens noch einmal mehr als 1,7 Millionen Zuschauer, die einen Tag später die Wiederholung sahen. Rechnet man die zwei Ausstrahlungen zusammen, landet "Fastnacht in Franken" also sogar nur knapp hinter "Mainz bleibt Mainz". Von solchen Reichweiten blieben die Fastnachts-Übertragungen im SWR Fernsehen weit entfernt, doch Shows wie die "Narrenschau" oder die "Schwäbische Fasnet aus Donzdorf" knackten die Millionen-Marke, die Mainzer Sitzung "Mumbach Mumbach täterä" erreichte gar bundesweit 1,51 Millionen Zuschauer. Ebenfalls stark: "Hessen lacht zur Fassenacht", das es im HR Fernsehen auf 1,26 Millionen Zuschauer brachte.

Blickt man alleine auf die sieben erfolgreichsten Karnevals-Sendungen bleibt letztlich festzuhalten, dass immerhin fünf von ihnen in diesem Jahr Zuschauerverluste hinnehmen mussten. "Mainz bleibt Mainz" und "Wider den tierischen Ernst" traf es dabei besonders hart. Grundsätzlich holten aber fast alle Übertragungen gute bis sehr gute Quoten - hier hat es sich wohl einmal mehr ausgezahlt, dass insbesondere in den Hauptprogrammen das Programm in den vergangenen Jahren etwas ausgedünnt worden ist. Das sinkende Interesse sollte aufhorchen lassen, die Verantwortlichen müssen aber nicht in Panik verfallen. Nach wie vor ist der Karneval ein verlässlicher Quotenbringer in der Primetime. Von den Rosenmontagsumzügen ganz zu schweigen.

Quelle für alle Daten in diesem Artikel, sofern nicht anders vermerkt: AGF SCOPE 1.9; Marktstandard: Bewegtbild; vorläufig gewichtete Daten; Tages-MA: Auswertungstyp TV-Zeitintervall; nutzungsbezogen; Sendungsdaten: Auswertungstyp TV; produktbezogen;