Die laut IVW gesunkenen Auflagen vieler Printmedien sind inzwischen auch in den Ergebnissen des Printmedien-Rankings der agma angekommen. Eine Zeit lang sah es ja so aus, als würden viele Zeitschriften immer mehr Leser erhalten, obwohl ihre Auflage (teils dramatisch) sinkt. In den neuesten Ergebnissen der MA 2020/I wurden die Reichweiten von 153 Titeln, bestehend aus Zeitschriften, Wochenzeitungen und Supplements sowie dem Lesezirkel und Kino, ausgewiesen - ein überwiegender Anteil davon hat Leser verloren.

Vor allem in den Top 20 dominieren die Verluste. Ganz vorne mit dabei ist der "Spiegel", der laut den aktuellsten Ergebnissen nur noch auf 4,66 Millionen Leser kommt. Das entspricht einem Verlust von fast zwölf Prozent gegenüber der letzten Reichweiten-Studie. Mit 630.000 weniger Lesern ist das Nachrichtenmagazin auch jener Titel, der in absoluten Zahlen am meisten verloren hat. Damit liegt der "Spiegel" jetzt auch deutlich hinter dem "Stern". Ebenfalls eklatante Rückgänge verzeichnen müssen "Bunte" (minus 13,1 Prozent) und "Brigitte" (minus 13,5 Prozent). 

Die langjährige Nummer eins in der Analyse, die "ADAC Motorwelt", lässt sich nicht mehr messen, erscheint damit also nicht mehr in dem Ranking. Das hat mit der Konzeptänderung zu tun: Neuerdings wird das Magazin den ADAC-Mitgliedern nicht mehr kostenlos nach Hause geliefert - dem einher geht wohl auch ein großer Leserverlust, den man offenbar nicht so gerne öffentlich festgestellt sieht. 

Neuer Spitzenreiter im Reichweiten-Ranking der agma ist die "Bild am Sonntag" mit 6,84 Millionen Leser, doch auch hier spiegelt sich das Auflagenminus wider. Bei der letzten Erhebung kam der Titel noch auf mehr als sieben Millionen Leser. In den Top 20 gibt es lediglich drei Gewinner, einer davon ist die "Prisma", die inzwischen mehr Zeitungen beiliegt und ihre Reichweite entsprechend auf 6,19 Millionen steigern kann. Kurios: Inzwischen ist die verbreitete Auflage des Titels höher als ihre tatsächliche Leserzahl. Auch die "Sport Bild" legte auf 4,25 Millionen Leser zu. 

Die 20 meistgelesenen Printmedien waren laut ma 2020/I:

  Leser in Mio.
ma 2020/I
Leser in Mio.
ma 2019/II
Veränderung
in Prozent
zum Vergleich:
IVW-Auflage*
Bild am Sonntag 
6,84
7,17
- 4,6 % 
0,70
Prisma
6,19
5,58
+ 10,9 % 
6,79
TV Movie
5,25
5,32
- 1,3 % 
0,81
stern 5,14
5,29
- 2,8 % 
0,44
rtv
5,04
-
-
-
tv 14
4,86
5,00
- 2,8 % 
1,89
Der Spiegel
4,66
5,29
- 11,9 % 
0,70
Bild der Frau
4,34
4,81
- 9,8 % 
0,60
Sport Bild
4,25
4,08
+ 4,2 % 
0,26
Hörzu
3,51
3,63
- 3,3 % 
0,92
Bunte 3,37
3,88
- 13,1 % 
0,41
TV Spielfilm
3,36
3,62
- 7,2 % 
0,67
Focus
3,30
3,63
 -9,1 % 
0,36
TV Digital
3,29
3,43
- 4,1 % 
1,25
Kino
3,08 2,77
+ 11,2 % 
-
Gala
2,48
2,70
- 8,2 % 
0,21
GEO
2,36
2,44
- 3,3 % 
0,19
tv Hören und Sehen
2,22
2,46
- 9,8 %
0,50
tina
2,22
2,31
- 3,9 % 
0,28
Brigitte
2,06
2,38
- 13,5 % 
0,35

*Verbreitete Auflage 4/2019 in Mio.

Trotz der Tatsache, dass sich die von der agma durch Befragungen ermittelten Leserzahlen inzwischen den Auflagen angleichen, gibt es nach wie vor einige Kuriositäten. Die "Bild am Sonntag" etwa kommt auf nur noch knapp 700.000 Exemplare, die verbreitet werden. Gelesen werden sollen diese von insgesamt 6,84 Millionen Menschen - eine Ausgabe müssten sich demnach fast zehn Menschen teilen. Noch krasser ist das Verhältnis beim "Stern": Hier steht eine verbreitete Auflage in Höhe von knapp 440.000 einer angeblichen Leserzahl von mehr als fünf Millionen gegenüber. Nachrichtenmagazine wie der "Stern" liegen aber teilweise auch an öffentlichen Plätzen oder Arztpraxen aus und erhalten so zusätzliche Leser. Auch spannend: Während die "Sport Bild" zuletzt an Auflage einbüßte, stiegen die Leserzahlen laut agma an.

An dieser Stelle haben wir in den vergangenen Jahren auch immer wieder auf das Missverhältnis beim Titel "Computer Bild Spiele" hingewiesen. Während von der Zeitschrift zuletzt nur noch 20.000 bis 40.000 Exemplare verkauft wurden, lag die angebliche Leserzahl bei knapp einer Million - in den Jahren davor sogar noch teils deutlich darüber. 2019 hat Springer schließlich den Stecker gezogen und das Print-Magazin eingestellt - und damit ganz nebenbei auch bewiesen, wie absurd die agma-Zahlen manchmal sind.